Feuchter Kehricht

Der Stuttgarter Feinstaubalarm hat ja erst mal Sommerurlaub. Das hindert die Politik – allen voran OB Kuhn und Verkehrsminister Hermann – nicht daran, sich schon mal Fahrverbote für Dienselfahrzeuge auszudenken. Wie immer, wenn Regeln aufgestellt werden, sind auch hierbei Ausnahmen zuzulassen.

Sonst käme es zu ungewollten Unannehmlichkeiten. Beispielsweise könnten dann Rathaus und Ministerien nicht mehr mit Klopapier beliefert werden. So einen Scheiß will man natürlich nicht. Aber auch wichtige Besucher, mit denen man sich beim Pressetermin ablichten lassen möchte, sollen weiterhin ins Städtle reinfahren dürfen – deshalb müssen sich alte Dieseltaxis nicht aus dem Staub machen. Und wenn’s mal im eigentlichen Sinne brennt, ja dann soll bitte die Feuerwehr ganz schnell zur Stelle sein – so rasch das eben geht mit den „Oldtimern”, die reihenweise in den Stuttgarter Feuerwehrmagazinen auf ihre Ausmusterung warten. Und so weiter. Dabei ist ja nachweislich nicht bloß der Dieselqualm, der aus dem Auspuff kommt, Schuld am Feinstaub. Aber gegen andere Staubaufwirbler werden keine Verbote verhängt. Noch nicht. Vielleicht werden wir demnächst auch nicht mehr im Sommer auf Winterreifen in die City fahren dürfen, weil die durch ihr grobstolliges Profil fein stauben? Oder nur noch auf schmalen Reifen – Smart ja, Cayenne nein? Vielleicht muss der Laubbläser im Schuppen bleiben und zur Kehrwoche nass gewischt werden? Oder geht das die Politiker einen feuchten Kehricht an?

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 10.5.2017