9 Euro-Ticket und Tankrabatt – vermissen wir Euch?

Das 9 Euro-Ticket ist tot. Es lebe das 29 Euro-Ticket? Oder 49 Euro? Regional oder bundesweit? Ab wann? Von wem finanziert? Vom Bund, den Ländern, von beiden, plus Verkehrsbetriebe, von allen, weitere Ideen? Da wurde etwas für drei Monate auf den Markt gebracht, ohne sich Gedanken zu machen, wie es danach weitergeht. Der August ist zu Ende, das 9 Euro-Ticket am Ende. Dass alle, die ihren Geldbeutel dadurch spürbar entlasten konnten, das 9 Euro-Ticket gerne behalten würden, hätte man sich doch wohl denken können?! Was war eigentlich der Zweck der drei 9 Euro-Monate? Ein Versuch? Dann hätte man vorher sagen sollen, was man herausfinden will und was – je nach Ausgang des Tests – folgen soll. Oder war es schlicht ein finanzielles Bonbon für die Bürger – Stichwort „Entlastungspaket”? Dann hätte man vorher sagen sollen, dass das Fahren mit Bussen und Bahnen für ein Vierteljahr verbilligt wird und danach wieder die normalen Preise gelten. Aber: Welche Preise sind heute noch normal? Siehe Tankrabatt. Eine weitere Polit-Idee, deren Erfolg mehr als zweifelhaft ist. So laufen an den Tankstellen schon in der Woche vor dem Ende des Tankrabatts die Preisangaben hoch. Und wenn jetzt noch der „Rabatt” entfällt? Kein Verbraucher rechnet damit, dass er nicht noch mal ordentlich draufzahlen muss. Steht erst mal wieder die 2 vorm Komma, ist der Frust groß. Für eines hat der Tankrabatt, der eigentlich eine staatliche Subvention ist, immerhin gesorgt: Unserem Sprachschatz wurde der Begriff „Übergewinnsteuer” hinzugefügt. Wann ein Gewinn „über” einem normalen Gewinn liegt und was dann damit passieren soll, wird die Gelehrten und die Entscheider bestimmt noch eine Weile lang umtreiben. Dass es im Ergebnis für die Verbraucher billiger wird, wäre eine Überraschung. Aber noch mal zurück zur Tankstelle: Was soll eigentlich dieser Irrsinn, zigfach am Tag – inzwischen oft alle paar Minuten – die Preise für Benzin und Diesel nahezu beliebig rauf und runter zu setzen. Als ob sich am helllichten Tag ständig der Ölpreis ändern würde. Abgesehen davon, dass der Tank unterhalb der Zapfsäulen ja nicht alle paar Stunden neu befüllt wird. Und selbst wenn das der Fall wäre, ließe sich nur dann und nur bei Änderung der Einkaufspreise eine Änderung der Literpreise rechtfertigen. Und wie kommt es, dass am einen Ende der Stadt die Preise durchgängig um einige Cent höher beziehungsweise niedriger sind als am anderen? Es geht auch anders: In Österreich dürfen Benzinpreise nur einmal am Tag erhöht werden, um 12 Uhr. Jederzeit zulässig sind nur Preissenkungen (siehe hier). Man sollte bestimmt nicht zu viel regulieren. Aber wenn ein Markt völlig aus dem Ruder läuft, dann ist ein klarer Rahmen vielleicht schon zweckmäßig. Zudem kann man Regeln ja auch wieder abschaffen, wenn sie nicht mehr benötigt werden. Zu wünschen wäre nur, dass unsere Politiker ihre Ideen mehr vom Ende her denken.

Rundgeschaut[post_published] … Die wöchentliche WILIH-Kolumne