Stay at home – und öfters mal einen fahren lassen?

Das neue Lebensmotto lautet Stay at home. Corona hat uns gelehrt, wie schön es daheim sein kann. Na ja, das gilt vor allem für Singles in schicken Wohnungen mit Gartenanteil, Dachterrasse oder schönem Balkon. Und ein prall gefülltes Bankkonto hilft natürlich auch bei der Steigerung des Wohlbefindens. So etwas macht flexibel. Da kann Freiheit selbst in Quarantäne gedeihen. Stay at home hat in den vergangenen zwei Corona-Jahren auch das Ess-, Konsum- und Freizeitverhalten verändert. So wurden manche Lieferdienste und Onlineshops zu wahren Umsatzraketen. Vom heimischen Schreibtisch (neudeutsch: Home Office) aus mal schnell eine Pizza ordern, die dann hoffentlich ziemlich warm und möglichst rasch bis vor die Wohnungstüre geliefert wird. Online ein paar Bestellungen aufgeben, die im Idealfall schon am Folgetag zu einer Paketlieferung bis vor die Haustüre führen. Corona hat so nebenbei dazu geführt, dass man gerne öfters mal einen (für sich) fahren lässt. Und das alles völlig kostenlos – meint man. Natürlich sind die ganzen Lieferbemühungen in den Preis einkalkuliert. Das Argument „versandkostenfrei” verlockt nicht selten sogar zu höheren Bestellmengen. Win win!? Aber Achtung: Steigende Benzinpreise dürften auch hier zu Inflation führen. Das ist der kurzfristige Effekt. Längerfristig sollten wir uns in unserer Gesellschaft aber auch die Frage stellen, ob es wirklich sein muss, dass mehr oder weniger leere Pizza-Taxis und großräumige Logistik-Busse bis in den letzten Dorf-Winkel kutschieren, um wenig Ware mit viel Luft und Verpackungsmaterial drumherum in überdimensionierten Versandkartons auszuliefern. Und das Tag für Tag wieder. Mit der weiteren Folge, dass leere Versandkartons (die man auch zusammenfalten könnte, damit sie nicht so viel Platz wegnehmen) die grünen Tonnen zum Bersten bringen. Wahrscheinlich wird man deshalb irgendwann öfter einen Müllwagen fahren lassen müssen?! Nicht das größte Problem auf dieser Welt, das stimmt. Dennoch: Zwischen Pizzaschachtel und Pulloverpaket at home ließe sich gelegentlich mal gut darüber nachdenken. Für die Zeit „nach Corona”.

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