Wir müssen den Bock umstoßen!

Wie erklärt man, wenn nichts gelingt, dass trotzdem Grund zu Hoffnung und Zuversicht besteht? Immer häufiger hört man in jüngster Zeit in solchen Situationen: „Wir müssen den Bock umstoßen!” Vorzugsweise aus dem Mund junger Fußballer, die regelmäßig einen Bock schießen. Statt Tore. Wenn nicht sogar einen ziemlichen Bockmist zusammenspielen. Statt zu erläutern, wie sie „der Mannschaft helfen” können (der bislang gefühlt allerhäufigste Interviewsatz von Fußballprofis), fällt ihnen nach jedem neuen Misserfolg nur noch ein: „Wir müssen den Bock umstoßen!” Steigerungsformen: „Wir müssen endlich den Bock umstoßen!” – wenn diese Erkenntnis bereits zu altern beginnt – und „Wir müssen endgültig den Bock umstoßen!” – so als befinde er sich bereits in der Schwebe. Wer oder was ist überhaupt dieser Bock? Dazu findet man selbst im ansonsten unendlich auskunftsfreudigen Internet kaum vernünftige Antworten. Nur jede Menge Zitate von – ja eben – Fußballern, Fußballtrainern, Fußballfunktionären, Fußballreportern. Ganz selten, aber immerhin, kommt diese Redensart auch in anderen Sportarten wie zum Beispiel Football oder Eishockey vor. Wer nun denkt, wenn’s dem Bock zu wohl wird, geht er aufs Eis… nein, das darf nur der Esel. Ein Tier, das übrigens dafür bekannt ist, dass es gerne mal bockt. Aber was hilft das bei der Suche nach einer Erklärung für den Bock, der (dem Erfolg) im Weg steht und umgestoßen werden soll? Nein, liebe Tierschützer, bitte den Blutdruck runterfahren: Niemand will ernsthaft dem Bock an den Kragen! Es ist eine Redensart, kein Tierversuch! Vielleicht ist der Bock gemeint, den Generationen von Schülern gehasst haben, weil er sie im Sportunterricht vor eine unlösbare Aufgabe gestellt hat. Nämlich die, ihn zu überspringen (warum eigentlich?). Und: Selbst der unbeweglichste Turner unter den Grobmotorikern schafft kaum, wovon erfolglose Fußballer träumen – nämlich den Bock so heftig zu rammen, dass er umfällt. Es ist eine unumstößliche Tatsache: Eher trägt die Katze im Sack Eulen nach Athen, dass es auf keine Kuhhaut passt, als dass ein Bock, ob man ihn nun zum Gärtner macht oder nicht, umfällt. Und wenn der Hund in der Pfanne verrückt wird!

Rundgeschaut … Die wöchentliche WILIH-Kolumne