Gute Vernichtung, liebe Hamster!

Wer hätte es gedacht? Klopapier ist keineswegs der Tabellenführer unter den Hamsterkäufen der Deutschen. Die WELT hat darüber am 8. März in einem Artikel berichtet, der sich aber leider auf der Internetseite der Tageszeitung hinter einer Bezahlschranke verbarg. Dank der Kollegen des Magazins FOCUS sind die Ergebnisse der zitierten Marktstudie dennoch ohne Griff ins Portemonnaie lesbar gewesen (Quelle: hier). Was im Übrigen zeigt, wie man auch als findiger Leser fleißig hamstern kann – in diesem Falle Informationen. Aber zurück zum eigentlichen Thema, dem Hamstern der Deutschen vor, während und wegen diverser Corona-Lockdowns. Lediglich acht Prozent Umsatzplus sei im Jahr 2020 bei Toilettenpapier zu verzeichnen gewesen, haben die Marktforscher angeblich herausgefunden. Bei Lebensmitteln und Hygieneartikel habe des Umsatzplus hingegen 8,9 Prozent betragen. Die zitierte Begründung der Marktforscher leuchtet ein: „Es wurde zwar doppelt so viel gebacken wie noch im Vorjahr, aber die Konsumenten sind deswegen nicht doppelt so häufig auf die Toilette gegangen.” Ernährungsexperten wüssten hierzu vielleicht den einen oder anderen Einwand vorzubringen, weil es auch Backwaren geben mag… Wir wollen das hier nicht vertiefen, denken Sie bei Bedarf einfach mal an – zum Beispiel – Zwiebelkuchen. Zum zweiten Mal zurück zum Thema, welches offenbar zu Ablenkung anstiftet. Interessant ist, dass mit Seifen und Syndets (plus 74,6 Prozent), Bad- und Sanitärreinigern (plus 68,2 Prozent) sowie Haushaltshandschuhen (plus 55,2 Prozent) gleich drei Produktgattungen auf dem Siegertreppchen der Umsatzzuwächse gegenüber 2019 gelandet sind, die den Verdacht nahelegen, dass wir vielleicht nicht ganz sauber sind, es aber sehr gerne wären. Hingegen sind Produkte, mit denen man keinen Staat einlegen kann, wenn man seine Mitmenschen nicht sehen darf, wohl zum Teil deutlich weniger gekauft worden. Da tritt dann – und offenbar nicht bloß bei den Schwaben – eine gewisse Sparsamkeit zu Tage. Nach dem Motto: Wozu Lippenstift und Make-up, wenn ich niemandem begegne? Ähnlich wie das Jogginghosen-Phänomen: Bei der Videokonferenz obenrum durch schicke Bluse und Perlenkette oder glattgebügeltes Hemd mit modischer Krawatte einen auf Business machen und unterhalb der Tischkante bequemer Freizeitkleidung und Pantoffeln freien Lauf lassen. So, wer jetzt genug gelesen hat und mal aufs Klo muss: Kein Problem, denn laut Marktstudie müsste aus den Vorratskäufen vor Weihnachten noch genügend Toilettenpapier übrig sein. Gute Vernichtung!

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