Laternen abgeschaltet – Protest gegen Verdunklung

Stuttgart-Sillenbuch … Seit einigen Wochen bleiben in Stuttgart einige Straßenlaternen nachts aus. Grund: Insektenschutz. Für die lange Strecke zwischen Ruhbank und Sillenbuch stellte WILIH bereits die Sinnfrage (hier). Nun protestiert der Fahrradverband ADFC gegen die Maßnahme. Der Sillenbucher Bezirksbeirat erhob ebenfalls Einspruch. Und die CDU startete im Stuttgarter Gemeinderat einen Antrag gegen die Verdunklung.

ADFC sieht „Leib und Leben” von Radfahrern gefährdet

„Mit Bestürzung” reagierte der ADFC Stuttgart in einer Pressemitteilung (hier). Zwar habe man „Verständnis für die … Belange des Naturschutzes”, heißt es, vermisse aber „jegliches Augenmaß bei der Umsetzung”. Naturschutzrechtliche Belange und die Sicherheit von Radfahrenden dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, kritisiert der ADFC Kreisverband Stuttgart.

„Wer nun nachts auf der Hauptradroute von der Ruhbank nach Sillenbuch auf dem Radweg unterwegs ist, riskiert Leib und Leben”, sorgt sich die Interessenvertretung der Radfahrer um die Sicherheit insbesondere von Pendlern. Tobias Willerding, Vorsitzender des ADFC Stuttgart, warnt: „Vom Gegenverkehr geblendet, ist selbst bei bester Radbeleuchtung die Bordsteinkante nicht erkennbar, die den Radweg begrenzt.“ Das ADFC-Foto oben zeigt die Problematik.

ADFC fordert Stadt zum Umdenken auf

Unverständlich ist die Verdunklung aus Sicht des ADFC auch deswegen, weil es sich bei der Ruhbank-Sillenbuch-Achse um eine Hauptradroute handelt. Während andernorts, wie in Hedelfingen und Wangen, Millionenbeträge für neue Hauptradrouten ausgegeben werden, wird die Sillenbucher Strecke nun nicht mehr beleuchtet. Beim ADFC sei man bisher davon ausgegangen, „dass die Hauptradrouten weiterhin beleuchtet, sogar nachgerüstet werden”, heißt es. Und weiter: „Jedenfalls darf Beleuchtung ohne vorherige Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit, z.B. reflektierende Fahrbahnmarkierungen, nicht abgeschaltet werden.”

Auch die soziale Sicherheit bleibe bei manchem Lichtabschalten auf der Strecke, kritisiert der ADFC. „Der Weg von der Jahnstraße zur Stadtbahnhaltestelle ‚Weinsteige‘ über das Königsträßle wird für Frauen im Dunkeln zur No-go-Area“, so Ulrike Stoll vom ADFC-Stuttgart-Vorstand. „In der Winterzeit betrifft das Abschalten der Beleuchtung auf derartigen Verbindungswegen auch Schülerinnen und Schüler auf dem Hin- und Rückweg zu Schulen, Sport- und Freizeiteinrichtungen.“

Der ADFC fordert die Stadt daher auf, „das Beleuchtungskonzept schnellstmöglich zu überdenken und zu korrigieren bzw. die Sicherheitsmaßnahmen umgehend nachzuholen”.

Bezirksbeirat Sillenbuch übt Kritik an Dunkelstrecke

Zur Oktober-Sitzung des Sillenbucher Bezirksbeirats hatte die CDU eine umfangreiche Anfrage an die Stadtverwaltung formuliert, in der unter anderem die Blendung von Radfahrern durch entgegenkommende Autos thematisiert wird. Ein Problem, auf das auch der Stuttgarter ADFC hinweist. Dieser CDU-Anfrage haben sich am 16. Oktober alle Fraktionen angeschlossen.

CDU im Gemeinderat sieht Verdunklung als „ultima ratio”

Einen Tag später formulierte die CDU-Fraktion des Stuttgarter Gemeinderats einen Antrag zum Thema (hier). Darin wird der Vorschlag unterbreitet, aus Sicherheitsgründen an fraglichen Strecken Lampen mit Bewegungsmeldern zu installieren. „Diese Lampen würden nur dann aufleuchten, wenn sich jemand in ihrer Nähe bewegt, was einerseits die notwendige Sicherheit im öffentlichen Raum gewährleistet und andererseits den Naturschutz weiterhin unterstützt.”

Allerdings sieht die Rats-Union Bewegungsmelder und erst recht Abschaltungen nur als „ultima ratio”. Für die CDU kämen solche Maßnahmen zudem „nur in ausgewiesenen Naturschutzgebieten” in Betracht.

DEKRA-Studie zu Fahrradsicherheit – 41 Prozent fühlen sich unsicher

Welch große Bedeutung das Thema „Sicherheit” für die Nutzung des Fahrrads im Straßenverkehr und damit für die Mobilitätswende hat, zeigt eine aktuelle Studie, die im Auftrag der Sachverständigenorganisation DEKRA durchgeführt wurde (hier). Zwar wird darin nicht explizit auf die Verdunklung von Radwegen abgehoben. Doch der Befund, dass „sich im Stadtverkehr 41 Prozent der Befragten auf dem Fahrrad unsicher oder sogar sehr unsicher” fühlen, macht deutlich, wie groß der Nachholbedarf in puncto Sicherheit noch ist.

Foto (ADFC): Radfahrer, die nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Radweg zwischen Ruhbank und Sillenbuch unterwegs sind, werden von entgegenkommenden Autos geblendet und können die Bordsteinkante nicht mehr erkennen.


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