Kodak-Areal – Bezirksbeirat will mitentscheiden

Stuttgart-Wangen/Hedelfingen … Das Kodak-Areal soll nachverdichtet werden. Mindestens 150 bis 200 Wohneinheiten möchte die Art-Invest in dem Quartier, das sich vom heutigen Bürocampus Wangen bis OBI erstreckt, schaffen. Vorab wird ein Realisierungswettbewerb durchgeführt. Der Zeitplan ist straff – bereits am 21. Juni 2024 soll das Preisgericht tagen. Der Bezirksbeirat Wangen möchte daran beteiligt werden.

Das Vorhaben ist ehrgeizig und wird bis zum Ende dieses Jahrzehntes in Wangen wohl das größte Bauprojekt sein. Die Chance für den Stadtbezirk wird vor Ort mit Lob bedacht. Im Investorenkonzept gibt es aber auch wunde Punkte – insbesondere „moderate Hochpunkte” mit bis zu 20 Metern Höhe, die unmittelbare Nähe zum Aktivspielplatz Krempoli und die Zahl der Autostellplätze auf dem Areal. Am 14. Dezember 2023 gab der Bezirksbeirat Wangen – mit einer langen Liste von Protokollvermerken für den Gemeinderat – grünes Licht. Einstimmig forderte er aber, mit drei Vertretern ins Preisgericht aufgenommen zu werden.

So viele Parkplätze wie möglich – Bestandsschutz für den Krempoli!

Als Streitpunkt erwies sich in der zweieinhalbstündigen Debatte die Anzahl von Stellplätzen auf dem Gelände. Mit knapper Mehrheit sprach sich der Bezirksbeirat für die nach dem Gesetz mögliche Höchstzahl aus; das soll Parkdruck aus angrenzenden Wohngebieten nehmen. In diesem Zusammenhang wird gleich ein Parkraummanagement für den ganzen Stadtbezirk gefordert. Wichtig auch: Der Aktivspielplatz Krempoli soll hinsichtlich Geräusch- und Geruchsemissionen Bestandsschutz genießen. Und Fußgänger sollen das Quartier künftig bequem durchqueren können. Einen Baumarkt hält eine Beiratsmehrheit für verzichtbar. Ein Fast Food-Restaurant will man auch nicht haben.

Am 12. Dezember hatte bereits der Hedelfinger Bezirksbeirat Gelegenheit, sich zu dem Vorhaben zu äußern, da es sich um eine grenznahe Angelegenheit handelt. Themen von Interesse waren dabei die Gebäudehöhen, das Stadtklima, der Radweg hinter dem Wettbewerbsgebiet sowie die Zukunft von OBI. Das Vorhaben wurde nach kurzer Diskussion durchgewunken.

Am 19. Dezember soll im Gemeinderat der Startschuss fallen

Der Wangener Bezirksbeirat hat der Stadt Stuttgart, die das Investorenprojekt planerisch begleitet, weil ein neuer Bebauungsplan aufzustellen ist, eine lange Liste von Änderungswünschen und Anregungen mit auf den Weg gegeben. Sie ist nun eiligst für die Stadträte aufzubereiten. Denn: Am 19. Dezember soll im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik des Stuttgarter Gemeinderats der Beschluss zur Auslobung des vorgeschlagenen Realisierungswettbewerbs gefasst werden. Vertreter der Art-Invest machten klar: Gelänge dies nicht, müsste der gesamte Realisierungswettbewerb neu terminiert und das Projekt völlig neu aufgesetzt werden.

Interessant wird es, sobald der Sieger des Realisierungswettbewerbs feststeht. Denn: Die Wahrheit ist konkret. Dann dürfte die Diskussion über die Perspektiven des Kodak-Areals in Wangen Fahrt aufnehmen. Die Zeit für Debatten ist aber endlich. Denn die Investoren planen für das Jahr 2030.

Wer ist Art-Invest – und was haben die Eigentümer des Kodak-Areals geplant?

„Die Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG beabsichtigt die städtebauliche Neukonzeption des Kodak-Areals in Stuttgart-Wangen und möchte das Areal zu einem innovativen und zukunftsweisenden gemischten Quartier mit einem hohen Arbeitsplatz – und Wohnraumangebot in wegweisenden Zukunftsbranchen entwickeln.” So wird im 50-seitigen Entwurf für den geplanten städtebaulichen und freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb die Zielsetzung der Investoren beschrieben.

Wer ist die Art-Invest? Die 2010 in Köln gegründete und inhabergeführte Unternehmensgruppe versteht sich als Entwickler und Verwalter von Immobilien. Sie ist eine Beteiligungsgesellschaft der Zech Group (Bremen), zu der auch das Ingenieurbauunternehmen Wayss & Freitag gehört, das den Wangenern durch seine Beteiligung am Stuttgart 21-Tunnelbau bekannt sein dürfte.

Auf der Webseite von Art-Invest ist der Bürocampus Wangen dargestellt. Erworben hat ihn die Gesellschaft, so ist dort zu lesen, im April 2021. Der Campus biete „Industriecharme mit Wohlfühlfaktor” heißt es in der branchenüblichen Marketingsprache. Nach dem „Investment” 2021 steht nun das „Development” des 61.510 Quadratmeter großen Areals an. „Veränderung mit Mehrwert” lautet die immer wieder von Art-Invest in den Vordergrund gerückte Philosophie. Konkret für Wangen wird mit einem Mehrwert von mindestens 150 bis 200 Wohnungen geworben.

Aber nicht nur das. Für die angestrebte Nutzung teilen die Investoren mit, dass eine „Mischung aus verschiedenen Gewerbe-, Wohnungs- und Gebäudetypen angestrebt” werde – ergänzt durch „Flächen für Kultur, Gastronomie als auch für Begegnungsorte”. Geworben wird zudem mit neuen Grünflächen und der Berücksichtigung stadtklimatologischer Gesichtspunkte.

„Sensibel, qualitätvoll und gemeinschaftsorientiert”

Zusammenfassend heißt es zum jetzigen Startpunkt des Einladungswettbewerbs mit 20 bereits ausgesuchten Teilnehmern: „Ziel dieses Verfahrens ist die Entwicklung des Areals und seine Transformation in ein hochwertiges, attraktives Quartier, das auf die städtebaulichen, freiräumlichen und funktionalen Anforderungen des Ortes sensibel antwortet und eine qualitätsvolle, gemeinschaftsorientierte Neukonzeption anbietet.”


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