Mietwagen verstauben im Wohngebiet
Stuttgart-Riedenberg … Der östliche Ausläufer der Melonenstraße ist der letzte Winkel von Riedenberg. Da ist buchstäblich nichts los. Daneben sind Felder, hundert Meter weiter unten liegt die Jugendfarm. Aber ausgerechnet dort parken am Sonntagnachmittag (26.4.2020, Foto oben) gleich drei Car2Go-Elektro-Smarts des privaten Carsharing-Anbieters „Share now”. Eigentlich sind sie silbergrau oder weiß – im Moment haben sie einen Gelbschleier. Denn sie sind voller Pollenstaub. Hinzu kommen Hinterlassenschaften der Bäume, unter denen sie parken. Einen Smart haben sich Vögel gar als Toilette ausgesucht. Augenscheinlich wurden die Stadtflitzer schon längere Zeit nicht mehr bewegt. Worauf warten sie? Auf besseres Wetter? Auf Kunden wohl eher nicht.

Vor drei Wochen hatten wir an dieser Stelle die Frage gestellt, ob Mietfahrzeuge gerade in Wohngebiete ausgesetzt werden, weil sie jetzt niemand mieten will. Kaum hatte „Share now” dies gegenüber WILIH bestritten, waren die Smarts aus dem Riedenberger Dattelweg verschwunden. Einige Tage später nahm die Stadt Stuttgart noch zu unserer Anfrage Stellung. Sprecher Martin Thronberens verwies auf ein Sonderangebot für Menschen in „systemrelevanten Berufen”. Ihnen biete „Share Now” seine Smarts gerade zum „Selbstkostenpreis” an. Wer ein 30-Tage-Paket buche, zahle weniger als elf Euro pro Tag.
Entweder wohnen am Rande von Riedenberg wenig Systemrelevante. Oder sie nutzen andere Verkehrsmittel, um zu ihren Arbeitsstätten zu gelangen. Also doch eher ein „Corona Crowding” im Wohngebiet? Dass jemand jeden Tag nahezu den Preis von zwei Autowäschen investiert, um ein Auto vorm Haus verstauben zu lassen, mag man im Schwabenland jedenfalls kaum für möglich halten.
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