Eichenhain: Weidezaun in „Stuttgarts Barrier Reef”
Stuttgart-Riedenberg … Die Schafbeweidung tut dem Naturschutzgebiet Eichenhain gut, sagen die Experten. Deshalb soll sie nun nachhaltig gesichert werden. Tibor Wodetzky, der den Eichenhain seit 2019 mit seinen Schafen und Ziegen beweidet, soll darum die Arbeit erleichtert werden. Bislang musste er mit mobilen Zäunen Stück für Stück seine Herde durch den Weidebereich führen. Nun soll ein fester Weidezaun mit fünf Drähten errichtet werden. In den jeweils beweideten Arealen wird der Zaun unter Strom stehen. Am 23. Februar erfuhr der Sillenbucher Bezirksbeirat – der coronabedingt erneut per Video tagte – Näheres über dieses Vorhaben.
Der feste Weidezaun soll – einer in der Videokonferenz gezeigten Skizze zufolge – entlang des Weges etwa von der Klinge in der Nähe des Eichenhainzugangs beim Elly Heuss-Knapp-Denkmal bis zum Ende des Naturschutzgebietes an der unteren Birkacher Straße verlaufen und die Hangkante für den Weidebereich sichern. Die Stadt rechnet mit einem Proteststurm und verspricht deshalb schon im Vorfeld eine rechtzeitige Bürgerinformation.
Konkurrierende Interessen als Dauerproblem
Bettina Gliedstein vom zuständigen Regierungspräsidium bezeichnete den Eichenhain als „Highlight” des Stadtbezirks und freut sich über das Projekt. Problematisch aus Sicht der Aufsichtsbehörde ist der ständige Konflikt zwischen Naturschutz- und Naherholungsinteressen. Das „Barrier Reef von Stuttgart” werde von vielen Menschen nicht als schützenswert im Sinne des Naturschutzes angesehen, bedauert Gliedstein. Das Freizeitinteresse kollidiere immer wieder mit dem Artenschutz.
Die Landschaftsplanerin Ulrike Schuckert (Landschaft 4.0) betreut nicht zum ersten Mal ein Projekt in dem beliebten Naturschutzgebiet. Für den Schäfer Tibor Wodetzky bedeute das Stellen und Umziehen mobiler Weidezäune einen enormen Arbeitsaufwand, weiß die Landschaftspflege-Ingenieurin. Deshalb solle nun einseitig an der Hangkante entlang des Panoramawegs ein fester Weidezaun aufgestellt werden. Dadurch werde die abschnittsweise Zäunung erheblich erleichtert. Und an der Mittleren Filderstraße sollen zwei Zufahrten zu Pflegewegen mit Weidetoren gesichert werden.
Wolfgang Wagner (Amt für Umweltschutz der Stadt Stuttgart) weiß, wie sensibel alle Maßnahmen im Eichenhain von der Bevölkerung beobachtet werden. Er versprach deshalb noch rechtzeitige Presseankündigungen vor Beginn der Baumaßnahmen. Das wurde von den Bezirksbeiräten begrüßt. Zumal sie angesichts der Größe des einzuzäunenden Areals bereits einen Aufschrei erwarten. Den werde es geben, glaubt auch Wagner. Doch nach wenigen Wochen lege sich die Aufregung wieder, meinte er mit Blick auf derartige Maßnahmen. Die Erfahrung zeige: Die Menschen werden sich daran gewöhnen.
Kritik aus dem Bezirksbeirat wertlos?
Landwirt Klaus Wais – im Sillenbucher Bezirksbeirat beratendes Mitglied für die Landwirtschaft – äußerte dennoch Bedenken gegen einen „massiven Eingriff” mittels Elektrozaun. Er empfahl stattdessen einen Zaun aus Knotengitter. Fünflitzige Elektrozäune hätten sich bei Schafbeweidung bewährt, antwortete ihm Ulrike Schuckert. Das sei die „bestmögliche Lösung” sowohl für die Schafe und Ziegen als auch für das Landschaftsbild.
Die Bezirksbeiräte sehen das Vorhaben mehr oder weniger kritisch. Sie wissen aber, dass sie nichts dagegen unternehmen können. Bezirksbeirat Philipp Kordowich legte trotzdem am Ende der Beratung Wert darauf, seinen Unmut zu Protokoll zu geben. Der CDU-Sprecher sagte, er sei derzeit nicht von der Maßnahme überzeugt. Einen förmlichen Beschluss fasste der Bezirksbeirat aber nicht.
Foto (Archiv): Die Schafe und Ziegen sind nicht bloß für den wertvollen Magerrasen im Eichenhain eine Wohltat. Sie locken auch zahlreiche Spaziergänger an. Vor allem für Kinder sind sie eine Attraktion.
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