Schulstandort Steinenberg: Zeit läuft, Druck wächst

Stuttgart-Hedelfingen … Der Förderverein Schulcampus Hedelfingen macht Druck. Lange genug sei über den Schulbedarf in den Oberen Neckarvororten und Schulmodelle debattiert worden, so der Tenor der ersten Beiratssitzung, die am Abend des 27. April als Videokonferenz stattfand. Ein konkreter Vorschlag für die nächsten Schritte liegt jetzt auf dem Tisch. 16 Entwürfe von Architekturstudenten ebenfalls, sie werden in Bälde von einer Jury bewertet. Kann es dann losgehen? Stadt und Kommunalpolitik sind gefragt. Den Anfang soll der Bezirksbeirat machen.

Eine Realschule werde in Hedelfingen nicht benötigt, die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule sei gescheitert, bilanziert der Förderverein. Der Bedarf an Gymnasialplätzen hingegen sei nachweisbar und steige weiter. Der Schulstandort am Hedelfinger Steinenberg sei bestens geeignet, ein Gymnasium erwünscht. Nun gehe es um eine Entscheidung: Soll am Steinenberg eine Außenstelle eines bestehenden Gymnasiums entstehen (z.B. Wirtemberg-Gymnasium Untertürkheim oder Geschwister-Scholl-Gymnasium Sillenbuch) oder gleich eine Neugründung geplant werden?

Außenstelle eines bestehenden oder Gründung eines neuen Gymnasiums?

Eine Außenstelle könne zweifellos schneller an den Start gehen, müsse aber seitens der ausgliedernden Schule gewollt sein und nehme zwangsläufig deren Schulprofil auf. Dagegen nehme eine Neugründung mehr Vorlaufzeit in Anspruch, könne aber zu einem eigenständigen und vielleicht sogar innovativen Profil führen. In Hedelfingen denkt man an Zukunftsthemen wie Digitalisierung oder Künstliche Intelligenz. Ein neues Gymnasium am Steinenberg könne damit auch für ein größeres Einzugsgebiet interessant werden, argumentiert der Förderverein.

Doch es gilt Steine aus dem Weg zu räumen. Aktuell als Hemmnis wird die geplante Sanierung mit Umbau der Wangener Wilhelmsschule gesehen (geplant von Sommer 2022 bis Sommer 2024). Bislang sieht die Stadt eine Auslagerung von Werkrealschülern aus Wangen an den Hedelfinger Steinenberg vor. Doch die Bezirksbeiräte in Hedelfingen und Wangen haben sich dagegen ausgesprochen und plädieren für eine Interimslösung bei der Wilhelmsschule. Weil sie eine weitere Verzögerung für den Steinenberg befürchten, aber auch, weil sie Schülern und Lehrern aus Wangen Wege ersparen wollen. Im Moment hält sich die Stadt dazu noch bedeckt. Gegenwind kommt aber jetzt auch aus der Steinenbergschule. Die für das Wangen-Interim gewünschten Kapazitäten würden von der Hedelfinger Grundschule selber benötigt, gibt der Schulleiter zu bedenken.

Sechs Anregungen für eine rasche Umsetzung

Der Förderverein will sich aber nicht mit Problemanalysen und Forderungen aufhalten. Er gibt Anregungen. Die erste: mit potentiellen Gymnasien, insbesondere mit dem Wirtemberg-Gymnasium, kurzfristig die Bereitschaft für die Einrichtung einer Außenstelle klären. Die zweite: die Wilhelmsschule nicht übergangsweise an den Steinenberg auslagern, sondern in Containern an der Wilhelmsschule unterbringen. Drittens: Mittel bereitstellen, um ein neues Gymnasium am Steinenberg planen zu können. Die vierte Anregung hat zwei Ausprägungen: entweder ab Schuljahr 2023/24 am Steinenberg eine Außenstelle – bevorzugt des Wirtemberg-Gymnasiums – einrichten oder ab 2025/26 mit dem Neubau eines Gymnasiums beginnen. Fünfte Idee: Die notwendige Sanierung der Grundschule am Steinenberg wird bereits geplant, saniert wird aber erst, wenn das Gymnasium steht. Anfangs würden dort nämlich nur Räume für die Sekundarstufe I benötigt, die anderen Räume könnte während der Sanierungszeit die Grundschule nutzen. Anregung Nummer Sechs: Im nächsten Stuttgarter Doppelhaushalt für 2022/23 werden Planungsmittel, im übernächsten Etat dann Baumittel bereitgestellt.

16 Entwürfe aus Architektur-Masterarbeiten

Kann man am Steinenberg überhaupt ein Gymnasium bauen? Ja! An der Stuttgarter Hochschule für Technik wurde das große städtische Grundstück am Steinenberg gedanklich zur Disposition gestellt für einen Gymnasiumsbau in Ergänzung zur vorhandenen Grundschule. 16 Architekturstudenten wählten diese Aufgabe für ihre Masterarbeit. Die Entwürfe sind fertig. Der Hedelfinger Architekt Michel Roeder war als Professor beteiligt und skizzierte in der Videokonferenz am 27. April bereits einige Richtungen, in die gedacht wurde. Wohl schon im Mai soll eine Jury die 16 Entwürfe bewerten.

Und dann? Paul Wurm, nicht offiziell als Vorsitzender tituliert, aber erklärter Primus inter Pares des Fördervereins, wollte dem an der Konferenz beteiligten Leiter des Schulverwaltungsamts Andreas Hein einen Startimpuls geben: „So eine Konstellation hat es doch noch nie gegeben für eine neue Schule”. Hein machte keine Zusagen, signalisierte aber Interesse an einem Austausch mit den Planern und eventuell einer Vorprüfung der Entwürfe. Wurm ließ nicht locker. Dem Architekten Michel Roeder entlockte er die diplomatische Aussage, dass sich ein Projekt von der Größenordnung des Steinenbergs durchaus binnen Jahresfrist durchplanen lässt. Wohlgemerkt: privat. Bei öffentlichen Projekten ist – neben politischen und finanziellen Hürden – auch das Dickicht des Vergaberechts im Weg.

Für den Förderverein ist das kein Grund zu vorauseilendem Bremsen. Gemeinsam müsse man denken, fasste Paul Wurm den überaus informativen Diskussionsabend zusammen. Dann könne ein für alle befriedigendes Ergebnis herauskommen. Für Wurm ist klar, was das Ziel sein soll: 2025 ein neues Gymnasium eröffnen. Im Sommer 2027 könnte der Steinenberg dann inklusive Sanierung der Grundschule komplett entwickelt sein.

Der im obigen Bild gezeigte Entwurf entstammt der Präsentation des Fördervereins Schulcampus Hedelfingen.

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