Wangen überlegt: Was ist uns ein Fahnenmast wert?
Stuttgart-Wangen … Die Idee hatte im vorigen September Anklang gefunden: An der Ecke von Inselstraße und Ulmer Straße könnte ein Fahnenmast stehen, an dem wechselnd Fahnen aufgehängt werden können. Für im Wind flatternde Hinweise auf Wangen, auf örtliche Veranstaltungen, für Flaggen von Vereinen und vielleicht auch mal eine Deutschlandfahne. Die Stadt wurde damals mit einer Kalkulation beauftragt. Nun kam die böse Überraschung: Fast 13.000 Euro müsste der Stadtbezirk dafür aufwenden – etwa die Hälfte seines diesjährigen Bezirksbudgets. Daher wurde das Thema erst mal vertagt.
Was ist uns ein Fahnenmast wert? Darüber wollen die Wangener Bezirksbeiräte nach intensiver Diskussion über einen städtischen Kostenvoranschlag noch einmal nachdenken. In der öffentlichen Sitzung am 20. Januar stand das Thema auf der Tagesordnung. „Erstellung eines Fahnenmastfundaments und Setzung eines Fahnenmastes” lautete die Bezeichnung des Verwendungsbeschlusses. Jakob Bubenheimer zitierte aus einer Kostenschätzung der Stadtverwaltung: Allein der Fundamentaufbau solle über 7.300 Euro kosten, der Fahnenmast selber fast 2.500 Euro. Jeweils ohne Mehrwertsteuer. Einschließlich Umsatzsteuer und zehn Prozent Puffer für Unvorhersehbares wären über 12.800 Euro zu erwarten. Und damit wäre noch keine einzige Fahne finanziert.
Zur Einordnung gab Wangens Bezirksvorsteher bekannt: In diesem Jahr steht dem Beirat ein Bezirksbudget von 24.907 Euro zur Verteilung zur Verfügung. Das Geld für den Fahnenmasten wäre also vorhanden. Und die üblichen Unterstützungen für örtliche Aktivitäten und bürgerschaftliches Engagement wären wohl trotzdem alle gesichert. Trotzdem: Ist es das wert? Und geht es vielleicht auch etwas preiswerter? Ein verbindliches Angebot liegt schließlich nicht vor, lediglich eine Schätzung seitens der Stadtverwaltung.
Deshalb fiel in der Januarsitzung in der Sache noch keine Entscheidung. Mit vier Stimmen bei drei Enthaltungen einigte sich der Bezirksbeirat auf eine Vertagung. Man möchte nun noch einmal über das Thema nachdenken. Außerdem soll bei den örtlichen Vereinen nachgefragt werden, ob und wie diese einen solchen Fahnenmasten nutzen mögen.
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In der Wasenstraße wird eine riesige Baugrube aktuell ausgehoben für eine Flüchtlingsunterkunft, die in Wangen kaum einer will. In der Inselstraße zahlt die Stadt seit Abermonaten sinnlos Miete für ein nicht bezogenes Flüchtlingsheim. Gott sei Dank hat man da den Nerv, über so einen „immens“ wichtigen Fahnenmasten rumzudiskutieren. Der dem angegebenen Preis nach zum Teil aus Edelmetall sein muss.
Poesie für Mast und Fahnen
Sollen bunte Fahnen wehen,
muss ein stabiler Mast erst stehen.
Fürs tief‘ gegründet Fundament,
wird benötigt viel Zement.
Dazu Arbeitskraft und Kraftmaschinen,
Planungsrecht und Bauaufsicht,
Absperrgitter, Materialcontainer,
Vesperwagen und nicht zuletzt,
ein Dixi-Klo, in der Tür mit kleinem Herz.
In Deutschland schafft man sehr korrekt,
in Stuttgart bei der Stadt erst recht.
Um einen Fahnenmast zu stellen,
gibt’s Aufwand wie bei Großbaustellen.
Klamm in der Stadt sind die Kassen,
bisher lebt’s sich’s ohne Fahn‘ und Masten.
Müssen wir es wirklich sehen,
dass im Ort die bunten Fahnen weh’n?
Haltet inne, denkt mal nach,
ob’s Geld woanders nicht besser wirken mag.
Norbert Klotz
Am einundzwanzigsten Tag im ersten Monat des Jahres Zweitausendfünfundzwanzig
Alles was recht ist! Fahnenmast-Spezialist bin ich nicht, dennoch kann ich einigermaßen rechnen. Nehmen wir einen stolzen Stundensatz für einen Bauarbeiter von 73 Euro an, dürfte dieser in Handarbeit nach meiner Rechnung 100 Arbeitsstunden, sprich 3 Wochen (35-Stundenwoche) für den Aushub und den Betonsockel (7.300 Euro) benötigen (Entschuldigung – a bissle Zement benötigt man auch noch). In dieser Zeit wird normalerweise eine Baugrube für ein Dreifamilienhaus ausgehoben! Welch ein Rechenkünstler war da wieder am Werk? Bei der städtischen Tiefbauplanung (drei „gucken“, einer schafft) könnte die Rechnung allerdings aufgehen! Der Preis für den Fahnenmast ist o.k., allerdings müsste dieser vergoldet sein! Oh, Herr schmeiß‘ Hirn ra!
Dieter Bohnacker
Für mich unerklärlich, warum man für einen Fahnenmasten Wangen zur Bezahlung im Stadtbezirk bezahlen muss. Warum übernimmt es nicht die Verwaltung? Wieso kostet der Masten 2.500 Euro? Ein Masten in dieser Form kostet ca. 1.000-1.500 Euro. Warum wird der Hausbesitzer an der Ecke nicht befragt, ob man den Masten an seinem Gebäude an der Ecke befestigen kann? Das wäre dann sicher günstiger als auf einen Boden auf dem Gehweg vor dem Haus zu verbauen. Deutlich günstiger wäre z.B. aber auch, den Fahnenmasten in der Bodenhülse zu befestigen (in der immer der Weihnachtsbaum und der Maibaum vor der Kelter in der Ulmer Strasse eingeklemmt/befestigt wird). Darüber sollte man mal mit den Vereinen sprechen. Geplant sind dort mehrere Masten zur Umgestaltung des Platzes.