Unter dem Lenzenberg: Stadt favorisiert Wohnungen

Stuttgart-Hedelfingen … Die Stadt Stuttgart möchte für ein Quartier unterhalb des Hedelfinger Lenzenbergs Wohnnutzungen planungsrechtlich sichern. Hintergrund: Die Wohnungsnot in der Landeshauptstadt zwingt zu Bewahrung und Schaffung von Wohnraum, wo immer möglich. Formal ist hierfür ein Bebauungsplanverfahren notwendig. Am 1. Dezember wurde der Aufstellungsbeschluss in den zuständigen Gemeinderatsausschuss für Stadtentwicklung und Technik (STA) eingebracht. Am selben Abend gab der Hedelfinger Bezirksbeirat zwar prinzipiell grünes Licht. Er bittet aber darum, Büronutzungen für Selbstständige und Kleingewerbetreibende nicht kategorisch auszuschließen. Über den Aufstellungsbeschluss entscheidet der STA am 8. Dezember.

Im fraglichen Bereich westlich des Dürrbachkreisels rund um die Rohrackerstraße (bis Nr. 112/121) mit Krautgartenstraße, der nördlichen Seite der Straße Am Bergwald, dem Bächlenweg sowie dem unteren Teil des Alosenwegs (bis Nr. 88) dominiert bis heute die Wohnnutzung. Das geltende Planungsrecht für das 7,2 Ar große Quartier reicht teilweise bis in die 1920er und 1930er Jahre zurück. Neben Wohnen sind dort „auch der Versorgung des Gebiets dienende Läden, Schank- und Speisewirtschaften, nicht störende Handwerksbetriebe sowie Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke zulässig”, heißt es in der städtischen Vorlage. Aktuell sind 17 derartiger Betriebe dort ansässig, sie genießen Bestandsschutz.

Initialzündung für die Neuplanung war angeblich ein Bauantrag für einen „religiösen Begegnungsraum” für hundert Personen. Details wurden in der öffentlichen Sitzung des Hedelfinger Bezirksbeirates am 1. Dezember nicht genannt. Nur so viel: Der überörtliche Charakter und die Größe des Vorhabens seien von der Stadt nicht erwünscht. Mit einem neuen Bebauungsplan könne dieser Bauantrag zurückgestellt werden.

Ganz ohne Sorge nahm das Stadtbezirksparlament das Projekt nicht auf. So äußerte Hans Eisele die Befürchtung, dass ältere Häuser „aufgehübscht” und zu Quasi-Hotelbetrieben mit teuer zu vermietenden  Einzelzimmern umgebaut werden könnten. Wohnungssuchende gingen dann leer aus. Der CDU-Bezirksbeirat bat bei der Gelegenheit um Auskunft darüber, wieviele „zwielichtige Beherbungsbetriebe” es in Hedelfingen bereits gibt und welche von der Stadt genutzt werden. Bezirksvorsteher Kai Freier riet hierfür zu einem Antrag, der auf einen umfassenden Bericht der Stadtverwaltung zielt. Karin Kaiser (Freie Wähler) bat darum, Wohnen und Arbeiten für Selbstständige weiterhin in dem Bereich zuzulassen. Unterstützung fand sie bei Mario Graunke (CDU), dem Kleingewerbetreibende genau so wichtig sind und der für einen entsprechenden Ausnahmetatbestand plädierte. Carmen Mammoser-Walddörfer (SPD) ist wichtig, dass sich eventuelle neue Gebäude harmonisch in das gewachsene Stadtbild einfügen.

Foto oben: Blick übers Hedelfinger Waldheim hinüber zum Bächlenweg und zu den darüberliegenden Weinbergen.

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