Rundgeschaut 20.4.2016

Lahmer Trojaner

Der Bundestrojaner soll unbrauchbar sein. Nein, nicht der Bundestrainer. Ob der unbrauchbar ist, werden wir spätestens am 10. Juli wissen, wenn im Stade de France in Paris das Finale der Fußballeuropameisterschaft abgepfiffen wird. Der Bundestrojaner! So genannt, weil sich die bundesdeutschen – deshalb „Bundes” trojaner – Gesetzeshüter mit seiner Hilfe in die Gefilde gut organisierter Schurken einschleichen wollen. Nur macht man das heutzutage nicht mehr im Bauch eines hölzernen Pferdes, wie in der Mythologie, sondern mit Mausklicks und Tastaturbefehlen via Internet. Drei Jahre sollen Experten an dem virtuellen Holzgaul gebastelt haben. Was im Vergleich zu den Produktzyklen von Smartphones eher eine Epoche als ein Augenblick ist. Und fünf Millionen Euro soll die Entwicklung gekostet haben. Klar, dafür muss die sprichwörtliche alte Frau lange stricken. Das ist aber vermutlich nicht mal so viel, wie ein Edel-Reservekicker für ein Jahr Bankdrücken bei Bayern München kostet. Und nur doppelt so viel wie die Stadt Stuttgart für nur zwei Asylbewerbernotunterkünfte allein in Sillenbuch ausgibt. Von daher darf man dem Bundestrojaner nicht übel nehmen, dass er nicht wie ein Rennpferd durch die Datenleitungen galoppiert. Dennnoch: Wenn man sich vergegenwärtigt, zu welcher Programmierleistung Autoentwickler hierzulande fähig sind, um Dieselfahrzeuge als Umweltschoner erscheinen zu lassen, da hätten wir für die Verbrechensbekämpfung doch mindestens vergleichbare Ergebnisse erwartet, oder?