„Was treiben die?” – Stuttgart und seine Baustellen

Man muss keineswegs öfters rund um den Hauptbahnhof unterwegs sein, um Stuttgart als Hauptstadt der Baustellen zu sehen. Baustellenfrust macht sich längst bis in den hintersten Winkel der Stadtteile breit. Wer nun hört, dass ein Netzbetreiber per Pressemeldung eine Baustelle mit Straßensperrung angekündigt hat, von der zu Baubeginn die Stadtverwaltung noch gar nichts wusste, gerät ins Grübeln. Angesichts eines solchen Beispiels ist es nicht verwunderlich, dass man von Bürgern und Lokalpolitikern immer öfter die Frage hört: „Was treiben die da eigentlich?” Wobei „die” regelmäßig als umfassender Begriff für alle möglichen Handelnden – deren Zuständigkeit beziehungsweise Verantwortlichkeit für den Laien von außen nicht erkennbar ist – verwandt wird. Kritik ruft auch immer hervor, dass anscheinend auf eingerichteten Baustellen (noch) nichts gearbeitet wird, während gesperrte Straßen umständlich und zeitraubend umfahren werden müssen. Oder wenn Baustellen gar nicht angekündigt werden beziehungsweise nicht an geeigneten Stellen, die es einem noch ermöglichten, einen anderen Weg zu wählen, um nicht überraschend vor einer Schranke zu stehen. Jüngstes Beispiel: der Speidelweg. Gemeinsamer Nenner solcher Beschwerden: schlechte, wenn nicht gar fehlende Kommunikation. Oft tät‘s ja schon ein einfaches Schild oder der gute alte Handzettel mit ein paar Anliegerinformationen. Und dass das Internet gute Möglichkeiten bietet, kurzfristig und anschaulich zu informieren, hat sich leider noch nicht bis in jedes Planungsbüro und jede Amtsstube herumgesprochen. Schlimmer noch: Sogar die sogenannte interne Kommunikation lahmt. So verdrehen Vertreter des Tiefbauamts regelmäßig die Augen, wenn sie an bestimmte Leitungsträger denken. Allen voran Telekommunikationsunternehmen, die im Wettlauf um Glasfaserkunden inzwischen ihre eigenen Gruben graben, ohne sich mit ihren Kollegen in anderen Unternehmen oder gar der Verwaltung der aufzugrabenden Stadt zu verständigen. Und wenn dann, wie jüngst in Hedelfingen, dem Bezirksbeirat ein Leitungsplan präsentiert wird, der an einen Schnittmusterbogen erinnert, spätestens dann wird dem kopfschüttelnden Bürger klar: Das wird kein gutes Ende nehmen! Der Schreiber dieser Zahlen fühlt sich bei solchen Diskussionen gelegentlich an einen irgendwo gesehenen Cartoon erinnert, in dem Bauarbeitern in einer Baugrube von Kollegen am oberen Rande der Grube zugerufen wird (sinngemäß): „Macht Eure Grube zu, wir müssen hier aufgraben!”

Rundgeschaut … Die WILIH-Kolumne


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3 Gedanken zu „„Was treiben die?” – Stuttgart und seine Baustellen

  • Es sind nicht nur die Großbaustellen, die viele behindern. Auch „kleine“ Baustellen gehen nicht voran. Wie viele Jahre ist schon die Baustelle im Gebiet Laupheimer/Fellner Straße/Renzwiesen in Wangen? Der zugehörige Logistikbereich vor der Ulmer Str. 314 ist schon auf Google Maps und Streetview.

    Aber als Radfahrer ist man noch mehr gewohnt. Die Strecke in Untertürkheim unter den Bahngleisen durch. Ist mal wieder gesperrt. Bei Open Air-Konzerten wird der Geh-/Radweg am Neckar entlang gesperrt. Usw. Usf. Da ist die Sperrung der Hedelfinger Straße eigentlich ein Klacks. Angekündigt, mit Umleitung ausgeschildert, pipapo.

  • Die von der Verwaltung bestehenden Baustellen brauchen dann auch viele Wochen, weil an der Baustelle nur wenige Bauarbeiter anwesend sind. Bei der Vergabe wird kein Fertigstellungstermin angegeben, und wenn das nicht eingehalten wird, sollte das Bauunternehmen eine Strafe bekommen. Deshalb lehnen die Firmen den Auftrag ab und die Verwaltung hat dann ein Problem, jemand anders zu bekommen. Die Bürger müssen sich darauf vorbereiten, gutes Beispiel ist der Botnanger Sattel oder die Hedelfinger Straße in Wangen/Hedelfingen.
    Liegt natürlich auch daran, dass es in der Baubranche, insbesondere im Tiefbau, teilweise einen Mangel an Fachkräften gibt. Das kann dazu führen, dass die Baustellen nicht immer so schnell voranschreiten, wie es wünschenswert wäre.

  • Das Problem ist (siehe in Hedelfingen), dass an vielen Stellen gleichzeitig aufgebuddelt und nichts mehr zugeschüttet wird. Die komplette Brauhofstraße ist seit Juni aufgegraben. Tage-/wochenweise sieht man keinen Arbeiter. Dann schnell vor der Kirbe wird ein Teil der Baugrube zugeschüttet und wenige Tage wieder aufgegraben. Dann werden Arbeiter abgezogen, um in der Baustelle am Hedelfinger Platz zu buddeln. Gibt es bei der Stadtverwaltung (Tiefbauamt) keinen Koordinator, der auch die Baustellen und den Baufortschritt kontrolliert oder können die Tiefbaufirmen machen was sie wollen? Aber wahrscheinlich würde auch der nicht durchblicken! Die Baustellenabwicklung verstehe wer will, der Bürger kann es auf jeden Fall nicht nachvollziehen. Wenn die Grube in der Brauhofstraße zugeschüttet wird, beginnen die Pflasterarbeiten. Diese werden garantiert bis Weihnachten andauern. Weshalb die Brauhofstraße überhaupt gepflastert werden muss, erschließt sich einem sowieso nicht. Der wenige Meter daneben verlaufende Ährenweg ist asphaltiert. Die ältere Generation mit Gehstützen oder Rollator geht sicherer auf Asphalt und es werden zigtausend Euro für Pflasterarbeiten gespart!
    Kommentarlos wurde der Speidelweg zwischen Frauenkopf und Rohracker gesperrt. Nach mehreren Nachfragen bei der Polizei, die nicht informiert war, erhielt man nach drei Tagen die Auskunft, dass dort wohl Kanalarbeiten durchgeführt werden. Die Hinweisschilder am Hedelfinger Kreisverkehr waren zugeklappt. Alle Fahrzeuge fuhren nach Rohracker, um vor der Schranke wieder umzudrehen – soviel zum viel gelobten Umweltschutz und Luftreinhaltung!
    Statt des Schreibens des Kommentars hätte ich auch ein Schläfchen auf meiner Couch machen können – es wird sich ohnehin nichts ändern!
    Dieter Bohnacker

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