Flüchtlingshilfe in Wangen und Hedelfingen: Die Aufgaben verändern sich

Stuttgart-Wangen … Was machen Flüchtlingshelfer, wenn ihnen die Flüchtlinge abhanden kommen? Wie in Hedelfingen, wo die Turnhalle geräumt wurde. Oder in Wangen, wenn in einigen Monaten der Autohof abgerissen wird? Sie suchen weitere Ehrenamtliche, die sie bei ihrer Arbeit unterstützen. Ein Widerspruch? Nein! Denn die Integrationshilfe beginnt jetzt erst richtig.

Als im Herbst 2015 Flüchtlinge in großer Zahl nach Stuttgart kamen, musste die Stadtverwaltung improvisieren. Gemeinschaftsunterkünfte in Turnhallen waren eine Möglichkeit, Asylsuchenden schnell ein Dach über dem Kopf bieten zu können. Um nichts anderes ging es zunächst. Daraus ergaben sich auch die ersten Aufgaben für die Flüchtlingshelfer: Kleidung besorgen, die Menschen in ihrer Notunterkunft willkommen heißen und ihnen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, sie bei den ersten Schritten an ihrem neuen und völlig unbekannten Wohnort begleiten, Deutschkurse und Hausaufgabenhilfe organisieren, Schulkinder in umliegenden Schulen unterbringen… Doch die Zeit der Unterbringung ist vorbei. Immer mehr Geflüchtete haben ihr Asylverfahren abgeschlossen und ihre Integrationskurse absolviert  oder stehen kurz davor; nun suchen sie nach einer Wohnung und Arbeit.

Dadurch hat sich auch die Flüchtlingshilfe in Hedelfingen und Wangen verändert. Zweimal bewältigten die Ehrenamtlichen den Kraftakt einer Neubelegung der Hedelfinger Turn- und Versammlungshalle, zweimal einen Umzug ihrer Schützlinge. Aus der ersten Tranche konnten viele zwischenzeitlich in Wohngebäude der SWSG an der Ebersbacher Straße in Wangen umziehen. Doch im Januar mussten die rund 80 Menschen erneut umziehen, weil die SWSG ihre Gebäude nun sanieren muss. Viele zogen in städtische Systembauten um, die komplett und stadtweit einheitlich ausgestattet sind. Aus der zweiten Hedelfinger Tranche zogen die Geflüchteten im vergangenen Juli in die damals ganz neuen Systembauten an der Württembergstraße in Untertürkheim um.

Schwerpunkte der Wangener Flüchtlingshilfe sind der Autohof an der Hedelfinger Straße 17 (94 Bewohner v.a. aus Afghanistan und Irak) sowie die Unterkunft am Viehwasen 30 (rund 130 Bewohner v.a. aus Syrien, Gambia und Eritrea). Für den Autohof ist im Juli Schluss. Früher als erwartet. Weil das Gebäude abgerissen werden soll, werden 94 Geflüchtete, darunter viele Familien, umziehen müssen. Wohin? 38 Bewohner haben nach Auskunft von Marco-Oliver Luz bereits eine Aufenthaltserlaubnis, 16 einen gültigen Wohnberechtigungsschein, sieben hätten einen beantragt. Diejenigen, die noch im Asylverfahren seien, würden in anderen städtischen Gemeinschaftsunterkunften untergebracht, berichtete der Leiter der Abteilung Flüchtlinge im Stuttgarter Sozialamt auf Anfrage von WILIH. Falls die Geflüchtetem, die ihr Asylverfahren bereits erfolgreich abgeschlossen haben, bis zum Juli nicht selbst eine Privatwohnung gefunden hätten, würden auch sie in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Luz vermutet, dass eine „Unterbringung in Systembauten” erfolgen werde. Aber wo, das lässt sich zur Zeit noch nicht sagen. Jedenfalls werde man sich um eine „möglichst sozialverträgliche Lösung” bemühen; Schul- und Kindergartenwechsel sollen nach Möglichkeit vermieden werden.

Um die großen Zukunftsaufgaben der Berufsintegration und Wohnungssuche erfolgversprechend in Angriff nehmen zu können, brauchen die Freundeskreise mehr Ehrenamtliche. Vor allem Menschen, die beruflich mit Arbeitsvermittlung zu tun haben, selber Arbeitgeber sind oder bereit sind, sich in diesen Bereich einzuarbeiten und fortbilden zu lassen. Angebote gibt es über die Stadt Stuttgart.

Die Wangener Flüchtlingsfreunde suchen aber nicht bloß neue Mitmacher. Ihr ganz großer Wunsch ist ein Bürocontainer, den sie – nach Sillenbucher Vorbild – ihren Schützlingen am Viehwasen als zusätzlichen – ruhigen – Aufenthaltsraum zur Verfügung stellen können. Daran mangelt es nämlich, vor allem für die Hausaufgabenhilfe oder als Rückzugsort auch zum Lernen oder für vertrauliche Gespräche. Einen Platz für den Container hat sich die Wangener Koordinatorin Patricia Sperrle bereits ausgeguckt. Jetzt wendet sie sich mit ihren Mitstreiterinnen an die WILIH-Leser und hofft auf Unterstützung durch Spenden und Ideen für die Beschaffung eines gut erhaltenen Bürocontainers, der vielleicht auf irgendeiner Baustelle ausgedient hat und für den guten Zweck seinen Standort nach Wangen wechseln könnte.

Wer günstig einen Bürocontainer vermitteln oder mit Geldspenden für die Anschaffung helfen möchte, darf sich gerne beim Wangener Freundekreis informieren: fk-wangen@freundeskreise-stgt-who.de. Das Spendenkonto wird bei der Evangelischen Kirchengemeinde Obertürkheim geführt. Wer für einen Bürocontainer am Viehwasen spenden möchte, möge bitte unbedingst als Verwendungszweck „Flüchtlingsarbeit Wangen” angeben. Spenden werden erbeten an IBAN DE 7560 0501 0100 0438 1457, BIC   SOLADEST 600 bei der bei der Baden-Württembergischen Bank in Obertürkheim.

Weitere Informationen: www.freundeskreise-stgt-who.de

Das Foto zeigt die Flüchtlingshelferinnen Inna Zondler (links) und Patricia Sperrle bei der Wangener Flüchtlingsunterkunft am Viehwasen 30. Sie wünschen sich für dort einen Bürocontainer für die Hausaufgabenhilfe.

Mehr hierzu im WILIH vom 8.3.2017 – ab 7.3.2017 hier als ePaper zu lesen.

Nichts „Neues aus dem WILIH-Land” verpassen? Abonnieren Sie diese Seite, um immer sofort über neue Meldungen informiert zu werden. Kostet nix, macht aber schlauer!