Verabschiedung von Pfarrer Berner-Föhl

Stuttgart-Sillenbuch … Am Sonntag, 21. Februar wird Pfarrer Wolfgang Berner-Föhl im Gottesdienst verabschiedet und entpflichtet (17 Uhr: Martin-Luther-Kirche Sillenbuch, Oberwiesenstraße 28). Nach vielen Jahren Gemeindearbeit geht er in den wohlverdienten Ruhestand und hängt sprichwörtlich seinen Talar an den Nagel. Hier anschließend die Texte aus dem Gemeindebrief von Pfarrer Berner-Föhl und vom gewählten Vorsitzenden des Gemeinderates Klaus Offterdinger zum Abschied.

Wolfgang Berner-Föhl … Auf Wiedersehen – behüt Sie Gott!

Mein Dienst als Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Sillenbuch kommt am 29. Februar zu seinem Ende. Über 28 Jahre lang war ich dann einer Ihrer Pfarrer. Im Rückblick auf all die Jahre meldet sich bei mir als erstes Dankbarkeit.

Ich bin Gott dankbar, dass es mir geschenkt war, als Pfarrer in dieser Gemeinde arbeiten zu können. Ich bin dankbar für das tiefe Vertrauen, das Sie mir als Gemeindeglieder immer wieder aufs Neue entgegengebracht haben. Ich bin dankbar für ein durch und durch konstruktives Miteinander mit allen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich bin allen voran meiner Frau dankbar – für Ihre achtsame, kritische und solidarische Begleitung.

Pfarrer zu sein hat etwas damit zu tun, in einen Dienst genommen zu sein. Das hat zwei Seiten:
Einmal ist es höchst spannend, was durch diese Vorgabe – nämlich: die Kommunikation des Evangeliums – alles geschieht. Man erlebt höchst unterschiedliche Menschen, die sich einem in unterschiedlichster Weise öffnen und anvertrauen. Man erlebt neben vielen menschlichen und oft  ach zu menschlichen Situationen eben auch überraschende Momente oder verrückte Konstellationen. Letztlich, und genau betrachtet, ist das alles sehr fragil und verletzbar – und gar nichts ist normal oder irgendwie selbstverständlich. Und doch ist das, was da geschieht, wunderbar – echt zum Wundern, auf positive Art. Ja, Gemeinde, leben in einer und mit einer Kirchengemeinde, hat etwas!

Zum anderen hat dieses „In einen Dienst genommen sein” auch seine Begrenzung; durch den Auftrag, an den man gebunden ist. Wer für alle ansprechbar sein will und viele ansprechen will, der wird an der einen oder anderen Stelle seine eigenen persönlichen Befindlichkeiten zurückstellen müssen. Das ist bei jeder Arbeitsstelle so – nur bei einem Pfarrer will man aber gerade das Persönliche oder das Authentische spüren. So lebt man als Pfarrer in einer Spannung, die man nicht auflösen soll und kann. Ich habe das angenommen und versucht, damit zu leben. Das Ergebnis in der Praxis sind viele Übungen zur Balance in der Disziplin von Gratwanderungen der verschiedensten Art.

Den ersten, im wahrsten Sinne des Wortes wunderbaren Teil kenne ich nun zur Genüge – was es aber heißt, ohne die eben genannte Begrenzung sein Leben zu leben, das muss ich und das will ich neu herausfinden. Es wird ein von Pflichten befreiter, in gewisser Hinsicht aber vermutlich kein leichter Weg sein – und doch freue ich mich gerade darauf. Ja, Sie haben richtig vermutet – den Talar hänge ich wirklich an den Nagel! Ich werde keine Beerdigungen, keine Trauungen und keine Gottesdienste mehr halten – auch wenn meine Familie und ich weiterhin in Sillenbuch leben werden. Allerdings werde ich weiterhin als Notfallseelsorger tätig sein. Ob mir dann, wenn der Talar am Nagel hängen bleibt, etwas fehlt, kann ich erst sagen, wenn ich eine gute Zeit ohne Talar gelebt habe. Ich bin dann so frei und melde mich, wenn mir an dieser Stelle etwas fehlt.

In Sachen Kirchengemeinde würde ich mich gerne – wenn Sie das zulassen wollen – als Gemeindeglied einreihen, so normal wie eben möglich. Wie sich das anfühlt, ist für alle Beteiligten erst einmal zu  erproben. Doch dann gibt es, da wir ja weiterhin in Sillenbuch leben werden, immer wieder das eine oder andere, hoffentlich freudige, Wiedersehen. Deshalb: Auf Wiedersehen – behüt Sie Gott!

 

Klaus Offterdinger … Abschied von Pfarrer Wolfgang Berner-Föhl

Wenn wir im Gottesdienst am 21. Februar Herrn Pfarrer Berner-Föhl verabschieden, blicken wir zurück auf fast drei Jahrzehnte Dienst in unserer Kirchengemeinde. Viele Beziehungen sind in dieser Zeit gewachsen: Beim gemeinsamen Feiern der Gottesdienste, bei Gemeindefesten, bei den von Herrn Berner-Föhl geleiteten Gruppen, Kreisen und Freizeiten und bei seelsorgerlicher Begleitung.
Ab Herbst 1987 wohnte die junge Familie zunächst im ehemaligen Pfarrhaus am Höhenringweg. Erst 1991 konnte der Neubau im Äckerwaldzentrum bezogen werden. Über die drei Kinder Hannes, Antonia und Valentin ergaben sich Kontakte zu anderen Familien, und 1997 fand erstmals die inzwischen legendäre Vater-Kind-Freizeit auf dem Schotthof im Welzheimer Wald statt.

Aus diesen Freizeiten heraus entwickelte sich eine rege Männerarbeit, die heute in den Gottesdiensten am Männersonntag, der Männerfreizeit und den Treffen von „Mann sieht sich” ihren Ausdruck findet. Oft war Herr Berner-Föhl dabei nicht nur als Organisator, sondern in besonderem Maße auch als Seelsorger gefragt.

Ein wichtiger Schwerpunkt war auch die Seniorenarbeit. Hier galt es immer wieder neu anzusetzen und den Wandel vom klassischen Altennachmittag hin zu einer Kultur des aktiven Mitgestaltens zu vollziehen. Mit dem Schwerpunkt „Senioren” verbanden sich auch der Vorsitz des Krankenpflegefördervereins und die Verantwortung für die Diakoniestation. In den 1990er Jahren musste sich die damals defizitäre Station zu einem modernen Dienstleistungsbetrieb wandeln. Dank seiner betriebswirtschaftlichen Ausbildung lag dieser Prozess bei Herrn Berner-Föhl in guten Händen. Mit der 2002 vollzogenen Überführung der Station in die Trägerschaft der Samariterstiftung und später in die Diakoniestation Stuttgart konnte sich Herr Berner-Föhl wieder stärker den eigentlichen diakonischen Aufgaben zuwenden. So entstand vor einigen Jahren der zwischenzeitlich etablierte ökumenische Krankengottesdienst.

Die Ökumene lag Herrn Berner-Föhl sehr am Herzen. Dank seiner langjährigen Erfahrung hielt er in der Ökumene-AG die Fäden zusammen. Durch seine vermittelnde und entgegenkommende Art gelang es auch in schwierigen Phasen, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Es ist sein Verdienst, dass die ökumenische Zusammenarbeit in der Krankenpflege bis heute Bestand hat.

Auch die Kirchenmusik, ein Kernbereich der Gemeinde und fester Bestandteil der Gottesdienste, war Herrn Berner-Föhl als Vorsitzendem des Musikauschusses ein großes Anliegen. Wie in vielen anderen Feldern der Gemeindearbeit war er hier immer wieder moderierend tätig und hat zahlreiche Veränderungen insbesondere in der Chorleitung konzeptionell begleitet und mitgestaltet.

Zu den Jugendlichen in den Konfirmandengruppen hatte Herr Berner-Föhl immer einen guten Draht. Erlebbar für die Gemeinde wurde dies in den von Konfirmandinnen und Konfirmanden mitgestalteten Gottesdiensten. Auch in den Konfirmationsgottesdiensten war die enge Bindung der Jugendlichen an „ihren” Pfarrer spürbar. In den zusammen mit Mitarbeitenden des Waldheims gestalteten Waldheimeröffnungsgottesdiensten kam sein Talent für das Theterspiel zur Geltung.

Dankbar denken wir zurück an zahlreiche von Herrn Berner-Föhl organisierte Gemeindefeste und Basare. Dank seines großen Netzwerks fand sich für die teils komplexe Organisation immer ein kompetentes und motiviertes Mitarbeiterteam. Exemplarisch seien an dieser Stelle die Feste zur Grundsteinlegung und zur Einweihung des Neubaus im Parkheim genannt. Zuletzt wurde von Herrn Berner-Föhl der Gemeindebasar durch Einbindung der Kindergärten neu konzipiert und belebt.

Herr Berner-Föhl hat in seiner langen Amtszeit vier Pfarrer als Kollegen erlebt. Immer wieder hieß es in Zeiten der Vakatur einziger Pfarrer in der Gemeinde zu sein und viele Zusatzaufgaben vertretungsweise übernehmen zu müssen. Dank seiner großen Erfahrung und seiner Kenntnis der Gemeinde war er für den Kirchengemeinderat in solchen Phasen des Übergangs eine wichtige Stütze und Garant für Kontinuität. Sein unerschöpflicher Humor, der in den Kirchengemeinderatssitzungen manche Schwierigkeit erträglich machte, wird uns fehlen.

Für den anstehenden Ruhestand wünschen wir Herrn Berner-Föhl den Freiraum, Neues anzupacken, Gesundheit und Gottes Segen. Ein ganz herzlicher Dank geht an dieser Stelle auch an Frau Föhl, die sich in vielfältiger Weise in die Gemeinde eingebracht hat, beispielsweise durch ihre langjährige Mitarbeit im Eine-Welt-Kreis.

 

Klaus Offterdinger … Wie geht es weiter mit der Pfarrstelle II?

Als Folge der Anpassung an die sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern wird die Pfarrstelle Sillenbuch II nur noch zu 50 % besetzt. Diese Vorgabe aus dem sogenannten Pfarrplan 2011 kommt mit dem Stellenwechsel nun zur Umsetzung. Der Kirchengemeinderat hat beschlossen, die Seelsorgebezirke unverändert zu belassen und damit den Schwerpunkt der reduzierten Stelle auf die originären pfarrdienstlichen Aufgaben gelegt.

Nachdem auf die erste Ausschreibung im September keine Bewerbung einging, haben wir uns mit dem Oberkirchenrat auf eine sogenannte unständige Besetzung verständigt. In unserer Landeskirche ist vorgesehen, dass junge Pfarrerinnen und Pfarrer im Anschluss an das Vikariat und vor Antritt einer festen Pfarrstelle für drei Jahre als „Pfarrer zur Anstellung” im Pfarrberuf Erfahrung sammeln. Wir freuen uns sehr, dass in dieser Funktion Herr Friedrich July am 1.3.2016 seinen Dienst in unserer Gemeinde antritt und so ein nahtloser Übergang möglich wird.

An dieser Stelle heißen wir Herrn July und seine Familie ganz herzlich willkommen und freuen uns auf eine segensreiche Zusammenarbeit.