Steinenberg-Gymnasium – Drohen zwei verlorene Jahre?

Stuttgart-Hedelfingen … Kann am Hedelfinger Steinenberg ein Gymnasium für die oberen Neckarvororte entstehen? Das Stuttgarter Schulverwaltungsamt hält eine fertige Machbarkeitsstudie unter Verschluss. Beraten werden soll nach jüngsten Verlautbarungen darüber ab Ende Januar 2026.

Bezirksbeirat Hedelfingen will die Ergebnisse jetzt

Der Bezirksbeirat Hedelfingen will aber nicht länger auf die Ergebnisse warten. Derweil ist der Förderverein Schulcampus Hedelfingen bei der Stadt mit einer eigenen Anfrage abgeblitzt. Und die Schulbürgermeisterin lässt durchblicken, dass das Projekt schwierig zu finanzieren wäre. Wird die Bekanntgabe der Ergebnisse etwa bewusst hinausgezögert? Damit niemand auf die Idee kommt, im neuen Stadthaushalt Geld für die weitere Planung vorzusehen?

Der Hedelfinger Bezirksbeirat hat bereits am 18.11.2025 einen Antrag an die Stadtverwaltung gestellt, in dem er um zwei Dinge bittet: Die bereits abgeschlossene Machbarkeitsstudie zum Schulcampus Steinenberg solle dem Bezirksbeirat Hedelfingen umgehend zugeleitet werden, damit sie in einer öffentlichen Sitzung beraten werden kann. Und es sei eine Klausur zur Schulentwicklung „Oberer Neckar“ im 1. Quartal 2026 einzuberufen. Ziel: das Angebot der weiterführenden Schulen bedarfsgerecht und flächendeckend zu überprüfen und Wechselbeziehungen mit benachbarten Schulbezirken zu klären. Reaktionen darauf sind bislang nicht zu registrieren, zumindest keine öffentlichen.

Förderverein Schulcampus blickt über Hedelfingen hinaus

Der in der Angelegenheit seit Jahren federführende Förderverein Schulcampus Hedelfingen begrüßt in einer Presseerklärung den einstimmigen Beschluss des Stadtbezirksparlaments als „deutliches und überfälliges Signal”. Paul Wurm, Sprecher des Fördervereins, führt aus: „Die Machbarkeitsstudie ist die Grundlage für den Grundsatz- und Vorprojektbeschluss im Gemeinderat – und damit für Raumkonzept und Finanzierung. Eine rasche öffentliche Beratung schafft dazu Klarheit für alle Beteiligten.“

Bei seinen Überlegungen nimmt der Förderverein insbesondere die Wilhelmsschule Wangen und das Kino-Bauer-Areal in Untertürkheim in den Blick. In Wangen drohe der Wegfall der Werkrealschule, so die Sorge. Zwar ist dieses Thema erst einmal vom Tisch, aber keineswegs endgültig. Und wie es mit dem Kino-Bauer-Areal weitergeht, ist ebenfalls unsicher.

Stadt verlangt Gebühren für eine Auskunft

Der Hedelfinger Förderverein hatte deswegen bereits am 12.11.2025 eine Anfrage an Kerstin Niendorf geschickt. Zur Begründung verwies der Vereinsvorstand die Leiterin des städtischen Schulverwaltungsamtes auf Nachfragen aus Eltern- und Lehrerschaft zur Zukunft des Kino-Bauer-Areals, das unter anderem zur Ergänzung der Schullandschaft in Untertürkheim sowie übergangsweise als Flüchtlingsunterkunft in Betracht gezogen wird. Gestellt wurden Fragen zu Erwerb und Finanzierung sowie Bauzustand und Sanierungsbedarf der nicht mehr genutzten Verwaltungsgebäude, ferner zu einer möglichen Turnhalle auf dem Parkplatz, Nutzung und Betrieb, Auswirkungen auf die Schulentwicklung sowie die geplante Informationspolitik und Öffentlichkeitsarbeit.

Dass sich die Vereinsspitze bei ihrem Wunsch nach „transparenter Kommunikation zwischen Verwaltung, Schulen und Bürgerschaft” auf das Landesinformationsfreiheitsgesetz (LIFG) stützte, kam bei Amtsleiterin Niendorf offenkundig nicht gut an. Postwendend ließ sie an den Vereinsvorstand ein Schreiben schicken, in dem auf zwei Seiten dargelegt wird, warum die Stadt meint, keine Antworten geben zu müssen. Es sei denn, der Förderverein käme für die Verwaltungsgebühren auf. Die städtische Antwort wird auf 950 Euro taxiert. Im Vorstand des gemeinnützigen Fördervereins ist man entsetzt.

Gespräch zwischen Amts- und Vereinsleitung im Januar

Inzwischen hat das Schulverwaltungsamt zwar ein Einlenken signalisiert. Aber die Gebührenforderung steht nach wie vor im Raum. Immerhin hat Kerstin Niendorf jetzt ein persönliches Gespräch mit Paul Wurm vereinbart. Es soll am 7. Januar 2026 stattfinden. Bislang kennen sich die beiden noch nicht persönlich.

Nach dem Weggang von Niendorfs Vorgänger Andreas Hein, der vor zwei Jahren zum Bürgermeister in Friedrichshafen gewählt wurde, wirkt das Verhältnis zwischen Schulverwaltungsamt und Förderverein abgekühlt. Die einst kooperative Arbeitsatmosphäre ist bürokratischer Distanz gewichen. Seit geraumer Zeit herrscht Funkstille.

Bürgermeisterin Fezer verweist auf schwierige Finanzlage der Stadt

Wohl auch deshalb hatte sich der Förderverein mit der Bitte um Bekanntgabe der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie nun auch direkt an den Oberbürgermeister sowie an Schulbürgermeisterin Isabel Fezer gewandt. Hintergrund des Drängens ist die Sorge, dass die Gymnasiumspläne für den Hedelfinger Steinenberg erstmal zum Erliegen kommen könnten, wenn keine weiteren Mittel – wenigstens für eine Weiterplanung – zur Verfügung gestellt würden.

Die Zeit wird knapp. Denn am 19. Dezember soll der Gemeinderat den Haushalt für Stuttgart verabschieden. Wie in der Landeshauptstadt üblich, wird der Haushaltsplan gleich für zwei Jahre aufgestellt – diesmal für 2026 und 2027. Projekte, die darin nicht budgetiert sind, müssen also mindestens bis 2028 warten. Deshalb ist man in Hedelfingen so erpicht darauf, das Gymnasiumsvorhaben für den Steinenberg nicht aus den Augen zu verlieren. Paul Wurm geht es dabei nicht allein um die bildungspolitische Dimension: „Jedes verlorene Jahr bedeutet Millionen Mehrkosten, weil Bauen nicht billiger wird.”


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