600.000 Euro auf Wanderschaft – Halle nun in Wangen?

Stuttgart-Hedelfingen/Wangen, [post_published] … Nach einer turbulenten Bezirksbeiratssitzung in Hedelfingen und lautem Bürgerprotest nahm der Stuttgarter Gemeinderat kurz vor Weihnachten die Sportanlage am Dürrbach (Bild oben) aus der ersten Tranche neuer Standorte für Flüchtlingscamps heraus. Viele dachten, damit sei der Weg geebnet für eine als Zwischenlösung dienende Kaltlufthalle vor der Dürrbachklause. Das ist nämlich der erklärte Standortwunsch des Hedelfinger Bezirksbeirats für die kommenden Jahre, in denen die Hallenkapazitäten im Stadtbezirk knapp werden. Ausdrücklich dafür stehen 600.000 Euro im städtischen Haushalt zur Verfügung. In einer Mitgliederinformation des Vereins SportKultur Stuttgart wird nun aber der Eindruck erweckt, dieses Geld sei für den Bau seines Vereinszentrums in Wangen eingeplant.

Sportvereinszentrum wird teurer als gedacht – erste Planskizzen veröffentlicht

Seit dem 11. Januar befindet sich auf der Internetseite der SportKultur eine Erklärung des Vorstandes zur aktuellen Situation des Vereins. Der Club hat mehrere sanierungsbedürftige Immobilien im Portfolio, die viel Geld verschlingen. Einige dieser Groschengräber möchte er gerne loswerden. Zumal das Zukunftsprojekt „Sportvereinszentrum” an der Kesselstraße 30 offenbar teurer wird als geplant. Der Kostenansatz wird vom Verein jetzt mit 6,8 Millionen Euro angegeben, vor gut einem Jahr waren es noch 6 Millionen.

Im aktuellen Doppelhaushalt der Stadt Stuttgart ist ein Zuschuss von 2,4 Millionen Euro für das Vereinszentrum budgetiert – 40 Prozent der angenommenen Investition von 6 Millionen Euro, die Förderhöchstgrenze. Nun plant der Sportverein aber drei Millionen Euro für sein Bauvorhaben in Wangen ein. Die besagten 2,4 Millionen plus die vollen 600.000 Euro für eine Frischlufthalle (auch Kaltlufthalle genannt). SportKultur-Vorstand Ulrich Strobel hat die Zahlen gegenüber WILIH bestätigt. Eine jetzt veröffentlichte Planskizze zeigt in einem Teil des Dachgeschosses des Wangener Vereinszentrums tatsächlich eine Frischlufthalle. Davon war bislang nicht die Rede.

Gemeinderat bewilligte 600.000 Euro ausdrücklich für eine „Frischlufthalle Hedelfingen”

600.000 Euro hatte der Stuttgarter Gemeinderat Ende 2021 nicht für einen Teil des Wangener Vereinsneubaus bewilligt, sondern explizit für eine Frischlufthalle in Hedelfingen als eigenständige Hochbaumaßnahme. Gedacht ist diese in erster Linie als Interim für die Zeit, in der die Turn- und Versammlungshalle in Hedelfingen abgerissen und neu gebaut wird. Zudem könnte sie zur Überbrückung der hallenlosen Zeit in Rohracker dienen, wenn die dortige Tiefenbachhalle saniert wird. Aber auch darüber hinaus könnte eine Frischlufthalle eine „nachhaltige Erweiterung des Angebots an Sportflächen in Hedelfingen und darüber hinaus” bieten. So steht es in einer Vorlage von Sportbürgermeister Clemens Maier zu den Haushaltsplanberatungen für 2022 und 2023.

Deshalb sieht Kai Freier auch keinen Grund, an der bisherigen Planung zu zweifeln. Der Hedelfinger Bezirksvorsteher, der von einer vermeintlichen Verwendung der 600.000 Euro in Wangen auch erst durch die Veröffentlichung auf der SportKultur-Webseite aufmerksam wurde, stellt klar: „Für mich sind die Gemeinderatsbeschlüsse bindend.”

Frischlufthalle soll Übergangslösung bieten, wäre kurzfristig zu bauen und soll laut Bezirksbeirat an den Dürrbach

Bürgermeister Clemens Maier zog während der Haushaltsplanberatungen für 2022 und 2023 auch in Betracht, dass die Stadt eine solche Halle selber baut. Dann, so steht es weiter in seinem Schreiben vom 2.12.2021, könnte „auch anderen Vereinen und interessierten Gruppen eine Nutzung der Halle” ermöglicht werden. Zudem war ein wichtiges Ziel, eine solche Halle „kurzfristig” zu bauen. Dem könnte eine Halle, wie sie sich die SportKultur vorstellt, wohl nicht entsprechen. Denn: Sie ließe sich erst nach Fertigstellung des gesamten Sportvereinszentrums nutzen und käme daher als Interim im bislang gedachten Sinne nicht in Betracht.

Als Standort favorisiert der Hedelfinger Bezirksbeirat die Spielwiese neben dem Beachvolleyballfeld auf dem von der Stadt für 258,20 Euro im Jahr an die SportKultur vermieteten Areal vor der Dürrbachklause an der Rohrackerstraße 171 in Hedelfingen. Nachdem dies 2022 bereits in der Februarsitzung des Hedelfinger Stadtbezirksparlaments zum Ausdruck kam, bekräftigten die Bezirksbeiräte ihr Anliegen am 17. August noch einmal in einem gemeinsamen Antrag. Auch nach einer weiteren Erinnerung in der Septembersitzung kam von der Stadt noch keine Antwort. Deshalb hat der Bezirksbeirat in einem gemeinsamen Antrag zu Flüchtlingsunterkünften am 13. Dezember noch ein weiteres Mal darauf hingewiesen, dass er sich die Errichtung einer Kaltlufthalle am Dürrbach wünscht. Die Stadt hat sich nach wie vor nicht zu diesem Thema geäußert.

In einer Planungswerkstatt soll über die Zukunft des Sportgeländes am Dürrbach beraten werden

Immerhin kündigte Jörg Maier am 13. Dezember in Hedelfingen eine Planungswerkstatt zur Entwicklung von Ideen für die Zukunft des Sportgeländes an. Maier ist im Stuttgarter Amt für Sport und Bewegung für Vereinsservice und Infrastruktur zuständig. Ein erstes Treffen solle noch vor der nächsten Bezirksbeiratssitzung stattfinden, verkündete er – also vor dem 24. Januar. Neben dem Sportamt und dem Bezirksbeirat Hedelfingen ist auch die SportKultur an diesem Planungsprozess beteiligt.


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