Grüner Wasserstoff – Produktionsstandort am Hafen
Stuttgart-Wangen/Hedelfingen … Mit einem Produktionsstandort beim Hafen wollen die Stadtwerke Stuttgart der Landeshauptstadt den „Weg zur grünen Zukunft” ebnen. Am Mittelkai 25 soll ein „Wasserstoff-Projekt mit Signalwirkung” entstehen. Endgültig entscheiden soll hierüber am 17. Juli der Aufsichtsrat der Stadtwerke.
Dazu gehören neben der Herstellung von grünem Wasserstoff auch die Logistikinfrastruktur mit Pipeline und Trailern (Tankwagen). Direkt angeschlossen werden soll der SSB-Busbetriebshof in Gaisburg. Projektbegleitend wollen die Netze Stuttgart ein Starkstrom-Erdkabel verlegen. Bauzeit: 2025 und 2026. Die Bezirksbeiräte von Wangen und Hedelfingen wurden in ihren Juni-Sitzungen informiert. Kopfzerbrechen bereiten ihnen die vielen Baustellen.
Bürogebäude Am Mittelkai 25 weicht einem „Green Hydrogen Hub”
Kern des Projekts ist ein „Green Hydrogen Hub” am Mittelkai. Das leerstehende Bürogebäude Am Mittelkai 25 (Foto oben) wird abgerissen. Die Stadtwerke haben das Grundstück angemietet und errichten darauf – neben dem Umspannwerk Hafen der Netze BW – eine Wasserstoffproduktionsanlage mit Elektrolyseuren, Kompressoren, Speichern, Gebäuden für Batteriespeicher und Wärmeübergabe, einem Pipelineanschluss sowie einer Station für die Wasserstoffverladung auf Trailer. Außerdem ein zweistöckiges Betriebsgebäude mit Büros und Seminarräumen; es soll auch eine der Öffentlichkeit zugängliche Aussichtsplattform bekommen.
Wasserstoff ist ein farbloses Gas., der als Energieträger dienen kann. Zum Beispiel in der Stahl- und Chemieindustrie oder in Gaskraftwerken, umgewandelt aber auch zum Antrieb von Flugzeugen, Schiffen, Lastwagen oder Bussen. Wasserstoff stellt eine Alternative zu Erdgas dar, ist flexibel einsetzbar und leicht zu transportieren – in Leitungen (Pipelines) und Tankfahrzeugen (Trailern).
Gewonnen wird Wasserstoff durch die sogenannte Elektrolyse. Dabei wird Wasser (H2O) – im Fall der Anlage beim Hafen aus der Wasserleitung, nicht aus dem Neckar – mit Hilfe von Strom in Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H) zerlegt. Kommt dabei Strom aus erneuerbaren Energien – gewonnen aus Wind oder Sonne – zum Einsatz, spricht man von klimafreundlichem „grünen” Wasserstoff.
Trasse von Stuttgart-Ost über Wangen bis Hedelfingen – und weiter nach Esslingen
Für die Pipeline werden in offener Bauweise mindestens einen Meter unter die Oberfläche ummantelte Stahlrohre verlegt. Mindestens zwei Meter neben der Gasleitung werden die Kupferkabel für die Starkstromleitung in die Erde verlegt.
Die Trasse wird von dem neuen „Hub” am Mittelkai und via Otto-Hirsch-Brücken über den Neckar weiter am Westkai entlang hinüber nach Wangen und dort hinter dem Wohngebiet an der Eybacher beziehungsweise Weißensteiner Straße und der Wasenstraße sowie hinter dem Viehwasen und via Ulmer Straße sowie Langwiesenweg und weiter an der Neckarwiesenstraße und Ulmer Straße entlang nach Gaisburg zum Busbetriebshof führen. Dies soll im ersten Bauabschnitt vom ersten Quartal 2025 bis dritten Quartal 2026 erfolgen. Der zweite Bauabschnitt über die Hafenbahnstraße bis zur Gemarkungsgrenze Esslingen soll sich anschließen und bis Ende 2026 abgeschlossen sein.
Bezirksbeiräte melden Bedenken an
An den betroffenen Straßen werden wegen der geplanten offenen Bauweise Vollsperrungen nicht zu vermeiden sein. Da mussten die Bezirksbeiräte der baustellengeplagten Bezirke Wangen und Hedelfingen schlucken.
Den Wangener Bezirksbeiräten stieß die angebliche Weigerung von Deutscher Bahn und Stuttgarter Hafengesellschaft, das ungenutzte Industriegleis am Hafen für die Trasse zu nutzen, sauer auf. Jeweils mit Dreiviertelmehrheit beschloss das Wangener Stadtbezirksparlament eine entsprechende Anfrage an den Stuttgarter Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann in dessen Funktion als Aufsichtsrat der Hafen GmbH sowie einen Antrag an die Stadtverwaltung, die Hafenstrecke für die Trasse zur Verfügung zu stellen.
Prinzipiell signalisierte der Bezirksbeirat mehrheitlich grünes Licht zum Projekt. Allerdings wurde in dem Zusammenhang einstimmig eine Anfrage beim Regierungspräsidium wegen der B10-Planung beschlossen. Und zu Protokoll gegeben, dass man sich in Wangen ein bürgerfreundliches Kommunikationskonzept für die Bauzeit wünscht, am besten mit einer Anlaufstelle vor Ort.
Aus Hedelfingen waren besorgte Töne bezüglich der vom Bau betroffenen Otto-Hirsch-Brücken und der Straße Am Westkai zu vernehmen.
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