Glasfaserausbau – „Drückerkolonnen” unterwegs?

Stuttgart-Riedenberg/Sillenbuch … In der Videokonferenz des Bezirksbeirats Sillenbuch am 23. März wurden Klagen über die Akquisition von Glasfaseranschlüssen im Stadtbezirk laut. Teils berichteten Bezirksbeiräte über Beschwerden von Bürgern, teils wurden sie selber von Haustürvertretern heimgesucht.

Es hieß, derzeit seien „Drückerkolonnen” unterwegs, die an der Haustüre mit zum Teil erheblichem Druck versuchten, Tarifverträge für die Telekom zu verkaufen, weil angeblich nur noch kurze Zeit (die Zeitangaben differerieren in den Berichten) kostenlos ein Glasfaseranschluss zu bekommen sei. Eine Bezirksbeirätin sollte nach eigenem Bekunden sogar als Erstes ihre Bankverbindung angeben. Das hat sie natürlich nicht getan und erst mal bei einem anderen Anbieter nachgefragt. Antwort: Er lege ebenfalls zum Nulltarif einen Glasfaseranschluss in ihr Haus. Einem anderen Bezirksbeirat aus Heumaden wurde auch ein solcher Anschluss plus Telekom-Vertrag angedient, dabei steht Heumaden noch gar nicht auf der Agenda für einen Glasfaseranschluss. Einem Riedenberger Bürger ging es ähnlich. Er berichtete, dass er sofort unterschreiben sollte, weil es angeblich ab Juli „was kostet”.

Die Verunsicherung scheint groß zu sein. Der Sillenbucher Bezirksbeirat hat seinen Bezirksvorsteher aufgefordert, diesbezüglich mit den Verantwortlichen Kontakt aufzunehmen. WILIH hat schon mal Informationen gesammelt.

Das sagt die Deutsche Telekom

Für die Deutsche Telekom, die in Riedenberg und Sillenbuch gerade den Glasfaserausbau betriebt, schrieb Josip Nadj, „dass diese Art der Vermarktung in keinster Weise von der Telekom gewollt, gewünscht oder geduldet wird”. Der für den Vertrieb an Privatkunden Zuständige gibt zu, dass die Telekom ein Unternehmen mit dem Direktvertieb beauftragt habe. In einem Gespräch über die Sillenbucher Vorkommnisse habe er allerdings „nicht den Eindruck gewonnen, dass jemand aus diesem Team derlei ‚Beratungsmethoden‘ anwendet”. Die Telekom gehe der Sache aber noch einmal nach. Nadj: „Wir versuchen gerade weitere Details zu diesen Vorkommnissen in Erfahrung zu bringen, ob noch jemand weiteres im Gebiet unterwegs ist.”

Stellungnahme der Gigabit-Region

Hans-Jürgen Bahde, Breitbandbeauftragter der Region Stuttgart und Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart GmbH (GRS) ließ mitteilen: „Direktvermarktung ist in vielen Branchen ein wirksames und etabliertes Vertriebsinstrument. Wir vertrauen in das Qualitätsmanagement unseres erfahrenen und kompetenten Ausbaupartners Telekom, das dabei hilft, etwaiges Fehlverhalten zu minimieren und abzustellen.“

Das rät die Verbraucherzentrale zum Glasfaserausbau

Eine Fülle von Antworten zu üblichen Fragen rund um den Glasfaserausbau gibt die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hier.

Das rät die Polizei zu Haustürgeschäften

Grundsätzlich rät die Polizei bei sogenannten Haustürgeschäften:

… Seien Sie misstrauisch gegenüber unbekannten Personen, die in Ihre Wohnung oder Ihnen Waren bzw. Verträge anbieten möchten.
… Lassen Sie sich niemals unter Zeitdruck setzen und unterschreiben Sie grundsätzlich keine Verträge an der Haustüre, die Sie nicht genau verstanden haben.
… Unterschriften sind nie „reine Formsache“, mündliche Absprachen immer unwirksam.
… Achten Sie darauf, ob die Person Arbeitskleidung trägt. Lassen Sie sich ggf. einen Firmenausweis zeigen.
… Rufen Sie bei verdächtigen Wahrnehmungen umgehend die Polizei unter der Rufnummer 110!

Weitere Informationen finden Bürgerinnen und Bürger unter www.polizei-beratung.de oder beim Referat Prävention des Polizeipräsidiums Stuttgart von Montag bis Freitag von 8.30 bis 11.30 Uhr unter der Telefonnummer 0711 89901241.

Grundsätzliche Ratschläge der Kriminalprävention finden sich zusammengefasst auch hier.

Foto oben: Glasfaserrollen, wie hier am Ende der Eichenparkstraße, gehören derzeit in Riedenberg und Sillenbuch zum Stadtbild.

Wer wilih.de liest, weiß Bescheid und kann mitreden – und darf wilih.de gerne weiterempfehlen!