Hedelfinger Platz – erst Brücke, dann Kreisverkehr

Stuttgart-Hedelfingen/Wangen, [post_published] … Die Umgestaltung des Hedelfinger Platzes wird länger auf sich warten lassen. Bevor die vielbefahrene Kreuzung zum Kreisverkehr umgebaut werden kann, müssen nämlich erst die Otto-Hirsch-Brücken saniert werden. Externe Verkehrsexperten werden den Verkehrsknoten nun untersuchen. Doch vor 2026 ist an einen Kreisel nicht zu denken.

Nach zwei internen Abstimmungen mit dem Hedelfinger Bezirksbeirat im Jahr 2021 haben die Verkehrsplaner der Stadt Stuttgart inzwischen konkretere Pläne für den Hedelfinger Platz und die Verkehrsführung auf den Otto-Hirsch-Brücken entwickelt. Nach einer ausführlichen Präsentation in Hedelfingen (18.10.2022) erhielten am 21. November auch die Wangener Bezirksbeiräte einen Überblick über die Planung. Wangen wird als angrenzender Stadtbezirk von den Baumaßnahmen tangiert.

Leidgeprüfte Wangener fordern bessere Umleitungsinformation

Bereits jetzt warnen Wangener Beiräte deshalb für die Hedelfinger Bauzeit vor einem Verkehrschaos, wie sie es derzeit im eigenen Stadtteil erleben. Hoffentlich erinnert sich die Stadt in einigen Jahren noch an die Forderung der Wangener, rechtzeitig in Umleitungspläne einbezogen zu werden. Die nun für einen Start April/Mai 2023 terminierten und bis etwa Februar 2024 dauernden Bauarbeiten an der Hauptradradroute 2 (2. Bauabschnitt) an der Hedelfinger Straße zwischen Wangen und Hedelfinger Platz werden der Stadt bereits Gelegenheit zu der jetzt versprochenen besseren Kommunikation geben. Dann wird es nämlich lange Zeit eine große Umleitung über Otto-Konz-Brücken, B 10 und Otto-Hirsch-Brücken geben. Kleinere Umleitungen im Bereich zwischen Wangen und Hedelfingen kommen im Lauf der Bauarbeiten noch hinzu.

Die Hauptradroute 2 soll – wie geplant – konsequent von Wangen bis vor den Hedelfinger Platz fertig gebaut werden. Bis etwa hundert Meter vor den Verkehrsknoten soll auf der Hedelfinger Straße – von Wangen kommend  – der Radfahrer einen eigenen Fahrstreifen bekommen. Dann ist Schluss, und er muss sich die Fahrbahn mit den Autos teilen. Und weil der spätere Kreisverkehr nicht genügend Raum für eine Radspur außen herum bieten kann, werden sich Radler im „Mischverkehr” über das Rondell zu bewegen haben – und hoffen müssen, dass kein Autofahrer je versucht, sich vorzudrängeln. Selbst routinierten Radfahrern treibt diese Vorstellung Sorgenfalten auf die Stirn. Aber bei der Stadt Stuttgart hält man diese Verkehrsführung nach wie vor für sicher genug.

Was bietet die Hauptradroute den Radfahrern wirklich?

Ob die Hauptradroute mit der Nummer 2 wirklich im von den Verkehrsplanern der Stadt Stuttgart erhofften Umfang genutzt werden wird, das wird sich erst in der späteren Praxis zeigen. Skeptiker befürchten, dass alle Baustellen und Umleitungen eines Tages rückblickend als unnötige Belästigung der Anwohner und Pendler eingestuft werden könnten – weil sich die Radfahrer autofreie Wege im Umfeld suchen, die ihnen sicherer erscheinen.

Erster Frust zeigt sich bereits, weil von den insgesamt 15 Millionen Euro, die auf den drei Abschnitten von Stuttgart-Ost über Wangen bis nach Hedelfingen verbaut werden, nur wenig zu sehen sein wird, von dem Radfahrer und Fußgänger wirklich etwas haben werden. In der Tat werden Straßen bis auf den Untergrund saniert und neu aufgebaut, Gehwege saniert, Ampelanlagen erneuert, Z-Überwege über die Stadtbahngleise gebaut, Seitenräume neu geordnet, Bäume gepflanzt und Kreisverkehre errichtet. Fahrbahnmarkierungen zum Schutz von Radfahrern sind nur die Spitze des Eisbergs. Der Wangener Bezirksbeirat Gerhard Föll wurde jetzt deutlich: Man solle endlich von dem Begriff „Hauptradroute” abrücken, forderte er, es handele sich in Wahrheit um ein Straßenbauprojekt.

Kreisverkehr am Mittelkai und Halbanschluss des Otto-Hirsch-Centers geplant

Was jetzt für den Hedelfinger Platz und die Otto-Hirsch-Brücken geplant wird, steht auch nur am Rande im Zusammenhang mit der Radroute. Zum einen ist ein großer Kreisverkehr am Hedelfinger Ortseingang ein Zugeständnis, das die Stadt dem Hedelfinger Bezirksbeirat machen musste, um grünes Licht für die umstrittene Hauptradroute 2 zu bekommen. Eine Verbesserung gegenüber der heutigen Ampel-Kreuzung erwarten die Verkehrsplaner angesichts der enormen Verkehrsmengen für die Hauptverkehrszeiten allerdings nicht – wohl aber für die 20 Stunden am Tag, an denen nicht so viel los ist. Zum anderen kommt nun hinzu, dass sich Teile der Otto-Hirsch-Brücken bei einer Überprüfung als sanierungsbedürftig erwiesen haben. Dadurch hat sich der Zeitplan geändert. Die Brückenbauwerke haben jetzt Priorität. Der Blick der Planer richtet sich aber auch auf Maßnahmen zur vermeintlich besseren Verkehrslenkung.

Zu-/Abfahrt Otto-Hirsch-Center
Der Vollanschluss des Otto-Hirsch-Centers steht zur Disposition

So wurde inzwischen auch noch ein Kreisverkehr am Mittelkai projektiert. Der Westkai soll Einbahnstraße in Richtung Otto-Konz-Brücken (Wangen) werden; Parkmöglichkeiten für Lastwagen sollen erhalten bleiben. Noch keine finale Klärung gibt es zu einem vor Ort gewünschten Vollanschluss der B 10. Der Zielkatalog der Verkehrsplaner umfasst auch bessere Umsteigebeziehungen zwischen Bussen und Stadtbahnen, eine Busbeschleunigung sowie ein geordneteres Miteinander von Bussen, Individualverkehr und Radverkehr auf den Otto-Hirsch-Brücken.

Sehr laut wird darüber nachgedacht, nur noch einseitig – von der B10 und nicht mehr von Hedelfingen aus – das Otto-Hirsch-Center anfahren zu lassen („Halbanschluss”). Die Ausfahrt aus dem Einkaufszentrum soll bei dieser Planvariante auch nur einseitig – zum Hedelfinger Platz – möglich sein. Wer in die jeweilige Gegenrichtung fahren möchte, müsste dann über einen Kreisverkehr – Hedelfinger Platz oder Mittelkai – wenden.

Baubeginn am Hedelfinger Platz frühestens 2026

Was inzwischen angedacht wurde, soll in den kommenden Monaten näher untersucht werden. Nach Vorliegen des jetzt in Auftrag gegebenen Verkehrsgutachtens und weiterer Planverfeinerungen soll Ende 2023 über den Umbau der Brücken sowie des Hedelfinger Platzes entschieden werden. Stellt der Stuttgarter Gemeinderat die notwendigen Mittel zur Verfügung, könnte ab 2026 gebaut werden. Nach heutigem Stand käme zuerst die Brückensanierung dran, anschließend der Bereich Am Westkai und im letzten Abschnitt der Hedelfinger Platz. Bis es in Hedelfingen „rund” geht, ist also noch Geduld gefragt.


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