Kita in Heumaden – Stadt beharrt auf Bernsteinwiese

Stuttgart-Heumaden, [post_published] … Die Bürgerbeteiligung für das Quartier Heumaden-Süd kommt bald zum Ende. Doch schon jetzt stellt die Stadt Stuttgart klar, was sie will – auf der Bernsteinwiese (Foto: Archiv) eine sechsgruppige Kita bauen. In einem neuen Schreiben an den Bezirksbeirat Sillenbuch werden die altbekannten Argumente noch einmal vorgetragen. Entscheidend für die Stadt: Für die Bernsteinwiese hat sie ein Planungsrecht, für andere mögliche Kita-Standorte nicht.

Der Bezirksbeirat hatte in einem gemeinsamen Antrag vom 11. Februar 2023 noch einmal die transparente Darstellung und Prüfung aller bisher diskutierten Kita-Standorte in Heumaden verlangt. Insbesondere mahnt das Stadtbezirksparlament eine adäquate Auseinandersetzung mit dem von ihm ins Gespräch gebrachten Grundstück bei der Einmündung der Bernsteinstraße auf die Kemnater Straße an.

Wurde der Gemeinderat getäuscht?

Darauf nahm Thorsten Donn am 5. April in einem zweieinhalbseitigen Schreiben an den Bezirksbeirat Stellung. Der Leiter des Amtes für Stadtplanung und Wohnen sieht nicht nur sämtliche im Beteiligungsprozess diskutierten Kita-Standorte „dargestellt, geprüft und bewertet”, sondern auch den vom Bezirksbeirat nachgereichten Vorschlag. Dieser sei in der dem Gemeinderatsausschuss für Stadtentwicklung und Technik (STA) vorgelegten Präsentation „enthalten” gewesen und den Stadträten im Vorfeld ihrer Sitzung am 13. Dezember 2022 „zur Verfügung gestellt” worden. Donn schreibt: „Somit konnten sich die Ausschussmitglieder mit allen Inhalten vertraut machen.”

Ob sie dies auch taten und ob ihnen die Brisanz des neuen Standortvorschlags überhaupt noch rechtzeitig vor der entscheidenden Ausschusssitzung bewusst geworden ist, bezweifelt die Bürgerinitiative Bernsteinwiese. Die seit Jahren gegen eine Bebauung der Heumäder Spielwiese kämpfenden Bürger werfen der Stadtverwaltung Täuschung des Gemeinderats vor.

Wie eilig ist das Kita-Vorhaben eigentlich?

Zwar wird bereits seit fünf Jahren über eine Bebauung der Bernsteinwiese gestritten – auch wenn es dabei ursprünglich um einen Neubau der Freien Aktiven Schule ging und nicht um eine städtische Kindertagesstätte. Doch wie eilig ist das Kita-Vorhaben wirklich? Wie stark steht die Stadt bei der Kinderbetreuung unter Druck, muss aufs Tempo drücken?

In der jetzigen Stellungnahme von Amtsleiter Donn wird die örtliche Bedarfssituation immerhin als kritisch dargestellt – so dass die „Thematik des Realisierungszeitraums” als ein „sehr wichtiges Kriterium” anzusehen sei. Aber was heißt das konkret?

In einer Anlage zu Donns Schreiben wird allein die Bernsteinwiese als „sofort umsetzbar” beschrieben. Drei Alternativstandorte seien hingegen voraussichtlich erst ab 2029 umzusetzen – genannt sind die Fläche neben der Mobilen Jugendarbeit, ein Grundstück neben der Tennisanlage des SV Sillenbuch sowie die vom Bezirksbeirat ins Spiel gebrachte Fläche an der Straßeneinmündung Bernsteinstraße/Kemnater Straße. In der Gesamtschau werden alle drei Alternativen „nicht empfohlen”.

Zwei weitere Vorschläge aus der Planungswerkstatt mit Bürgern werden sogar „nicht weiterverfolgt”. Eine Aufstockung der vorhandenen städtischen Kita neben der Mobilen Jugendarbeit sei wegen der resultierenden Gesamtgröße kritisch zu sehen, heißt es. Und im Ladenzentrum („Quartiersplatz”) an der Bernsteinstraße stünde nicht genügend Raum zur Verfügung, außerdem befänden sich die Ladenflächen in Privatbesitz.

Ein ebenfalls bei der Bürgerbeteiligung besprochener Standort neben dem Hundesportplatz auf den Schwellenäckern scheidet nach Ansicht der Stadt völlig aus. Grund: Hier sollen „zügig” Wohnungen gebaut werden. Dort entstehe dann „ergänzender Kitabedarf”, der in diesem Bereich zu decken sei.

Verbesserung durch Stuggikids an der Nellinger Straße

Wie groß der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen sein wird, wenn die jetzt diskutierten Wohngebäude und Kindertagesstätten einmal gebaut sein werden, steht in den Sternen. Die Stadt Stuttgart erkennt zur Zeit für Heumaden eine deutlich „unzureichende Versorgung” im Kleinkindbereich (0 bis 3 Jahre) und auch noch eine Unterdeckung bei den 3- bis 6-Jährigen.

Allerdings – so Thorsten Donn in seinem Schreiben an den Sillenbucher Bezirksbeirat – werde sich die Situation „statistisch deutlich, aber nicht ausreichend” verbessern durch eine neue Kita an der Nellinger Straße 4 in Alt-Heumaden – bei der ehemaligen „Linde”. Dort, so Thorsten Donn, soll eine Kita der Stuggikids GmbH und Co. KG in Betrieb gehen. Das Unternehmen betreibt an der Tunzdorfer Straße – zwischen Milaneo und ehemaligen Bürgerhospital gelegen – eine Kita für Klein- und Vorschulkinder. In Heumaden will sie laut Amtsleiter Donn 35 Plätze für 0-3-Jährige und 30 Plätze für Kinder zwischen drei und sechs Jahren schaffen.

Bedarfsplanung im pränatalen Stadium

Eine Projektion für den Stadtteil Heumaden und den Stadtbezirk Sillenbuch insgesamt für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts oder gar für die 2030er Jahre skizziert die Stadt Stuttgart jetzt aber noch nicht. Doch bei den in Stuttgart gewohnten Zeitabläufen befindet man sich bei der jetzt vorgelegten Bedarfsplanung noch deutlich im pränatalen Bereich. Und wie die Personalsituation bei der Kinderbetreuung in fünf, zehn oder 15 Jahren aussehen wird, ist ebenfalls noch nicht absehbar. Der Unsicherheitsfaktor bei der Planung ist also groß.


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