Keine Kohle

Wenn sich Teenager in die Fußgängerzone setzen und den Passanten ein Schild entgegenhalten, auf dem „Keine Kohle“ steht, dann ist dies anno 2019 keine Bettelei um mehr Taschengeld, sondern ein Appell an uns alle, das Klima und damit die Welt zu retten. Dass die Fridays for Future (FFF) zu raschen Verbesserungen führen, dürfte niemand ernsthaft erwartet haben. Aber ein Umdenken ist allenthalben in Gang gekommen, nicht bloß bei der Jugend. So legen inzwischen immer mehr Menschen an der Supermarktkasse ihre Kiwis lose aufs Band, verwenden selbst Papiertüten mehrfach und lassen wenigstens hin und wieder ihr Auto in der Garage, um zu merken, dass ihnen der zu Fuß zurückgelegte Kilometer sogar gut tut. Wenn wir jetzt noch lernen, dass nicht nur der Umwelt schaden kann, Plastikbecher einfach dort aus der Hand fallen zu lassen, wo der letzte Schluck getrunken wurde, sondern dass diese Sozialisierung des eigenen Mülls auch zu Lasten der engsten Umwelt namens Mitmenschen geht, die solche Hinterlassenschaften vor ihrer Haustüre oder aus ihrem Vorgarten wegräumen müssen – ja, dann hätten wir nebenbei noch einen weiteren Schritt getan: hin zu mehr Achtung, Eigenverantwortung und Anstand. Frühere Generationen erlernten entsprechende Verhaltensmuster von Kindesbeinen an. Man nannte dies Erziehung. Sollte nun die Generation der Zukunft dazu beitragen, dieses Phänomen wieder zu beleben, wäre für uns alle eine Menge gewonnen.

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 4.9.2019