Nicht alles Teure ist auch empfehlenswert

Die Stadt Stuttgart hat jetzt ihren Mobilitätsplan für die Stadtbezirke Hedelfingen und Wangen neu aufgelegt. Darin sind die gängigen Mobilitätsarten mit angebotenen beziehungsweise empfohlenen Strecken und Haltestellen in einer groben Übersicht dargestellt. Vor allem für Neubürger oder auswärtige Besucher mag der handliche Faltplan nützlich sein. Neben Frauenkopf, Rohracker, Lederberg, Hedelfingen und Wangen ist auch die Verbindung über den Neckar nach beziehungsweise von Untertürkheim zu sehen, der wichtige Anschluss ans Stadtbahnnetz in Heumaden und Sillenbuch leider nicht mehr. Da es sich um ein Druckwerk aus dem Jahr 2021 handelt, fällt auf, dass die mit enormem Aufwand hergestellte „Radspur” auf der Hedelfinger Filderauffahrt (abwärts) zwischen der Mannsperger Straße und Haarnadelkurve nicht als „Radfahrempfehlung” auftaucht. Stattdessen werden verschiedene Wege beiderseits der Filderabfahrt durch den Wald empfohlen – was routinierten Radlern aus dem Herzen spricht. Viele, die mehr oder weniger aus sportlichem Interesse den Hügel zwischen Hedelfingen und Heumaden oder umgekehrt interessant finden oder sich auf zwei Rädern gerne sicher fühlen, haben sich auch nach Fertigstellung des im Rahmen der „Busbeschleunigung” entstandenen Radelstreifens weiterhin auf den benachbarten Waldwegen besser gefühlt und bevorzugen sie weiterhin. Jedenfalls sind Radfahrer auf der Fahrbahn nach wie vor Exoten im Lederberger Straßenverkehr. Auch die Kritiker der Hauptradroute 2 – mit deren Bau in Wangen kürzlich begonnen wurde – via Hedelfingen und Wangen zum Stuttgarter Osten beziehungsweise retour dürften sich die Augen reiben, wenn sie den neu aufgelegten Mobilitätsplan studieren. Das vor allem aus Wangen und Hedelfingen immer wieder vorgebrachte Argument, die geschützte Route, die zwischen dem Hedelfinger Alosenweg und der Kemptener Starße in Wangen fernab des starken Autoverkehrs hinter OBI vorbeiführt und sich – vorbei am Wangener Aktivspielplatz Krempoli – zur Nähterstraße und weiter ziemlich unbehelligt in Richtung Stadtteil Ost fahren lässt, habe sich doch bestens bewährt und reiche völlig aus, hat nämlich offenbar jetzt auch die städtischen Mobilitätsexperten überzeugt. Denn: Fein säuberlich wurde genau diese Route als aktuelle „Radfahrempfehlung” markiert. Und dies, obwohl die Verkehrsplaner der Stadt und der grüne Fahrradbürgermeister über Jahre nichts unversucht ließen, diese – offenbar doch recht empfehlenswerte – Route madig zu machen. In erster Linie wegen einer zur nahezu unüberwindlichen Bergetappe hochstilisierten Steigung beim Krempoli. Aber wir ahnen natürlich schon, warum diese „Radfahrempfehlung” im neu aufgelegten Plan enthalten ist: weil es die millionenteure Hauptradroute ja noch gar nicht gibt. Bleibt abzuwarten, ob sie – ähnlich wie die neue Spur am Lederberg – bei einer nächsten Neuauflage der Mobilitätskarte überhaupt eingearbeitet wird…

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Ein Gedanke zu „Nicht alles Teure ist auch empfehlenswert

  • Dieser Plan zeigt mal wieder, wie die Ämter in der Verwaltung gegeneinander arbeiten. Wie im Artikel beschrieben, zeigt sich, dass das Millionengrab Hauptradroute 2 überflüssig ist. Liebe Verwaltung, noch ist diese Radroute nicht gebaut. Warum gibt die Verwaltung nicht zu, dass diese Hauptradroute 2 überflüssig ist, zumal es auch eine völlig ebene Radverbindung in die Innenstadt von den Otto-Konz-Brücken zum Leuze am linken Neckarufer gibt, wo ja bekanntlich der Radschnellweg Esslingen Stuttgart geplant ist. Diesem Argument wurde in den Bezirksbeiratssitzungen immer entgegengehalten, dass es entlang der B10 nicht zumutbar sei, mit dem Fahrrad zu fahren. Für Radschnellwegfahrer offenbar doch. Lieber OB, stoppen sie den Unsinn der HRR 2 und hören Sie auf die Autoren der Mobilitätsberatung!

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