Überforderung

Da kommen zwei Stadtplanerinnen mit Plänen für eine Neubebauung in die Sillenbucher Bezirksbeiratssitzung und präsentieren Ideen für summa summarum rund 60 Wohnungen und einen Supermarkt. Die Freizeitpolitiker sollen ihnen dazu nun „Anregungen geben”. Und das alles binnen einer halben Stunde.

Zwar sitzen in Stadtbezirksparlamenten häufig auch Architekten, aber im Großen und Ganzen haben die Lokalpolitiker doch eher keine Expertise für Bauvorhaben solcher Dimensionen. Und dann befinden sich auch noch ohne vorherige Information von Bezirksvorsteher und -beiräten die Architekten und Vertreter der Bauherren im Publikum – was jetzt in Sillenbuch immerhin noch so rechtzeitig offenbart wurde, dass die Beteiligten wenigstens ein paar ad hoc-Fragen beantworten konnten. Insgesamt war der Bezirksbeirat mit der Aufgabenstellung jedoch aufs Unfairste überfordert. Ex-Lehrer Ulrich Storz machte sein Befinden anhand eines plakativen Vergleichs deutlich: Die Stadtplaner sollten sich doch bitteschön mal an seine Stelle versetzen, wenn er ihnen den neuesten Bildungsplan vorstelle und um Anregungen dazu bitte. Hmm, grübel, grübel! Derartige Situationen gibt es in rasch zunehmendem Maße in der Lokalpolitik. In Hedelfingen und Wangen ist das Fass bereits übergelaufen, in Sillenbuch brodelt es aber auch schon ziemlich heftig. Wenn die Stadtverwaltung so weitermacht, werden ihre Vertreter irgendwann vor leeren Bänken sitzen, weil die Politiker entweder resignieren oder boykottieren. Aber vielleicht ist ja genau dies das Ziel.

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 22.2.2017