Neubau der Gradmann-Stiftung – Richtfest gefeiert

Ostfildern-Ruit … In der Ortsmitte von Ruit entsteht ein sechsstöckiges Gebäude mit 14 Wohnungen. Diese werden verhältnismäßig günstig für Mitarbeiter im Pflegedienst bereitgestellt. Damit soll dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.

Noch dominiert ein meterhohes Baugerüst den Anblick im Zentrum von Ruit. Doch hinter dieser temporären Fassade wächst nach und nach heran, was Oberbürgermeister Christof Bolay beim Richtfest am 28. Juli als besonderes Projekt an prominenter Stelle bezeichnete. An der Ecke von Kirchheimer und Hedelfinger Straße lässt die Erich-und-Liselotte-Gradmann-Stiftung für rund 6,3 Millionen Euro ein Wohnhaus errichten, „das nicht nur entsteht, sondern einen sozialen Zweck erfüllen wird”, wie Stiftungs-Geschäftsführer Herbert Rösch sagte. Denn als Generalmieter wird die Samariterstiftung die 14 Wohnungen übernehmen, um ihren Mitarbeitern im Pflegedienst eine Unterkunft bieten zu können. Die Mietkosten für die Fachkräfte werden dabei aufgrund von Subventionen der Gradmann- Stiftung weit unter dem marktüblichen Niveau liegen.

Beim Festakt zum Abschluss der Arbeiten am Rohbau, die im August des vergangenen Jahres begonnen hatten, ging Herbert Rösch auch auf die unzähligen Pläne ein, die erarbeitet worden waren, ehe das endgültige Konzept gefunden war. Zudem hob er die Offenheit, das Verständnis sowie die Denkanstöße der Nachbarn – die Teile ihrer Grundstücke verkauft hatten und deren Häuser abgestützt werden mussten – hervor. Wenn das Baugerüst einmal verschwunden und das Projekt bis voraussichtlich Frühjahr 2021 abgeschlossen sein wird, soll sich das Gebäude „erkennbar rücksichtsvoll in den Kontext einfügen”, sagte der ehemalige Ostfilderner Oberbürgermeister. Die schräge Fassade des 18 Meter hohen Neubaus schafft dabei einen gewissen Abstand zu den Nachbarhäusern, was dem Lichteinfall zugutekommt. Zudem ist es von der Straße ein Stück weit zurückgezogen, um die Blickachse zwischen Marktplatz und Grüner Mitte freizugeben. „Von der Komplexität her, insbesondere was die Statik und den Untergrund betrifft, haben wir so etwas noch nie gemacht”, sagte der Bauleiter Holger Mayer.

Trotz der städtebaulichen Enge sei es den Verantwortlichen gelungen, auf etwa 750 Quadratmetern Grundfläche „umbauten Raum zu entwerfen, der zehn veritablen Einfamilienhäusern entspricht”, meinte Andreas Theilig vom Ostfilderner Planungsbüro Kauffmann, Theilig und Partner. Beim Blick auf die Anfänge des Vorhabens, dessen Planung zu Beginn des Jahres 2017 aufgenommen worden war, merkte Christof Bolay an, dass es damals in den entscheidenden kommunalpolitischen Gremien durchaus auch Kritik gegeben hatte. „Im Pflegebereich ist es besonders wichtig, Fachkräfte zu überzeugen, diese Aufgaben zu übernehmen. Wenn das mit günstigerem Wohnraum in der Ortsmitte gelingt, haben sich sämtliche Diskussionen gelohnt”, so der OB.

„Ich bin mir sicher, dass es eine ganz große Akzeptanz für dieses Haus geben wird, wenn man den Nutzen sieht”, zeigte sich Christof Bolay überzeugt. Zu einem guten Eindruck des Neubaus bei den Bürgern soll auch das Café einer Bäckerei beitragen, das im Erdgeschoss entstehen und das Gebäude zur Kreuzung in der Ortsmitte hin öffnen wird.

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