Das Projekt „Bürgerzentrum” hängt am Feuerwehrlärm

Stuttgart-Sillenbuch … Unter den Projekten, die auf die lange Bank geschoben wurden, ist das Sillenbucher Bürgerzentrum wohl ein besonders prominentes. Bereits mehr als ein Jahrzehnt wird geplant, gewartet und – weiter gewartet. Im aktuellen Bürgerhaushalt flackerte das Vorhaben nur noch schwach auf. Stichworte: Stadtteilbibliothek und Feuerwehrmagazin. Ausgerechnet die Feuerwehr, die dringend größere Räume benötigt, ist wohl aktuell der größte Hemmschuh. Sie macht angeblich zu viel Lärm. Wie geht es weiter?

Simulation lässt Zweifel an Genehmigungsfähigkeit aufkommen

Dabei hatte man in Sillenbuch neue Hoffnung geschöpft, nachdem aus dem Gemeinderat ein überraschend deutliches Signal gekommen war, einen Neustart zu unternehmen. Das ist aber auch schon wieder zwei Jahre her (Bericht: hier). Immerhin wurden 1,4 Millionen Euro für die Planung budgetiert (Haushaltsplan 2020/21, Seite 230).

Der Planungsprozess habe begonnen, teilt die Stadt auf Anfrage mit. „Zunächst wurde auf Grundlage der Wettbewerbsplanung geprüft, ob eine Genehmigung der angestrebten Feuerwehrnutzung möglich gewesen wäre”, berichtet Anna Sendler. Das Hochbauamt habe „durch rechnerische Simulation ermittelt”, schreibt die Stadtsprecherin, „dass diese aufgrund von zu erwartenden Lärmemissionen nicht hätte genehmigt werden können”.

Am vorgesehenen Bauplatz unterhalb des P+R-Parkplatzes beim Ostfilderfriedhof will die Stadt Stuttgart aber wohl weiter festhalten. Anna Sendler teilt  mit, dass Alternativen gesucht würden, „wie die geplanten Nutzungen (Bürgerzentrum und Feuerwehr) dennoch am vorgesehenen Standort realisiert werden können”. Sehr konkret wirkt das nicht.

Auch zur zeitlichen Perspektive bleibt die Stadtverwaltung schwammig. Der Hinweis, dass die Planungs- und Abstimmungsprozesse durch die derzeitigen pandemiebedingten Einschränkungen etwas mehr Zeit als regulär benötigen, mag aktuell noch niemanden beunruhigen. Angesichts der im Herbst beginnenden Beratungen über den Stadthaushalt für 2022 und 2023 müsste der Prozess aber allmählich Fahrt aufnehmen, sonst bleibt das Großprojekt mindestens zwei weitere Jahre auf der langen Bank. Der Hinweis aus der städtischen Pressestelle liest sich aber nicht nach Eile: „Sobald eine Planungsvariante vorliegt, die grundsätzlich genehmigungsfähig ist, soll darüber in den betreffenden Gremien berichtet werden.”

Treppenlift im jetzigen Bezirksrathaus lohnt sich nicht mehr

Interessant: Noch am 19. Februar schrieb der auch für die jetzigen Angaben zuständige Wirtschafts- und Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann an Sillenbuchs Bezirksvorsteher Peter-Alexander Schreck deutlich optimistischer, „dass für den Neubau die Planungen laufen, eine Berichterstattung in den Gremien ist im 2. Quartal 2021 vorgesehen”. Das immerhin wäre noch zu schaffen.

Gegenstand des Bürgermeisterbriefs war allerdings „nur” eine Antwort auf einen interfraktionellen Antrag auf Installation eines Treppenlifts im Bezirksrathaus an der Aixheimer Straße 28. Nach nahezu zwei Jahren war man bei der Stadt zu der Erkenntnis gelangt, dass das Sillenbucher Rathaus zu schmale Flure und Türen hat. Wegen des deshalb „geringen praktischen Nutzens” und – da ist man wieder beim Thema Neubau – „angesichts der geringen Restnutzungsdauer” lehne die Stadt eine Investition von geschätzten 16.000 Euro für einen Treppenlift ab.

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Ein Gedanke zu „Das Projekt „Bürgerzentrum” hängt am Feuerwehrlärm

  • Es ist schon erstaunlich, dass die Geräusche, die beim Einsatz von Feuerwehrfahrzeugen entstehen, als Lärm gewertet werden und in eine Simulation (mit welchem Pegel in welcher Häufigkeit?) einfließen. Wenn Einsatzfahrzeuge auf der nur wenige Meter vom geplanten Standort der neuen Feuerwache entfernten Kirchheimerstrasse entlang fahren, machen sie das heute auch mit Martinshorn. Wenn die freiwillige Feuerwehr aus Sillenbuch heute Richtung Heumaden fährt, macht sie genau dort „Lärm“, wo sie künftig nicht untergebracht werden soll.

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