Immer brav dem „Safety Bike” hinterher!

Als Autofahrer gewinnt man zunehmend den Eindruck: Je mehr Radwege es gibt, um so mehr und um so lieber fahren Radfahrer auf der Straße. Und seit die neue Abstandsregel gebietet, beim Überholen den Radler mit einer Distanz von mindestens eineinhalb Metern zu umkurven, ist das Vorbeifahren an Zweirädern innerhalb „geschlossener Ortschaften” (nebenbei: was für ein merkwürdiger Begriff angesichts aus der Mode gekommener Stadtmauern) nahezu unmöglich. So zuckelt der einsame Pedalritter dann vor einer immer länger werdenden Autoschlange einsam den Berg hinauf wie ein „Safety Car” bei einem – meist unfallbedingt, was wir hier nicht hoffen – unterbrochenen Autorennen. Allzu „safe” sollte sich der Radler dabei aber besser nicht fühlen. Denn es kann schon mal sein, dass ein ungeduldiger Autofahrer aus dem hinteren Teil der Autoschlange, der das „Safety Bike” vorne nicht sehen kann, flugs die vor ihm Fahrenden überholt – was im Stadtverkehr wahrlich nicht zu empfehlen ist. Aber es gibt Zeitgenossen, die sich nicht im Entferntesten vorstellen können, warum sich Autos auf einer Stadtstraße mit Tempolimit 50, 40 oder auch nur 30 Stundenkilometern im Schritt-, pardon: Pedal-Tempo vorwärts bewegen. Nur wenig entspannter ist die Situation, wenn ein E-Lastenfahrrad voller Gemüsekisten aus dem Biomarkt von Autos verfolgt wird. Solch ein sperriges Gefährt in der Spur zu halten, ist offenbar um einiges schwieriger als sich den sperrigen Preis dafür zusammenzusparen. Und wenn dann auch noch ein „Corona-Radler” am Lenker sitzt, der vor dem Lockdown mehrere Jahrzehnte Radelpause hatte und nun mehr von seinem Pedelec angetrieben wird als umgekehrt – ja, dann kann man im Interesse seiner Gesundheit nur hoffen, dass alle brav hinter ihm bleiben, ihn nur im Geiste anschieben und dabei schön die Ruhe bewahren.

Rundgeschaut … Die wöchentliche WILIH-Kolumne