Wie aus Riedenberg Sillenbuch wurde – vorübergehend

Stuttgart-Riedenberg … Wo ist die Ortstafel von Riedenberg geblieben? Und warum hängt beim Riedenberger Friedhof jetzt ein gelbes Ortsschild, auf dem „S-Sillenbuch” steht?

Hans Peter Klein hat sich über die neue Etikettierung Riedenbergs gewundert und sofort bei der Stadt nachgefragt. Daraufhin erhielt der Sillenbucher Bezirksvorsteher eine verblüffende Antwort. Danach wolle die Stadt künftig nur noch wenige Stadtteile auf Ortstafeln nennen, hieß es. Riedenberg gehöre nicht dazu.

Ausgangspunkt der überraschenden Aktion „war ein harmloser Auftrag meinerseits im April”, berichtete Hans Peter Klein auf Anfrage von WILIH. Der Sillenbucher Rathauschef hatte bei der Stadt darum gebeten, „die schon seit längerer Zeit verwitterten Schilder an der Birkacher Straße von den Aufklebern zu befreien und zu reinigen”. Er hat nicht geahnt, dass er dadurch den Impuls gab, Riedenberg quasi „abzuschaffen”.

Wie aus Riedenberg plötzlich Sillenbuch wurde

Auf Anfrage von WILIH teilte Hans Peter Klein mit, wie die Stadt den Schilderwechsel ihm gegenüber begründet hat. Ordnungs- und Tiefbauamt hätten Anfang des Jahres eine spezielle Auswahl an Stadtteilen festgelegt, die aufgrund ihrer exponierten Lage zum Bezirk separat auf Ortstafeln genannt werden sollen. Da Riedenberg an die Bebauung Sillenbuchs angrenze, hielte man eine spezielle Beschilderung von Riedenberg nicht mehr für erforderlich. Für eigene Ortstafeln würden „ausschließlich Stadtteile wie z.B. Heumaden, Asemwald, Fasanenhof oder Sonnenberg gewählt, bei welchen für Ortsunkundige kein räumlicher Zusammenhang zum Bezirkszentrum besteht”, gab Klein die Sicht der Stadtverwaltung wieder.

Diese Argumentation ist nicht stringent. So geht das „umetikettierte” Riedenberg zwischen dem Sillenbucher Markt (der in Riedenberg liegt) und der Grundschule Riedenberg (die in Heumaden liegt) an der Kemnater Straße nahtlos in den Stadtteil Heumaden über. Hingegen deutet der Grünstreifen entlang des Ilse-Beate-Jäkel-Wegs zwischen Riedenberg und Sillenbuch viel eher auf einen fehlenden räumlichen Zusammenhang zwischen diesen beiden Stadtteilen hin. Also eher ein Argument pro Ortsttafel Riedenberg statt contra.

Einteilung der Landeshauptstadt in Stadtbezirke und Stadtteile

Dass diese Fragen nun aufgeworfen werden, liegt in der Einteilung der Landeshauptstadt Stuttgart in Stadtbezirke und Stadtteile begründet – die in Sillenbuch besonders auffällig ist. So lautet der Stadtbezirk (als Verwaltungseinheit) „Sillenbuch”. Dieser „Bezirk” umfasst die drei Stadtteile „Heumaden”, „Riedenberg” und „Sillenbuch”. Sillenbuch ist also gleichermaßen Stadtbezirk und Stadtteil. Wohingegen Heumaden und Riedenberg lediglich Stadtteile (im Stadtbezirk Sillenbuch) sind.

Ähnlich verhält es sich in Hedelfingen. „Hedelfingen” ist sowohl Stadtbezirk als auch Stadtteil. Außerdem gehören Lederberg, Rohracker und Hafen zum Bezirk Hedelfingen. Wangen hingegen ist gleichermaßen Stadtbezirk und Stadtteil. Deswegen ist es auch egal, an welcher Stelle man hineinfährt – man fährt immer nach Wangen. Anders ist es bei Stadtbezirken, die mehrere Stadtteile haben – wie zum Beispiel Sillenbuch. Dorthin kann man via Heumaden, Riedenberg und Sillenbuch kommen.

Nun soll Riedenberg doch Riedenberg bleiben dürfen

Geplante neue Ortstafeln Riedenberg
So soll die Ein- und Ausfahrt Riedenbergs an der Birkacher Straße beschildert werden

Mit der Argumentation der Stadt war Hans Peter Klein aber nicht einverstanden. Deshalb setzte der Sillenbucher Bezirksvorsteher sofort alle Hebel in Bewegung, um für Riedenberg wieder eine eigene Ortstafel zu bekommen – „eine Frage der Identität”, wie er argumentiert.

Auf Anfrage von WILIH zum Thema Schildertausch antwortete die Stadt Stuttgart ausführlich. Es handele sich nicht um eine Neuordnung der Stuttgarter Stadtteile, schreibt Harald Knitter. Es gehe nur um die Beschilderung (Ortstafeln), erklärt der Pressesprecher der Landeshauptstadt. Damit werde ein etabliertes Verfahren „entsprechend der StVO” umgesetzt, es handele sich also auch nicht um eine Neuregelung der Beschilderung. „Für Riedenberg lässt sich jedoch eine Vorgehensweise finden, die beide Interessen (von Anwohnern und Verkehrsteilnehmern) berücksichtigt und die Erwähnung des Stadtteils ermöglicht”, schreibt Knitter.

Abstimmung mit Bezirksvorstehern

Nach erneuter Betrachtung sei es „nach übereinstimmender Auffassung von Bezirksvorsteher Hans Peter Klein und dem Tiefbauamt vertretbar, auf der Ortstafel neben dem Stadtbezirk Sillenbuch den Stadtteil Riedenberg zusätzlich zu erwähnen”. Das Schild wird nun also doch noch mal gewechselt. Wie es aussehen soll, zeigt die von der Stadt zur Verfügung gestellte Skizze hier im Text. Wann der Austausch stattfinden wird, steht noch nicht fest. Man darf sicher sein, dass Sillenbuchs Bezirksvorsteher, der täglich auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz daran vorbeifährt, ein Auge darauf haben wird.

Ortstafeln würden „nicht aktiv ausgetauscht”, erklärt Harald Knitter zum Prinzip, „sondern erst, wenn es technisch notwendig wird: etwa durch Schäden oder Erblinden”. Dass man dabei die Interessen der betroffenen Stadtteile im Blick behalten sollte, hat man bei der Stadtverwaltung nach der Intervention aus dem Sillenbucher Bezirksrathaus nun wohl verinnerlicht. Künftig werde, „wenn ein Austausch ansteht, in jedem Einzelfall die Abstimmung mit dem Tiefbauamt als Straßenbaulastträger und dem oder der Bezirksvorsteher/in gesucht und entschieden, welche Variante zu dem Zeitpunkt dort angemessen ist”, verspricht der Pressesprecher der Landeshauptstadt.

Keine unnötigen Kosten

Somit ist das Riedenberger Problem gelöst, bevor es eins wird. Für das neue Schild „Sillenbuch“, das nun doch nicht in Riedenberg zum Einsatz komme, habe die Stadt trotzdem Verwendung, teilt Stadtsprecher Knitter mit. „Sie kann es an anderer Stelle sinnvoll einsetzen, so dass durch den doppelten Austausch keine unnötigen Kosten anfallen.” Immerhin. Und dass es irgendwann am Ortseingang von Heumaden auftaucht, ist nach der Causa Riedenberg wohl auszuschließen.


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