Orange ist das neue Pink

Jetzt sind sie wieder da – die nicht tot zu kriegenden Wahlplakate. Noch immer sind nicht alle Plakate der Stuttgarter OB-Wahl verschwunden (ja, lieber Herr Schreier, das ist so), da bekommen die Laternen, Schilder und Bäume am Straßenrand bereits neue Gesellschaft. Sie rufen zur Landtagswahl. Vorsicht bitte in Ostfildern: Wenn Sie zwischen den zahlreichen Köpfen und Sprüchen Plakate von Christof Bolay und Robert Langer entdecken – die wollen nicht erst am 14. März und nicht in den baden-württembergischen Landtag gewählt werden, sondern schon am kommenden Sonntag (7. Februar) auf den Chefsessel der Ostfilderner Stadtverwaltung. Dies als Hinweis am Rande für alle, die noch nicht gemerkt oder schon wieder vergessen haben: In Ostfildern ist mal wieder OB-Wahl! Doch zurück zu den Landtagskandidaten, ihren Parteien und Plakaten. Mit weitgehend unbekannten Köpfen und weitgehend austauschbaren Texten. Dabei fällt ein gewisser Hang zu blassem Orange bis hin zu fast vergessenem Beige auf. Retro-Look oder neue Modefarbe? Ist Blass-Orange etwa das neue Krachern-Pink? Orange als – neudeutsch – „Gamechanger”? Die Spitzenkandidatin der CDU hat sich sogar eine passende Jacke angezogen. Das gibt zu denken. Die FDP-Kandidaten hingegen haben aus guten Gründen vermieden, sich in den schrillen Farben ihrer Plakate Marke „Regenbogen” zu kleiden. Soll ja niemand Augenkrebs bekommen! Wobei es auf einen Versuch ankäme, die liberalen Farben einmal zu mischen. Vielleicht käme dann ja auch irgendwann Orange raus?! Weitgehend gleichgültig ist die Farbe für die Wirkung der bislang präsentierten Texte. Die teilweise knapp gehalten sind und wenig aussagen – was kein Junktim sein sollte – und teilweise so lang und schwierig zu lesen sind, dass es dem Vorbeifahrenden nicht wirklich weiterhilft. Zumal eine weitere neue Mode zu sein scheint, die Plakate sehr hoch zu hängen. Aber Achtung: Lesehunger kann vom Straßengeschehen ablenken – was zumindest bei vollen Straßen keine gute Idee ist. Also werden wir es wohl handhaben wie immer vor Wahlen: Wir tolerieren die Plakate als vorübergehende Möblierung der Landschaft. Im aktuellen Fall verbunden mit einer gewissen „Vorfreude” auf den Spätsommer. Denn zum Bundestagswahlkampf kommt ganz bestimmt der nächste Plakatsegen. In Orange?

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