50 Jahre Waldorfkindergarten Himbeerweg

Stuttgart-Sillenbuch … Der Waldorfkindergarten Sillenbuch feiert am Samstag, 29. Juni, sein 50-Jähriges Bestehen (13-17 Uhr: Himbeerweg 21). Es wird einen Sinnespfad für Kinder geben, Aktivspielzeug wie Rollenrutsche und Pedalos, einen Eisverkauf aus einem Retro-Eiswagen des Eiscafés Timone, eine Kinderschminkstube, Edelsteinsuche, ein Café sowie ein salziges Bistro und einen Grillstand. Außerdem stehen Waffelverkauf, Bazarverkauf, ein Marionettenspiel (Schneeweißchen und Rosenrot), ein „See“ zum Schiffe basteln und fahren lassen sowie ein Seifenblasenkünstler einschließlich Mitmachaktion auf dem Programm.

Gründung und Umzug

Der Impuls zur Gründung eines selbstständigen Waldorfkindergartens in Sillenbuch entstand bei Michaela und Dietrich Spitta im Jahre 1967. Auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude wurde bekannt, dass das Grundstück an der Mendelsohnstraße 76 zwangsversteigert werden sollte. Am 4. Oktober 1968 konnte der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik in Sillenbuch als Träger des Kindergartens gegründet und mit Hilfe eines städtischen Zuschusses das Haus Mendelssohnstraße 76 zum Zwecke des Kindergartens umgebaut werden. Am 15. Februar 1969 fand die Eröffnungsfeier statt.

Der befristete Mietvertrag zwang aber gleich zur Ausschau nach einem neuen Grundstück. Mit Unterstützung verschiedener Ämter erhielt der Verein von der Stadt Stuttgart in Erbbaurecht das schöne Grundstück am Himbeerweg 21 für einen eigenen Kindergartenbau. Architekt Bullert wurde die Ausführung des Baues übertragen, und die Stadt leistete einen erheblichen Zuschuss. 1975 konnte der Kindergarten von der Mendelssohnstraße in den Neubau am Himbeerweg umziehen und auf vier Gruppen mit damals insgesamt 94 Kindern erweitert werden.

101 Kinder in fünf Gruppen

Während des 50-jährigen erfolgreichen Bestehens des Kindergartens gab es immer wieder bauliche und konzeptuelle Veränderungen, wie zum Beispiel die Einführung von Familiengruppen 2002 und der damit verbundene Anbau eines Schlafsaales. So wurde eine Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten in eine Tagesgruppe umgewandelt. Die Frucht aktueller Bemühungen ist der Anbau eines weiteren Schlafsaales, dessen Richtfest am 8. November 2018 mit Eltern, Kindern und Personal gefeiert wurde.

Der Kindergarten umfasst derzeit fünf Gruppen, von denen eine Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten arbeitet und somit von 7.30 bis 13.30 Uhr Kinder betreut. Weiterhin gibt es von 7.30 bis 15.30 Uhr zwei Familiengruppen für Kinder ab einem Jahr bis zum Schuleintritt. Die Tagesgruppen für Kinder ab drei Jahren bis zu ihrem Schulbeginn sind von 7.30 bis 16 Uhr geöffnet. Gegenwärtig besuchen 101 Kinder den Kindergarten. Sie werden von 14 staatlich anerkannten Waldorferzieher(inne)n sowie von fünf Auszubildenden und zwei FSJ‘lern betreut.

Förderung der Phantasie

Charakteristisch für Waldorfkindergärten ist ihre Selbstverwaltung. Haben sich die Eltern entschieden, ihr Kind am Himbeerweg betreuen zu lassen, werden sie automatisch durch die Anmeldung ihres Kindes Mitglied im Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik in Sillenbuch. Zusammen mit weiteren Mitgliedern, den Erzieher(inne)n, organisieren sie in Arbeitskreisen anfallende Arbeiten zur Verwaltung und Aufrechterhaltung des Betriebes. Zudem treffen sie sich in Mitgliederversammlungen, um zum Beispiel den Vorstand des Waldorfkindergartens zu wählen. Getragen und finanziert wird die Einrichtung von den Mitgliedern, der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg.

Die waldorftypische Pädagogik nach dem Gedankengut Rudolf Steiners stellt wichtige Grundsätze wie die Konzepte der Zeitstruktur durch Rituale und Rhythmus, Nachahmung und Vorbild sowie das Freispiel und die Förderung der Phantasie in den Mittelpunkt. Dem Freispiel wird dabei besonders viel Zeit zugestanden. Es dauert in der ersten Phase am Morgen je nach Gruppe zwischen eineinhalb und zwei Stunden, und auch am Nachmittag ist es fest und dauerhaft verankert. Diese Gewichtung, zusammen mit phantasieförderndem Spielmaterial, ermöglicht den Kindern, Vorstellungskräfte und Phantasiefähigkeiten zu entwickeln.

Nahe am Wald gelegen

Die Waldorferzieher übernehmen dabei eine wichtige Rolle, da sie die Umgebung und die Atmosphäre des Kindes derart gestalten, dass es ganz natürlich durch Nachahmung von ihnen als Vorbild lernen kann. Vorbild zu sein bedeutet auch, pädagogisch an sich selber als Waldorferzieher zu arbeiten und nachzudenken, welche Erfahrungen für das Kind wertvoll in seiner Entwicklung sind. Der Waldorfkindergarten in Sillenbuch hat das Glück, nahe an einem Wald zu liegen. So ist es üblich, den Wald als einen besonderen Erlebnis- und Erfahrungsraum für die Kinder zu nutzen und kleinere und größere Spaziergänge und Wanderungen mit den Kindern zu unternehmen.

Foto: Unterhalb des Farbenturms, auf dem sich das Leitungsteam präsentiert, befindet sich der Neubau mit einem Schlafraum für bis zu 20 Kinder.

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