Kriminalität 2020 – Immer weniger Straftaten
Stuttgart … Die Kriminalstatistik für das Jahr 2020 zeigt: Der Stuttgarter Polizei ist es erneut gelungen, Straftaten auch unabhängig von coronabedingten Auswirkungen einzudämmen und für die Stadt ihren Platz als eine der sichersten Großstädte zu behaupten. Im bundesweiten Vergleich ist Stuttgart eine der zehn sichersten Großstädte, im landesweiten Vergleich ist die Landeshauptstadt sogar auf Platz 3.
7.978 Straftaten pro 100.000 Einwohner sind der beste Wert seit 20 Jahren. 2020 gab es 50.736 Straftaten, 2015 waren es noch 66.450. Der Corona-Lockdown und Home Office haben dabei geholfen: Diebstähle und Schwarzfahrten sind deutlich zurückgegangen. Deutlich sichtbare Polizeipräsenz soll auch weiterhin das Sicherheitsgefühl in der Stadt stärken.
Die Aufklärungsquote ist von knapp 60 auf 67,2 Prozent angestiegen. Zwei weitreichende Ermittlungserfolge im Bereich der Wirtschaftskriminalität sind hierfür unter anderem ursächlich. Der Kriminalpolizei ist es 2020 gelungen, über 1.400 Fälle aus den Jahren 2015 bis 2018 nachträglich aufzuklären.
Obwohl Diebstahlsdelikte insgesamt um 13,3 Prozent auf 12.060 abgenommen haben, ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in Stuttgart mit 467 statistisch gleich geblieben. Aber: Vor sieben Jahren gab es noch über 1.200 Einbrüche. In mehr als der Hälfte der Fälle blieb es bei einem Versuch der Einbrecher. Jeder zweite Geschädigte eines Einbruchs hat ein kostenloses Beratungsangebot nachträglich angenommen. Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle führte mehr als 1.300 Beratungen zum Einbruchschutz durch. Das wirkt.
Telefontrickbetrüger haben auch im vergangenen Jahr intensiv versucht, an das Hab und Gut von Senioren zu kommen. Neben den bekannten Maschen „Enkeltrick” und „Falsche Polizeibeamte” haben sie auch die Corona-Pandemie genutzt, um Ängste zu schüren.
Während es im Jahr 2019 zu 38 Übergaben mit einem Gesamtschaden von knapp 2 Millionen Euro kam, ist es den Betrügern im vergangenen Jahr 17 Mal gelungen, Senioren mit perfiden Maschen zu täuschen und so an rund 900.000 Euro zu gelangen. Zu einem Großteil erkannten die Stuttgarter Bürger jedoch den Betrugsversuch und legten auf. Die Polizei rät, sie bei Zweifeln unter 110 anzurufen.
Die Straßenkriminalität ist 2020 um neun Prozent auf 6.567 Fälle gesunken. Besonders auffallend und klar nachvollziehbar ist – pandemiebedingt mangels Veranstaltungen – der Rückgang im Bereich Neckarpark und Wasen. Auch die sexuelle Belästigung hat in diesem Zusammenhang deutlich abgenommen. Kaum Einfluss hatte die Pandemie auf die Straffälligkeit im innerstädtischen Bereich.
Zur „Stuttgarter Krawallnacht” sagt Polizeipräsident Franz Lutz: „In einem bisher nie erlebten und unvorstellbaren Ausmaß hat sich in dieser Juninacht ein erschreckendes Maß an Aggression und Gewalt sowie eine bis dahin in Stuttgart nicht vorstellbare Zerstörungsorgie gegen das Eigentum anderer gezeigt. Durch umfangreiche und professionelle Ermittlungsarbeit konnte ein Großteil der Tatverdächtigen ermittelt werden. In den anschließenden Tagen haben wir als Stuttgarter Polizei durch intensive Kontroll- und Präsenzmaßnahmen mit unzähligen Einsatzkräften Wochenende um Wochenende bewiesen, dass wir weiterhin ein Garant für die Sicherheit dieser Stadt sind.”
Die Corona-Verordnung stellt ein neues Handlungsfeld für die Polizei dar. So wurden über 5.600 Platzverweise erteilt und fast doppelt so viele Ordnungswidrigkeiten wie im vergangenen Jahr geahndet.
Erneut war eine Steigerung der Widerstandsdelikte zu erkennen. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich hier eine Steigerung um 5,2 Prozent auf 786 Fälle. 2.317 Polizeibeamte wurden Opfer von Gewalttaten, rund drei Viertel der Täter standen dabei unter dem Einfluss von Alkohol oder Rauschgift. Im mehrjährigen Vergleich zeigt sich, dass es seit Erfassungsbeginn des Tatbestands des Tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte im Jahr 2018 zu einer Verdopplung der statistisch erfassten Widerstandsdelikte kam.
Trotz der Pandemie hat die Stuttgarter Polizei 2.433 Veranstaltungen im Rahmen der Kriminal- und Verkehrsprävention durchgeführt und über 25.000 Personen beraten. Die Kriminalprävention an Schulen nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein. Über 16.000 Schüler wurden über Drogen aufgeklärt, rund um das Thema Gewalt und den sicheren Umgang mit digitalen Medien informiert.
Da die Schulen aufgrund der Pandemie schließen mussten, konnten im Vergleich zum Vorjahr weniger Präsenzveranstaltungen durchgeführt werden. Deshalb erstellte das Referat Prävention zu den Schwerpunktthemen zum einen Medienhandbücher und Mitmachaufgaben. Zum anderen ließen sie sich während der Teillockerungsphase live ins Klassenzimmer bzw. seit den erneuten Schließungen sogar live ins Kinderzimmer schalten. Die Prävention wurde sozusagen digital.
Nach der „Krawallnacht” im Juni führten die Beamten ein neu konzipiertes Programm unter dem Blickwinkel „Herausforderung Gewalt” durch. In einem offenen Dialog sollen Vorurteile und Vorbehalte abgebaut werden, die Sichtweise der Polizei aufgezeigt und den Jugendlichen Gehör verschafft werden. An dem von der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft entwickelte Projekt „15 Fragen – 15 Antworten” nehmen Polizeibeamte in Form von Videobotschaften teil, geben Statements ab und stellen den Jugendlichen Fragen. Die Jugendlichen antworten ebenfalls per Video und stellen ihrerseits Fragen an die Polizisten. Dies ist einer der Ansätze zur Steigerung gegenseitigen Verständnisses und der Kommunikation.
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Quelle: Polizeipräsidium Stuttgart.
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