Hohlweg-Sperrung: Auf dem Weg zum Großprojekt?

Stuttgart-Sillenbuch … Der Schleichverkehr über den so genannten Hohlweg zwischen der Tuttlinger Straße in Alt-Sillenbuch und der Sillenbucher Straße in Rohracker ärgert und besorgt Anwohner seit mindestens 15 Jahren. Nachdem zunächst der Hedelfinger und später der Sillenbucher Bezirksbeirat das Thema 2017 wieder aufgegriffen hatten, wurden von den städtischen Verkehrsplanern zunächst Poller vor der Einfahrt in den Hohlweg in Sillenbuch vorgeschlagen. Dann könnten allerdings Gartenbesitzer von Sillenbuch aus ihre Gärten nicht mehr direkt anfahren, was zu Protesten führte. Nun schlägt die Stadt eine Durchfahrtssperre etwas oberhalb der bisher vorgeschlagenen Stelle vor (Foto unten). Plus Ertüchtigung der oberen Spitzkehre. Das dauert und wird teuer.

100.000 Euro für im Effekt zwei Poller?

Bezirksbeirat Sillenbuch 29.7.2020
Foto aus der Präsentation im Bezirksbeirat am 29.7.2020: Die zweite Sperrvariante der Verkehrsplaner mit zwei Pollern etwas weiter oben. In den Wald links müsste für eine Aufweitung der Spitzkehre eingegriffen werden.

Am 29. Juli präsentierte Andreas Hemmerich (Foto oben) die überarbeiteten Pläne in der ersten öffentlichen Sitzung des Sillenbucher Bezirksbeirates nach der Coronapause. Verbunden sind die neuen Pläne mit einer – nach Fahrversuchen als nötig erachteten – Aufweitung der oberen Spitzkehre, was die Erreichbarkeit der Gärten sichern soll. Doch zuvor wären Eingriffe in die Natur notwendig – Stichwort Eidechsen. Folge: Ein erforderliches Artenschutzgutachten über eine gesamte Vegetationsperiode wird das Vorhaben in die Länge ziehen – Ausgang offen. Es soll auf jeden Fall 2021 erstellt werden, verriet der städtische Verkehrsplaner in der Diskussion. Im Interesse einer nachhaltigen Problemlösung schlug er eine Anmeldung des allein für die Baumaßnahmen mit mindestens 100.000 Euro veranschlagten Vorhabens für den Stadthaushalt 2022/23 vor. Eine versuchsweise Umsetzung sei nicht zielführend.

Welche anderen Schleichwege würden dann genutzt?

Bezirksbeirat Dieter Grötzinger (Grüne) legt Wert auf eine schnelle Lösung: „Wir müssen gucken, dass da was passiert!” Dass von der Problematisierung im Bezirksbeirat bis zur Umsetzung sechs Jahre vergehen müssten, will auch CDU-Sprecher Phillipp Kordowich nicht akzeptieren. Er empfiehlt regelmäßige Verkehrskontrollen. Für die SPD rät Ulrich Storz nach Rücksprache mit betroffenen Gartenpächtern zunächst zur versuchsweisen Sperrung, damit erkannt werden kann, welche anderen Schleichwege sich die Autofahrer dann suchen. Zu prüfen sei auch noch, ob der neue Pollerstandort die Pelletanlieferung an ein Grundstück behindert. Irene Kamm (Die Fraktion) hält eine Schranke, die nur Berechtigte aufschließen dürfen, für geeigneter als Poller. Johanna Molitor (FDP) macht sich für eine langfristige Planung, aber eine schnelle Problemlösung für die Anwohner stark. Für die Freien Wähler bringt Walter Haag versenkbare Poller als Alternative ins Gespräch. Tenor der Kritik an den Stadt-Ideen: zu langsam, zu teuer und zu ungewiss, dass Schleichverkehr tatsächlich unterbunden wird.

Nächste Runde im Oktober

Einer Schranke oder versenkbaren Pollern erteilte Andreas Hemmerich gleich eine Absage. Grund: Weil der Hohlweg nur für landwirtschaftlichen Verkehr zugelassen sei, dürften nur Gartenbesitzer mit angemeldetem landwirtschaftlichen Gewerbe dort fahren. Eigentlich! In Stuttgart würden Fahrten von Gartenbesitzern aber bislang geduldet. Doch bei der Zuteilung von Nutzungsberechtigungen (z.B. Schlüssel oder Karten) wäre dies nicht mehr möglich. Der Bezirksbeirat wünsche sich vom Ordnungsamt eine „bürgernahe Modifizierung”, führte Bezirksvorsteher Peter-Alexander Schreck die Diskussion zum Ende. Den SPD-Test-Vorschlag griff Hemmerich noch auf und sagte zu, mit betroffenen Gartenpächtern zielorientierte Gespräche zu führen, damit zeitnah ein Sperrversuch gestartet werden kann.

„Die Aufgaben sind klar?” fragte Bezirksvorsteher Schreck rhetorisch. Für Oktober versprach Andreas Hemmerich dem Bezirksbeirat einen weiteren Bericht. Danach will das Stadtbezirksparlament seinen Beschluss zu diesem Thema fassen.

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Ein Gedanke zu „Hohlweg-Sperrung: Auf dem Weg zum Großprojekt?

  • Warum nicht regelmäßige Kontrollen durchführen, die dann auch zu Bußgeldern führen?
    Als Fußgängerin kann ich bestätigen, dass viel Schleichverkehr unterwegs ist, d.h. viele Bußgelder. Eine Kontrolle habe ich noch nicht gesehen.
    Und wenn man weiß, das Kontrollen da sind, fährt man auch nicht mehr unberechtigterweise dort.
    Warum auf die Einnahmen der Bußgelder verzichten und dafür Geld ausgeben für Sperren etc.?
    Das verstehe ich nicht.

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