Eichenhain-Besucherlenkung – Smart oder provokativ?

Stuttgart-Riedenberg/Sillenbuch … Themen-Rundwege in einer App, Bänke mit gelben Spruchbändern und QR-Codes sowie Wegmarken mit Vignetten sollen künftig zur Besucherlenkung im Naturschutzgebiet Eichenhain eingesetzt werden.

Nach der Errichtung der Weidezäune an der Hangkante zum Schutz der wertvollen Flora und Fauna durch fachgerechte Beweidung setzt das Regierungspräsidium Stuttgart in enger Abstimmung mit der Stadt Stuttgart nun auf ein Informationskonzept. Damit sollen die Nutzerinnen und Nutzer des Eichenhains für dessen Schutzbedürfnis sensibilisiert und zur Einhaltung der Regeln motiviert werden.

Informationen sollen zu Verhaltensänderungen führen

Piktogramm zum Hinweis auf nicht zu betretende Flächen im Eichenhain
Mit solchen Piktogrammen wird auf schützenswerte Flächen hingewisen, die nicht betreten werden sollen

Am gestrigen Mittwoch stellten Regierungspräsidentin Susanne Bay, der Leiter des Grundsatzreferates Klimaschutz Mobilität und Wohnen der Stadt Stuttgart, Martin Körner, sowie zahlreiche Projektbeteiligte der Öffentlichkeit bei einem Rundgang das neue Konzept vor. Susanne Bay betonte in ihrer Begrüßung die herausragende Bedeutung des Naturschutzgebietes. Sie machte jedoch auch deutlich, dass der Naturschutz und die starke Nutzung als Naherholungsgebiet in Einklang gebracht werden müssen, um den Eichenhain für kommende Generationen zu erhalten.

Da in der Vergangenheit die bestehenden Ge- und Verbote aus der Nutzungsverordnung nicht so eingehalten wurden, dass ein ausreichender Schutz der gefährdeten Flächen gegeben war, wurde ein umfangreiches Konzept erstellt, um die Bürgerinnen und Bürgerinnen zunächst besser, umfassender und mit Hilfe moderner Ansprache zu informieren – in der Hoffnung, dass mehr Information über die Artenvielfalt und Besonderheiten des etwa 34 Hektar umfassenden Areals zu bewussterem Verhalten führt. Dabei sollen vor allem auch moderne Medien zum Einsatz kommen.

Hinweis an einer Bank im Eichenhain
Mit gelben Spruchbändern an Bänken wird informiert

Zentraler Bestandteil des Konzepts sind zwei Themen-Rundwege – je einer für Erwachsene und Kinder – mit Audioguide in der App „Unterwegs im Naturschutzgebiet“ und auch integriert in die Freizeit-App „Outdooractive“. An besonderen Stationen wird GPS-geführt über die Pflanzen- und Tierwelt sowie das korrekte Verhalten informiert. Zudem findet man im Eichenhain nun Wegmarken, die plakativ mit Vignetten auf Betretungsverbote von inoffiziellen Wegen und empfindlichen Bereichen oder auf Anleinpflichten hinweisen und das Besucherverhalten lenken sollen. Die Wegmarken sind deutlich gelb markiert.

QR-Codes führen zu mehr Informationen
QR-Codes verlinken auf weitere Informationen

Abgerundet wird das Konzept durch „gelbe Bänke“ entlang der Spazierwege. Insgesamt 24 Bänke werden mit Informationen oder Sprüchen gekennzeichnet, die zu korrektem Verhalten im Eichenhain anhalten sollen. Über einen aufgedruckten QR-Code können weitere Informationen abgerufen werden. Für die Projektbeteiligten sind dies erste Maßnahmen: Neu gestaltete Schilder an den Eingängen, eine Rallye für Kinder und auch Flächen in der Nähe, auf denen Kinder Naturerfahrungen sammeln können, sollen später hinzukommen und zum bewussten Umgang mit dem Eichenhain anhalten.

Rechtsgutachten zur Haftung bei Astbruch in Kürze erwartet

Diese Maßnahmen werden unabhängig von den Bereichen durchgeführt, die seit dem vergangenen Winter aus Schutzgründen eingezäunt wurden. Hierzu führte Martin Körner aus, dass derzeit ein Rechtsgutachten erstellt werde, das Aussagen über die Haftung der Stadt treffen soll. Auf die Gefahr durch herabfallende Äste wurde bisher auf den alten Hinweistafeln schon hingewiesen.

Ob die Bemühungen um den Naturschutz im Eichenhain in Einklang zu bringen sind mit dem Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer, bleibt abzuwarten. Allerdings mit Skepsis. Denn bereits am Tag nach der Eröffnung der Besucherlenkung konnten entfernte und beschädigte Wegmarken festgestellt werden. Eines machten die Naturschützer des Regierungspräsidiums allerdings ganz deutlich: Sollten die Informationsmaßnahmen nicht zu einem Umdenken in der Nutzung führen, müssten weitere, härtere Maßnahmen bis hin zu Sperrungen in Erwägung gezogen werden.

Das Foto oben zeigt Regierungspräsidentin Susanne Bay und Martin Körner (Leiter des Grundsatzreferates Klimaschutz Mobilität und Wohnen der Stadt Stuttgart) beim symbolischen Montieren der gelben Spruchbänder anlässlich der Eröffnung der Besucherlenkung.

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