60 Jahre Kinderhaus Pusteblume – Grund zum Feiern

Stuttgart-Sillenbuch … Seit 60 Jahren trägt „die Pusteblume” zu einer lebendigen und frohen Gemeinde im Stadtbezirk bei. Das Kinderhaus der katholischen Kirchengemeinde Sankt Michael – unweit der Kirche an der Kleinhohenheimer Straße 19 gelegen – hat deshalb allen Grund zum Feiern. Zur Einstimmung auf einen Tag der offenen Tür am Sonntag, 24. April – nach dem um 11 Uhr beginnenden Familiengottesdienst in der Kirche Sankt Michael – veröffentlichen wir hier anschließend einen Beitrag von Angela Hilbert-Maisch. Sie leitet das Kinderhaus jetzt ununterbrochen seit 1994 und berichtet über seine Geschichte.

Als ich 1980 zum ersten Mal die Leitung des Kindergartens an der Kleinhohenheimer Straße 19 übernahm, lernte ich in der Gemeinde auch die erste Leiterin des Kindergartens kennen. Es war Doris Ruppert. Sie erzählte mir, dass sie 1955 noch in einer Baracke, die auf dem Rasenplatz vor der Kirche stand, die Kinder betreute. Dann wurde 1956 das Gebäude des heutigen Kinderhauses Pusteblume fertiggestellt und eingeweiht. In diesem Haus gab es einen großen Gruppenraum, der durch eine Faltwand getrennt war und in dem etwa 60 Kinder angemeldet waren. Die Öffnungszeiten gingen von 8 bis 11.30 Uhr und von 13.30 bis 16 Uhr. Auch einen Garten vor dem Haus gab es damals noch nicht. Immer, wenn man in den Garten wollte, wurde ein Leiterwagen gepackt, und die Kinder wanderten in den Sommergarten, der am Rande des Eichenhains lag. Dort gab es kein Wasser und keine Toilette. Das war aber überhaupt nicht schlimm, denn das Wasser wurde immer in Kanistern mitgenommen, und es gab einen sogenannten „Pinkelbaum”, der in einer Ecke stand.

Auch die Räume des Kindergartens wurden damals vielseitig genutzt. Da es noch kein Gemeindehaus gab, fanden die jährlichen Bazare im Kindergarten statt. Die Besucher saßen auf kleinen Stühlen, es gab etwas zum Essen, Kaffee und Kuchen – und ich kann mich noch gut erinnern, dass Mitglieder der Kirchengemeinde in Ruit zu den Bazaren immer „anreisten”, um mitzufeiern. Die Räume im Untergeschoss wurden mit einbezogen, dort gab es auch einen Gruppenraum für die Jugendlichen, die sogenannte „Oase”. In ihr trafen sich regelmäßig verschiedene Jugendgruppen und auch der „Club Camara”. Im Obergeschoss des Hauses lebten die Monika-Schwestern. Schwester Julia, die zu diesen Schwestern gehörte, versorgte den Haushalt der Augustiner im „Klösterle”.

Dann aber veränderten sich die pädagogische Arbeit im Kindergarten und somit auch die Räumlichkeiten. Zuerst wurde eine feste Wand eingezogen, dadurch entstanden zwei Gruppenräume. Danach kam irgendwann eine zweite Ebene in die Gruppenräume, und im Keller etablierte sich ein Turnraum. Die „Oase” wurde in Eigenarbeit mit den Eltern in einen Mehrzweckraum für die Kinder umgewandelt. Der Kindergarten bekam nun auch endlich einen Namen und war nicht nur Kiga 1 Kleinhohenheimer Straße. In einer Wahl, gemeinsam mit Eltern und Kindern, wurde es die „Pusteblume”. Im Jahr 2000 feierten wir 44 Jahre Kindergarten Pusteblume, mit einem großen Gottesdienst und einem Tag der „offenen Tür”. Viele kamen und freuten sich mit uns, und auch heute noch ist es so, dass wir viele Kinder haben, von denen schon die Eltern in der Pusteblume waren.

Auch im Garten tat sich einiges. Im Jahr 2002 wurde ein großer Gartenumbau vorgenommen, den wir ebenfalls mit einem Gottesdienst mit Pater Gottfried und der Gemeinde feierten. Danach wurde das „rote Band“ zerschnitten, und die Kinder hatten ab da einen herrlichen Garten zum Spielen. Auch die Stadt Stuttgart zeigte sich großzügig und überließ uns ein Stück der Grünfläche, auf dem sich heute unser Fußballplatz und die Slackline befinden.

Die letzte große räumliche Veränderung kam im Jahr 2011. Im ersten Obergeschoss wurden die Räume so umgebaut, dass hier eine Krippe für zwölf Kinder im Alter von einem bis drei Jahren eröffnet werden konnte. Auch dies haben wir gemeinsam mit der Gemeinde gefeiert. Die Räume wurden von Pfarrer Roßnagel geweiht.

Damit wurde aus dem Kindergarten das Kinderhaus Pusteblume, mit zwei Kindergartengruppen mit insgesamt 43 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren, einer Krippengruppe und acht Erzieherinnen, die mit unterschiedlichen Stundendeputaten für die Kinder da sind. Die Öffnungszeiten gehen heute von 7.45 bis 13.45 Uhr, und es gibt die Möglichkeit, ein warmes Mittagessen zu buchen. Auch die Inhalte der Arbeit mit den Kindern haben sich sehr verändert. Dies wurde im Orientierungsplan des Landes Baden-Württemberg für alle Kitas bindend. Die Kinderhäuser haben heute einen eigenen Bildungsauftrag. In den Räumen gibt es unterschiedliche Bildungsbereiche, der Turnraum und der Garten sind für die Kinder immer zugänglich. Somit haben sich die Angebote und Möglichkeiten für die Kinder vervielfacht und an die neuen Lebenssituationen der Kinder angepasst.

Von damals bis heute ist es das Wichtigste, dass sich die Kinder im Kinderhaus wohlfühlen, die Erzieherinnen für Kinder und Eltern immer ein „offenes Ohr” haben und dass die christlichen Werte gelebt und weiter gegeben werden.