Weinlese an der Jägerhalde – Sportlicher Trollinger

Stuttgart-Wangen … Ein Jahr im Wengert ist vorbei: Jetzt war Zeit für die Weinlese. Gemeinsam mit Freunden las die Familie Kirchherr-Megner in ihrem Weinberg oberhalb der Wangener Jägerhalde am 23. September 225 Kilogramm Trollingertrauben. Das ist deutlich weniger als im Vorjahr, wird aber immerhin rund 190 Liter Wein ergeben.

Geschafft: Birgit Megner begutachtet den Ertrag

Zu ihrem Wengert ist die Riedenberger Familie gekommen wir die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde. Der gerade mal vier Ar große Weinberg gehört den Eltern von Rainer Kirchherr und war lange Jahre verpachtet. Als die Pächter ihn nicht mehr bewirtschaften konnten, stand die Familie Kirchherr-Megner vor der Entscheidung, ihn aufzugeben oder selber weiterzumachen. Denn: Der Wengert drohte zu verwahrlosen. Die Entscheidung im Familienrat fiel fürs Weitermachen, auch weil Sohn Paul Megner bereit war, seine Eltern bei der anstrengenden Aufgabe am Wangener Steilhang zu unterstützen.

Fitnesstraining und Meditation

Blick über Wangen zum Württemberg

Der Ertrag sind in diesem Jahr zwar „nur“ rund 190 Liter Wein. „Trotzdem zuviel, um alles alleine zu trinken“, meint Birgit Megner augenzwinkernd. Ihre Familie gehört zu zwei Händen voll Wangener „Wengertern“, die Jahr für Jahr ihre Steilhänge regelmäßig mähen, Reben schneiden und anbinden oder spritzen. Das alles, damit an einem – idealerweise, wie am 23. September, sonnigen – Vormittag der Lohn eines Jahres eingesammelt, den Berg hinab geschleppt und verladen werden kann. Das herrliche Pano­rama – im Mittelpunkt die Grabkapelle auf dem Württemberg – gibt es zwar gratis dazu, doch dafür haben die fleißigen Wengerter bei ihrer Handarbeit am steilen Hang eher selten einen Blick übrig. Dort, wo Ungeübte so schon ihre liebe Mühe haben, das Gleichgewicht zu halten.

Deshalb sehen Rainer Kirchherr und Paul Megner ihr Jahresprogramm als Hobby-Wengerter auch unter sportlichen Gesichtspunkten. Und was schätzt Birgit Megner am meisten? „Die Laubarbeiten – weil es fast so etwas wie Meditation ist“. Alle Familienmitglieder sind voll berufstätig; deshalb war der Start in das Abenteuer zumindest unter zeitlichen Gesichtspunkten mehr als eine Überlegung wert. Doch die Bewahrung der Landschaft mit den traditionellen Stufenweinbergen, der Erhalt von Wangen als Weinort sowie Neugier seien wichtige Kriterien für die Entscheidung gewesen, die alten Reben nicht zu entfernen, bilanziert Birgit Megner.

Vorfreude: Rainer Kirchherr präsentiert Wangener Berg Trollinger und Weißherbst

Vorfreude aufs Frühjahr

Und wie geht es nach der Lese weiter? Zunächst wurden die Trollingertrauben am Samstagmittag in die Wangener Kelter gebracht. Birgit Megner und Rainer Kirchherr erklären: „Die Erzeugergemeinschaft der Wangener Wengerter keltert gemeinsam in der Wangener Kelter, erst nach der offenen Maischegärung und dem Abpressen wird der Wein zum weiteren Ausbau von der Firma Kern aus Rommelshausen abgeholt und auch dort für uns abgefüllt.“ Mit dem Etikett „Wangener Berg“ kommen dann im Frühjahr Trollinger oder Weißherbst auf den Markt. Das „Sportprogramm“ an den Steilhängen ist zu diesem Zeitpunkte schon wieder im Gange…

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