Panorama(um)weg fertig – Naturerlebnis und Ausblick

Stuttgart-Wangen … Der „Wangener Panoramaweg” ist vollendet. Ein fünfköpfiges Team mit Martin Dolde an der Spitze hat die Wegeverbindung zwischen Staibhöhenweg und Faultannenfurch komplett begehbar gemacht. Ein Streit um Gehrechte stand einem direkten Durchgang am Spittelberg entgegen. Doch es war ein Umweg zu schaffen. Zwei Grundstücke, für deren Überquerung bis dato keine Genehmigung zu bekommen war, werden so umgangen. Am Mittag des 18. Juni war der Durchbruch geschafft. Anschließend gewährte Martin Dolde erste Einblicke. Eine offizielle Einweihung für die Wangener Bürger soll voraussichtlich in einem Monat folgen.

Ein „Wangener Panoramaweg” war als solcher eigentlich gar nicht geplant. Er ist vielmehr ein Nebenprodukt einer Recherche, die Martin Dolde im vergangenen Jahr für kommende Beiträge über den Spittelberg in der von ihm verfassten Ortschronik „Aus Wangen” anstellte. Bei einer Ortsbegehung erkannte er, dass vom sogenannten Lötterlinstor hinüber zum Spittelberg (beziehungsweise umgekehrt) eine fußläufige Verbindung exisitiert und nur in Abschnitten noch besser begehbar zu machen wäre. So kam dem Wangener Ortshistoriker die Idee, einen zusätzlichen reizvollen Spazierweg auf Wangens Höhe zu realisieren. Er machte sich an die Arbeit.

„Bürgerwaldpfad” und „Panoramaweg”

Beginnt man die Tour am Staibhöhenweg, geht es oberhalb eines Wohngrundstücks über etliche Stufen und einen steilen Pfad den Spittelbergweg hinauf. Dort befindet man sich inmitten eines dichten Laubwaldes. Um das Jahr 1700 sei dieses Gewann Eigentum der Wangener Bürger gewesen, berichtet Martin Dolde. Dort holten die Menschen seinerzeit ihr Holz und transportierten es ins Tal. So erklären sich die historischen Namen „Bürgerwald” und „Holzweg”, die Dolde für seine Geschichte ans Tageslicht gefördert hat. Für die walddominierte Westhälfte des von ihm ausgedachten Spazierweges ersann er daher zunächst den Namen „Bürgerwaldpfad”.

Panoramaweg Wangen Streckenverlauf
So verläuft der Wangener Panoramaweg

Belohnt werden Spaziergänger in dieser westlichen Hälfte des Pfades durch Naturerlebnisse mit historischem Hintergrund. Kaum zu glauben, wie beeindruckend inmitten einer Großstadt und trotzdem in völliger Abgeschiedenheit ein Stück Naturgeschichte erlebbar werden kann. Und von der östlichen Hälfte des Weges aus sind – über das Gewann Unteres Letterle hinweg – Panoramablicke vom Feinsten möglich. In aller Ruhe kann man seine Blicke von der Mercedes Benz-Arena über Wangen und hinüber zur Grabkapelle am Württemberg bis zum Hafengebiet im angrenzenden Hedelfingen schweifen lassen. Bei einem dieser Blicke kam Martin Dolde auf den Gedanken, dass „Wangener Panoramaweg” ein passender Name für den Spazierweg wäre. Die Idee fiel beim Bezirksbeirat Wangen auf fruchtbaren Boden. In seiner öffentlichen Sitzung am 16. Mai verabschiedete er eine entsprechende Resolution.

Monopolyspiel am Wangener Berg

Die nun durchgängige Wegeverbindung wäre fast an zwei Grundstückseigentümern gescheitert, die sich von Martin Doldes Begeisterung nicht anstecken ließen. Eine Wegführung durch den Wald im oberen Teil eines Wohngrundstücks wurde durch den Eigentümer untersagt. Selbst die Nutzung eines etwa zwölf Meter langen Wegstücks über den äußersten Grundstückszwickel wurde verweigert. „Einen Durchgang oder ein Wegerecht für die breite Öffentlichkeit” gebe es nicht, teilte der Grundstückseigentümer auf Anfrage von WILIH zu Doldes Plänen mit.

Bei seiner Grundstücksgrenze befindet sich ein Zaun, den der Wangener Bezirksbeirat Niels Clasen in einem offenen Brief an die Stadt Stuttgart am 31. Mai als „massive Wegbarriere” bezeichnet und als „Schlag gegen das wunderschöne Landschaftsschutzgebiet” kritisiert. Die Stadt teilte hierzu auf Anfrage am 17. Juni mit: „Der Konflikt besteht zwischen einem Grundstücksbesitzer, der sein privates Grundstück samt Wohnhaus vor dem Betreten durch Spaziergänger abgesperrt hat, und einer Gruppe engagierter Bürger, die ein öffentliches Wegerecht einfordern. Es handelt sich um einen Rechtskonflikt, der aufwändig geprüft werden muss. Daher ist nicht mit einer schnellen Entscheidung zu rechnen, weil hier Genauigkeit vor Schnelligkeit geht.”

Weiterhin versagte eine Garteneigentümerin Dolde die Nutzung ihres Grundstücks für den geplanten Spazierweg. Durch den Erwerb eines Nachbargartens konnte Martin Dolde schließlich nach einem mehrmonatigen Monopolyspiel am Wangener Berg den noch fehlenden Schlussstein setzen. Über sein neues Grundstück, gepachtete Grundstücke sowie Gärten, für deren Durchquerung die Eigentümer schriftlich die Erlaubnis erteilten, lassen sich die beiden „verbotenen” Grundstücke nun umgehen.

Einige kleinere Arbeiten sind noch zu erledigen, aber pünktlich zum kalendarischen Sommeranfang, meint Martin Dolde, dürfte der neue Spazierweg angenehm zu begehen sein. Der Initiator stellt sich vor, dass eine Interessengemeinschaft gegründet werden könnte, die in enger Kooperation mit der Stadtverwaltung den „Wangener Panoramaweg” in Zukunft betreut. Doch zunächst möchte Dolde die Wangener Bürger einladen, den Spazierpfad bei einer öffentlichen Einweihungstour kennenzulernen. Dafür strebt er einen Termin Mitte Juli an, der noch rechtzeitig bekanntgegeben wird.

 

Vorbereitungen auf den Spaziergenuss

Bei dem jetzt durchgängig begehbaren Weg handelt es sich um einen schätzungsweise 700 Meter langen Fußpfad zwischen Staibhöhenweg und Faultannenfurch (beziehungsweise umgekehrt), der durch schattigen Wald und sonniges Gartengebiet führt. Geeignet ist er für Spaziergänge. Die teils sportlichen Anstiege setzen voraus, dass man „gut zu Fuß” ist; spätestens der jetzt geschaffene Umweg (siehe oben) rückt den Weg in die Nähe eines „Trimm-Dich-Pfads”, das sollte man bedenken. Stabiles Schuhwerk ist jedenfalls dringend zu empfehlen. Für Kinderwagen, Rollator oder gar Rollstuhl ist der Spazierweg gänzlich ungeeignet.

Und für ausgedehnte Wanderungen über die Wangener Höhe, die noch viel mehr zu bieten hat, empfiehlt sich ohnehin eine gute Vorbereitung. Ausreichnender Sonnen- und Insektenschutz im Sommer sowie reichlich Trinkbares für die Tour sind ein Muss. Je nach Länge der geplanten Strecke sollte man sich zudem genügend Proviant in den Rucksack packen oder eine Einkehrmöglichkeit nutzen. Hobbyfotografen sollten ihre Kamera mitnehmen. Dann kann der Ausflug zum unvergesslichen Spaziergenuss werden.

Foto: Wangens Ortschronist Martin Dolde ist begeistert von den Ausblicken auf Wangen und die Nachbarstadtteile.

Dieser Beitrag wurde am 25.6.2022 um die Wegeskizze von Martin Dolde ergänzt.

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2 Gedanken zu „Panorama(um)weg fertig – Naturerlebnis und Ausblick

  • Im Moment leider noch nicht. Auf der Karte mit den Wandelwegen wird er noch als „Holzweg” bezeichnet – oberhalb der Michaelskirche. Bis zur Einweihung am 16. Juli um 10.00 Uhr vor dem Wohnhaus Spittelberg 1 werden einige Informationstafeln aufgestellt.

  • Hat der Weg ein spezielles Wegzeichen, so dass man ihn als diesen erkennen kann?

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