Liebe Chinesen, Ihr macht es Euch etwas einfach

Wodurch unterscheidet sich Peking von Stuttgart? In der Geschwindigkeit. Im Internet kursiert ein Video, das die Sanierung einer Stadtautobahn in Peking in nur einer Nacht dokumentiert. Geht man mal davon aus, dass das kein Fake ist, dann reibt man sich vor Neid die Augen. Die Konsequenz für Stadtbewohner und Verkehrsteilnehmer bringt FOCUS online in seinem Beitrag darüber auf den Punkt: „keine monatelangen Baustellen und flüssiger Verkehr rund um die Uhr.” Wobei „monatelang” hierzulande schon ein Fortschritt wäre. Man denke nur an die Herstellung der sogenannten Hauptradroute 2 in Wangen und Hedelfingen, die uns über vier Jahre begleitete. Ganze drei Kilometer Straßenraum (okay, einschließlich Bau von zwei neuen Kreisverkehren) wurden in dieser Zeit neu gestaltet – Planungszeiten nicht mitgerechnet. Fertig ist das, was die Stadt Stuttgart als Route von der Innenstadt bis Hedelfingen feiert, damit aber noch lange nicht. Doch es geht noch – wertfrei formuliert – bemerkenswerter: Der Ersatz eines Ende April umgefahrenen Ortseingangsschildes in Stuttgart-Riedenberg hat bis Anfang Dezember gedauert. Noch länger, nämlich fast auf den Tag genau ein ganzes Jahr, nimmt inzwischen die Aufstellung eines neuen Ortsschildes in Stuttgart-Sillenbuch in Anspruch. An der Stadtteilgrenze von Riedenberg und Sillenbuch hatte die Stadt Stuttgart eine gelbe Ortstafel entfernen lassen, nachdem neue Tempolimitschilder, die sie unmittelbar davor aufstellen ließ (übrigens zunächst mit Fehlern), das Ortsschild zu verdecken drohten; der „Sichtbarkeitsgrundsatz von Verkehrszeichen” wäre dann nicht mehr erfüllt. Angekündigt wurde die Erledigung für das Jahr 2025. Kann also noch klappen. Doch die bürokratischen Hürden sind hoch. Liebe Chinesen, Ihr macht es Euch etwas einfach. Nehmt Euch mal ein Beispiel an Stuttgart: Für ein neues Ortsschild bedarf es neben einer „verkehrsrechtlichen Anordnung” aus dem Amt für öffentliche Ordnung und der Mitwirkung des für Masten zuständigen Tiefbauamts schließlich eines Einsatzes des städtischen Abfallwirtschaftsbetriebes, der in der Landeshauptstadt für Bestellung und Anbringung von Straßenschildern zuständig ist. Fun Fact am Rande: Das neue Schild, wenn es denn mal da sein wird, kann nach dem ganzen Paragrafenritt nicht einmal mehr an der eigentlichen Gemarkungsgrenze stehen, da es sich sonst (siehe oben) im Konflikt mit anderen Schildern, die es vorher gar nicht gab, befinden könnte. Man wird es also wohl irgendwo aufstellen. Terminvorlage: irgendwann.


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