Flüchtlinge an Amstetter Straße – Fakten und Sorgen

Stuttgart-Hedelfingen … Nun wird es konkret: An der Amstetter Straße wird ein Containerdorf für die Unterbringung von Flüchtlingen gebaut. Am 21. Juli trafen sich zusammen mit Bezirksbeiräten rund 20 Bürgerinnen und Bürger zu einer öffentlichen Information vor Ort. Dabei wurden der Bauplan erklärt, Fragen gestellt und Sorgen vorgetragen. Es zeigte sich: So richtig rund ist das Konzept noch nicht. Am Dienstag, 25. Juli, steht es auf der Tagesordnung der Bezirksbeiratssitzung. Sie ist ebenfalls öffentlich (18 Uhr: Bezirksrathaus, Heumadener Straße 1).

Die Fakten

Das ist bekannt: Auf dem freien Grundstück an der äußeren Amstetter Straße – zwischen Spielplatz und Steuerberaterkanzlei beziehungsweise Elektro Eifler (Amstetter Straße 89/91) – sollen acht doppelstöckige Container mit je vier 42 Quadratmeter-Wohnungen für jeweils bis zu vier Personen aufgebaut werden. Sie dienen der Unterbringung von Flüchtlingen, die die Stadt Stuttgart aufnehmen muss. Die betreffenden Flurstücke am Ortsrand von Hedelfingen gehören zu einem Gewerbegebiet, das ausnahmsweise für die Flüchtlingsunterbringung genutzt werden darf.

Die Containerbauten werden jeweils etwa sechs Meter hoch, werden über WLAN verfügen und begrünte Flachdächer bekommen. Sie sollen in zwei Vierer-Reihen zwischen Amstetter Straße und Uferstraße (B10) angeordnet werden. Zur Bundesstraße hin wird ein Lärmschutzwall mit einer Wand darauf errichtet. Bauherrin ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft SWSG. Die Container sollen nur eine Übergangslösung darstellen; sie lassen sich angeblich wieder abbauen und woanders aufstellen.

Das ist noch offen: Bis zu 124 Personen sollen untergebracht werden. Es könnten aber auch mehr werden, weil Kinder bis zu einem gewissen Alter mit weniger als einer Person mitgezählt werden. Bis zu welchem Alter dies der Fall ist, konnte jetzt vor Ort noch nicht beantwortet werden. Die Antwort soll in der Bezirksbeiratssitzung am 25. Juli nachgereicht werden. Ebenso ist noch unklar, wie die Container belegt werden sollen. Dies kann wohl erst kurz vor der Erstbelegung beantwortet werden, die aller Voraussicht nach zum Frühsommer 2024 erfolgt. Die Stadt rechnet mit einer Bauzeit von einem Dreivierteljahr.

Zur Amstetter Straße hin sind sieben Parkplätze projektiert. Außerdem Technikeinrichtungen sowie ein Müllplatz. Zwischen den Gebäuden soll es Freisitze geben. Ein Aufenthaltsraum für Treffen oder zum Beispiel Deutschunterricht ist in dem Gebäudeensemble nicht vorgesehen. Für Kinderbetreuung und Deutschkurse hofft die Stadt auf integrierende Angebote aus beziehungsweise bei Hedelfinger Vereinen und Organisationen. Da noch nicht absehbar ist, wer in etwa einem Dreivierteljahr an der Amstetter Straße einziehen wird, lässt sich zur Zeit noch nichts über die Beschulung von Flüchtlingskindern sagen.

In einer der Wohnungen soll ein Büro für die Sozialbetreuung des Camps eingerichtet werden. Dafür sieht die Stadt eine Vollzeitstelle vor. Wer der Träger sein wird, ist noch nicht entschieden. Ebenso gibt es noch keine Anzeichen dafür, ob sich ein Flüchtlingsfreundeskreis bilden wird.

Die Sorgen

In der Nachbarschaft gibt es Zweifel, ob sieben Parkplätze ausreichen werden. Für die Einrichtung von Stellplätzen gibt es keinen Schlüssel; gebaut wird, was aufs Grundstück passt. Mit Blick auf möglicherweise einziehende ukrainische Flüchtlinge, die oft mit dem eigenen Auto nach Deutschland kommen, ist man in Hedelfingen skeptisch. Es wird zusätzlicher Verkehr und Parkdruck im angrenzenden Wohngebiet befürchtet.

Sorgenvoll blicken die Nachbarn auf die unklare Belegungsperspektive. Obwohl die Container auf den ersten Blick für vierköpfige Familien gedacht sind, wird eine Unterbringung alleinstehender Männer in Wohngemeinschaften befürchtet. Das bereitet angesichts der frequenzarmen Ortsrandlage vor allem Frauen Sorge. Auch vor möglichen gewaltsamen Konflikten zwischen den Flüchtlingen haben Nachbarn Angst – zumal kein Sicherheitsdienst vorgesehen ist.

Das Foto zeigt beim Ortstermin am 21. Juli (von links) Kai Freier (Bezirksvorsteher von Hedelfingen), Alexander Mattheis (Sozialamt Stuttgart,  Sachgebitsleiter für die Auswahl, Ausstattung und Unterhaltung von Flüchtlingsunterkünften) und Erek Müller (SWSG, Projektentwicklung) mit dem Bauplan. Darauf ist die Anordnung der Container zu erkennen – links unten die Amstetter Straße, rechts oben der Lärmschutzwall zur B10 und oben der benachbarte Spielplatz.


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3 Gedanken zu „Flüchtlinge an Amstetter Straße – Fakten und Sorgen

  • Ich denke, wir haben schon genug Probleme in unserem Stadtteil. Wahrscheinlich kommen halt wieder sogenannte alleinreisende junge Männer. Vielleicht sollten jene freundlichen Unterstützer selbst mit gutem Beispiel vorangehen und die Leute bei sich zuhause aufnehmen.

  • ich bin stolz darauf, dass wir in Hedelfingen unserer sozialen Pflicht nachkommen und Flüchtlingen gute Unterkünfte anbieten. Die Idee eines Flüchtlingsfreundeskreises finde ich toll. Ich hoffe, viele melden sich dafür – ich denke, wenn man sich kennt und austauscht, dann bauen sich viele Ängste ab.

  • Ich finde diese Idee gar nicht gut. Wir haben genug Bedürftige, die sollen doch ihre Autos verkaufen und sich selbst damit was aufbauen. Wir, die hier geboren sind, müssen doch auch schauen, wo wir bleiben. Und keinen interessiert es!

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