Wohlfühlheimat des Behördenventils

Irgendwoher muss das Vorurteil ja kommen, dass in Amtsstuben Dienst nach Vorschrift verrichtet wird, dass es dort mitunter etwas betulicher zugeht als in der freien Wirtschaft, dass gleichwohl die Beamten immer am längeren Hebel sitzen, dass alles viel länger dauert als nötig, dass es gerne etwas teurer wird als bei privater Auftragsvergabe, und und und. Bei solchem Stammtischgeplauder fällt einem doch gleich das „Behördenventil” ein. Nie gehört? Wir sind gerne mit einem Zitat aus der „Wikipedia” behilflich: „Das Behördenmodell ist die spezielle Ausführung eines Thermostatfühlers …, welches den Wasserdurchfluss eines Thermostatventils für Heizkörper regelt. Es unterscheidet sich von einem Standardmodell dadurch, dass der Einstellbereich begrenzt (z. B. 17–21 °C) oder blockiert (z.B. genau 20 °C) werden kann. Ohne Spezialwerkzeug oder genaues Hintergrundwissen, wie oder wo die Sperre aufzuheben ist, kann dann keine andere Einstellung vorgenommen werden. Die Behördenmodelle werden in Behörden und anderen öffentlich zugänglichen Bereichen an Heizkörper-Thermostatventilen montiert, um zu verhindern, dass die gewünschte Raumsolltemperatur von nicht autorisierten Personen verstellt werden kann.” Ob es nun der wieder einmal hochkochende Ärger im Bezirksbeirat Wangen ist, dass in oder für Wangen alles unerträglich lange dauert, oder ob es der Frust im Bezirksbeirat Hedelfingen ist, dass man mit den Gymnasiumsplänen für den Steinenberg seit Jahren nicht vorankommt, ja dass allein die Erwähnung des Worts „Schulverwaltungsamt” bei den Stadtbezirksparlamentariern nur noch kollektives Kopfschütteln hervorruft: Wann immer jemand seinem Ärger über die Verwaltung der Landeshauptstadt Stuttgart Luft macht, könnte einem Kenner des Begriffs unweigerlich in den Sinn kommen, dass dem Behördenventil, falls es dort nicht sogar erfunden wurde, das Stuttgarter Rathaus doch immerhin eine Wohlfühlheimat zu bieten in der Lage sein dürfte.

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