Stadt sagt jetzt Ja zu Gymnasium am Steinenberg
Stuttgart-Hedelfingen … Frohe Kunde kurz vor Weihnachten: Es tut sich endlich etwas am Steinenberg. Da die für den 15. Dezember vorgesehene Hedelfinger Bezirksbeiratssitzung coronabedingt ausfallen musste, bekam Kai Freier die dafür gedachte Stellungnahme aus dem Schulverwaltungsamt der Stadt Stuttgart schriftlich. Der Bezirksvorsteher macht nun öffentlich, was als Hoffnungsschimmer für Hedelfingen angesehen werden kann: Der Steinenberg soll ein Gymnasium bekommen. Bei aller Vorfreude: Schnell wird das nicht gehen.
„Die avisierte Fassadensanierung in 2021, die Aufnahme des Schulcampus Steinenberg ins schulische Investitionsprogramm ab 2024 sowie die längerfristige Perspektive für ein dreizügiges Gymnasium sind nach Jahren der Ungewissheit wirklich gute Nachrichten”, freut sich Kai Freier über den Sachstandbericht. Was die Stadt Stuttgart zu ihren grundsätzliche Zielen und dem Vorgehen des Schulverwaltungsamts hinsichtlich eines gymnasialen Angebots am Schulstandort Steinenberg jetzt geschrieben hat, folgt hier anschließend im Wortlaut.
Die Schulverwaltung verfolgt weiterhin das Ziel, am Schulcampus Steinenberg neben der bestehenden Ganztagsgrundschule dauerhaft eine gymnasiale Präsenz mit leistungsfähiger Größe und einem guten, breiten und fachlichen Bildungsangebot zu etablieren. Die Schaffung eines neuen Schulangebots am Steinenberg erfordert grundsätzlich eine Genehmigung durch das Land sowie die Durchführung eines Verfahrens zur Regionalen Schulentwicklungsplanung.
Die Neugründung eines selbstständigen Gymnasiums mit nur zwei Zügen ist mit einem größeren zeitlichen Vorlauf verbunden als die Einrichtung einer Außenstelle eines etablierten Gymnasiums. Zudem müssten hier zunächst Lehrkräfte für den Aufbau des Angebots gefunden werden, und ein Gymnasium mit zwei Zügen könnte nur schwer ein gutes, breites und fachliches Bildungsangebot für die Schülerschaft gewährleisten. Bei der Einrichtung einer gymnasialen Außenstelle kann dagegen ein pädagogisches Konzept leichter entwickelt werden, da auf die Erfahrungen und das Personal eines bereits bestehenden erfolgreichen Gymnasiums zurückgegriffen werden kann. Um das Ziel eines gymnasialen Angebots am Steinenberg möglichst schnell zu erreichen, soll daher am Steinenberg zunächst eine gymnasiale Außenstelle des Wirtemberg-Gymnasiums eingerichtet werden. Hierdurch soll die Grundlage für ein entwicklungsfähiges und langfristig stabiles gymnasiales Angebot am Schulcampus Steinenberg gelegt werden: Bei entsprechender Schülerentwicklung kann sich aus dieser Außenstelle dann langfristig ein selbständiger Gymnasialstandort mit leistungsfähiger Größe entwickeln.
Aktuelle Schulentwicklungsplanungen für den Campus Steinenberg. Zum Schuljahr 2022/2023 ist zunächst eine interimistische Auslagerung der kompletten Werkrealschule der Wilhemsschule Wangen an die Steinenbergschule vorgesehen. Dadurch kann am Schulstandort in Wangen die Erstellung eines Erweiterungsbaus parallel zur Sanierung des Bestandsgebäudes erfolgen, und die Interimsunterbringung der Werkrealschule kann zeitlich auf ca. 2 Jahre verkürzt werden.
Auf dem Weg zu einem dauerhaften gymnasialen Angebot am Steinenberg müssen zunächst in einem ersten Schritt mit den beteiligten Schulen (Steinenbergschule und Wirtemberg-Gymnasium) schulformspezifische pädagogische sowie darauf aufbauend räumliche Konzeptionen entwickelt und eine Vielzahl von mit der Schaffung neuer Schulangebote verbundenen organisatorisch-rechtlichen Fragestellungen bearbeitet werden. Dieser Schritt soll bereits parallel zur Auslagerung der Wilhelmsschule Wangen an den Steinenberg erfolgen. Bei der Grundschule Steinenbergschule wurde die Entwicklung des räumlich-pädagogischen Konzepts im Jahr 2020 abgeschlossen. Im gymnasialen Bereich mussten Abstimmungsgespräche durch den erneuten Schulleiterwechsel am Wirtemberg-Gymnasium leider verschoben werden.
In einem zweiten Schritt wird dann für den Schulstandort Steinenberg auf Grundlage der schulformspezifischen Konzepte ein räumliches Gesamtkonzept erstellt werden, das die Belange eines gymnasialen Schulangebots mit langfristigen Entwicklungspotentialen sowie der etablierten Ganztagesrundschule am Schulcampus vereint. Dieses Gesamtkonzept dient wiederum als Grundlage für die Beauftragung konkreter baulicher Planungen als dritter Schritt.
Bauliche kurzfristige Maßnahmen am Campus Steinenberg. Anfang des Jahres beauftragte das Schulverwaltungsamt die Reparatur und Wartung aller Vertikal-Schiebefenster. Die Reparaturmaßnahmen wurden Ende März 2020 durchgeführt. Das Schulverwaltungsamt wird die Fassadensanierung zum nächsten Priorisierungsgespräch ab 2021 anmelden.
Bauliche mittel- und langfristige Planungen am Campus Steinenberg. Der Projektbeginn zur Aufnahme von konkreten baulichen Planungen für die Erweiterung und Umstrukturierung des Schulcampus Steinenberg auf Grundlage eines räumlich-pädagogischen Gesamtkonzepts ist im schulischen Investitionsprogramm eingeplant und aktuell ab 2024 nach Beendigung der interimistischen Auslagerung der Wilhelmsschule Wangen an den Steinenberg vorgesehen. Mit Aufnahme der konkreten baulichen Planungen nach Beendigung der interimistischen Auslagerung der Wilhelmsschule Wangen ab 2024 wird zunächst auf Basis der pädagogischen Konzepte beider Schularten ein Konzept zur baulichen Standortentwicklung erarbeitet werden. Dieses wird voraussichtlich einen Neubau zur Deckung der mit einem dauerhaften gymnasialen Angebot am Steinenberg verbundenen zusätzlichen Flächenbedarfe beinhalten. Die Ergebnisse der Standortuntersuchung werden anschließend dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.
Die für die Grundschule Steinenberg als 3-zügige Ganztagsgrundschule erforderlichen Flächenbedarfe können in den bestehenden Schulgebäuden gedeckt werden. Die Entwicklung eines räumlichen-pädagogischen Konzepts für die Grundschule wurde mit der Schulgemeinde Mitte 2020 abgeschlossen. Für die bauliche Standortentwicklung am Steinenberg und die Realisierung eines 3-zügigen Gymnasiums müsste ein Neubau mit ca. 2.300-2.500 m² Programmfläche erstellt werden, da die durch das Auslaufen der Hauptschule frei gewordenen Raumkapazitäten der Steinenbergschule für ein qualitativ hochwertiges gymnasiales Angebot bei Weitem nicht ausreichen.
Möglicher Start der Einrichtung einer Außenstelle des Wirtemberg-Gymnasiums . Eine Außenstelle des Wirtemberg-Gymnasiums als Grundlage für eine dauerhafte gymnasiale Präsenz könnte frühestens nach Ende der interimistischen Auslagerung der Grund- und Werkrealschule Wangen an die Steinenbergschule sukzessive und als Interim realisiert werden. Der Zeitraum bis dies der Fall ist, könnte genutzt werden, um ein tragfähiges pädagogisches Konzept für ein gymnasiales Angebot am Steinenberg zu entwickeln. Ein solches pädagogisches Konzept bildet letztendlich auch die Grundlage für die weiteren Überlegungen zur baulichen Entwicklung des Campus Steinenberg.
Prognose der Schülerentwicklungen im Bereich Oberer Neckar. Im Mittel der letzten drei Schuljahre haben rd. 52 % der Grundschüler*innen in den relevanten Stadtbezirken Hedelfingen, Obertürkheim, Untertürkheim und Wangen nach der Grundschule auf das Gymnasium gewechselt. Das sind durchschnittlich jährlich rund 190 Schüler*innen. Zum aktuellen Schuljahr 2020/21 wechselten davon 101 Schüler*innen auf das Wirtemberg-Gymnasium, 20 Schüler*innen auf ein privates Gymnasium, 46 Schüler*innen auf ein anderes öffentliches Gymnasium in Stuttgart und 23 Schüler*innen auf ein Gymnasium außerhalb Stuttgarts. Im Gegenzug besuchen rd. 20 Schüler*innen aus anderen Stadtbezirken und von außerhalb Stuttgarts das Wirtemberg-Gymnasium. Das Wirtemberg-Gymnasium hat in den vergangenen Jahren regelmäßig vier 5. Klassen gebildet. Aufgrund der befristeten Baugenehmigung für die mobilen Unterrichtsräume am Lindenschulzentrum bestehen mittelfristig am Wirtemberg-Gymnasium allerdings nur noch Kapazitäten zur Beschulung von bis zu rd. 3,5 Zügen (durchschnittlich rd. 100 Schüler*innen).
Für die Einrichtung eines gymnasialen Angebots muss dauerhaft ein Schüleraufkommen von mindestens 60 Schüler*innen in den Eingangsklassen (d.h. in Klasse 5) gegeben sein. Ein dauerhaft gutes, breites Bildungsangebot für die Schülerschaft lässt sich erfahrungsgemäß jedoch nur bei einem deutlich höheren Schüleraufkommen sicherstellen, wie dies beispielsweise bei mindestens 3-zügigen Gymnasien der Fall ist. Gesamtstädtisch und auch im Bereich Oberer Neckar ist von steigenden Schülerzahlen auszugehen, auch bedingt durch die Aufsiedlung im NeckarPark. Dieser steigende Bedarf kann durch die dortigen Gymnasien zwar gedeckt werden, allerdings werden die Gymnasien in Bad Cannstatt dann nicht mehr im bisherigen Umfang Schüler*innen aus den Stadtbezirken Hedelfingen, Obertürkheim, Untertürkheim und Wangen aufnehmen können. Dies führt wiederum dazu, dass das zu versorgende Schülerpotential perspektivisch im Bereich Oberer Neckar ansteigen wird.
Was der Bezirksbeirat Hedelfingen im Februar gefordert hatte sowie zahlreiche Links zur langen Vorgeschichte finden Sie hier.