Das Leben ist schön – aber ist es auch gerecht?
In einer Bahnhofsunterführung sitzt ein Straßenmusikant und intoniert auf seiner Handharmonika bekannte Weihnachtslieder – vor sich ein Hütchen, in dem einige Münzen liegen, wohl als Aufforderung zum Spenden gedacht. In der Nähe wirbelt ein Verkäufer einer stadtbekannten „Straßenzeitung” durch die Passage. Ja, wirklich, er wirbelt. In jeder Hand ein Exemplar der aktuellen Ausgabe, die er an den Mann oder die Frau zu bringen versucht. Dabei tanzt er auf die Menschen zu, ohne sie zu bedrängen. Er ruft den weitgehend nicht sehr fröhlich wirkenden Passanten, die von Zug zu Zug oder vom Zug zur Arbeit oder von der Arbeit zum Zug oder zu einem Zug zum Einkaufsbummel und vielleicht auch zu einem Zug zum Weihnachtsmarkt eilen, lauthals und fröhlich „Schöne Weihnachten” zu. Immer wieder singt er dazu noch ein fröhliches Liedchen: „Jingle Bells, Jingle Bells, schöne Weih-nach-ten, Gott sei Dank, Gott sei Dank, schöne Weih-nachten”. Damit aktiviert er bei den meisten Passanten die Mundwinkel nach oben. Bei jedem ihm entgegenstrahlenden Lächeln, bei jedem erwiderten Weihnachtswunsch wirkt er zufrieden. Nur verkaufen tut er nichts. Dafür wirft ein Passant bei dem muffig dreinschauenden Musikanten, der leidlich etwas spielt, was man mit viel Phantasie für „Jingle Bells” halten könnte, eine Münze in den Hut. Ist das gerecht?
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