E-Roller als Stehroller stören auf Gehwegen

Stuttgart-Wangen/Riedenberg … Sie sollen das Umweltgewissen entlasten, indem sie für die „letzte Meile” zwischen Bus- oder Stadtbahnhaltestelle und Wohnort zur Verfügung stehen: E-Roller. Besser als das Auto zu nehmen, so die Botschaft der Anbieter, die auf dem Klima-Ticket reiten und ihre Elektro-Scooter an allen möglichen Stellen zum Mieten bereitstellen. Leider auch an unmöglichen Stellen. Herumstehende wie auch von Nutzern hingeworfene Roller behindern immer öfter Fußgänger, Seh- und Gehbehinderte. Das ärgert.

Am 16. November stand das Thema – erstmals im WILIH-Land – sogar auf der Tagesordnung einer Bezirksbeiratssitzung. In Wangen regten sich die Lokalpolitiker mächtig auf über die lästigen Stehroller. Doch machen könne man wohl nichts gegen das Ärgernis, beklagten sie. Denn: Die Polizei greife bei störenden Rollern nicht ein, hatte ein Bezirksbeirat am eigenen Leib erfahren. Er sei an die Verkehrsüberwachung der Stadt Stuttgart verwiesen worden. Doch dass die hoffnungslos unterbesetzt ist und vor allem in den Abendstunden nicht kontrolliert, ist keine neue Erkenntnis. So endete der Tagesordnungspunkt mit verbalem Achselzucken.

Am 22. November, einem Sonntag, standen an der Schemppstraße – Ecke Melonenstraße – plötzlich fünf E-Roller des Anbieters „Lime” auf dem öffentlichen Gehweg. Dass der im Nachbarhaus ansässige Nähmaschinen-Reparateur seine Maschinen jetzt mit E-Rollern ausliefert, ist wohl kaum anzunehmen. Und für die letzten hundert Meter bis zum örtlichen Lebensmittelmarkt wird sich wohl auch niemand einen Elektroroller mieten. Okay, fünfzig Meter weiter ist eine Bushaltestelle. Aber wer dort ankommt, wohnt im Viertel und läuft heim. Wofür braucht Alt-Riedenberg also diese fünf E-Scooter?

Das wollte WILIH von „Lime” wissen. Die Anfrage beantwortete noch am selben Abend – was Interesse beweist – Florian Anders. Der Communications Manager der LimeBike Germany GmbH in Berlin schickte ein Bidschirmfoto eines Plans, der weitere Standorte in Riedenberg zeigt – einen beim Feuerwehrhaus und zwei an den Steinäckern. Die Elektroroller „warten dort auf Fahrerinnen und Fahrer”, schreibt er. Das ist genau das Problem: Sie warten und stehen herum.

Stören würden sie aber nicht, meint der Sprecher von „Lime” und verweist auf die freiwillige Selbstverpflichtung der Vermieter: „Der Anbieter verpflichtet sich, maximal 5 Fahrzeuge an einem Standort im Umkreis von 100 m aufzustellen. Die Fahrzeuge werden so aufgestellt, dass keine anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer (insbesondere keine Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Personen mit Mobilitätseinschränkungen, blinde und sehbehinderte Menschen) behindert werden.”

Die Selbstverpflichtung ist auf der Webseite der Stadt Stuttgart veröffentlicht (Link: hier). Dort stehen auch die Kontaktdaten aller vier in Stuttgart vertretenen Roller-Anbieter, bei denen man sich im Falle von Verstößen beschweren kann. Mehr hatte übrigens auch die Stadt Stuttgart dazu nicht zu sagen. Der Antwort von „Lime” sei nichts hinzuzufügen, antwortete eine Stadtsprecherin.

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Ein Gedanke zu „E-Roller als Stehroller stören auf Gehwegen

  • Es ist nun mal so, die STVO lässt meines Wissens zu, dass Zweiradfahrzeuge mit Versicherungskennzeichen auf dem Gehweg abgestellt werden dürfen, sofern der Fußgängerverkehr nicht behindert wird und mindestens 1 m bis zur Bordsteinkante eingehalten wird. (Frage: Wie ist das im verkehrsberuhigten Bereich geregelt?) Aber das scheint den Mitarbeitern des Ordungsamtes nicht bekannt zu sein. Da wird der Autofahrer, der auf einem kostenpflichtigen Parkplatz ohne Ticket steht, obwohl er nur in der Bäckerei ein Vesper holt, zur Kasse gebeten, der Scooter, der direkt dort auf dem Gehweg quer steht, wird ignoriert. Selbst schon mehrfach beobachtet.

    Andererseits ist es wie mit allen Geboten und Verordnungen: Die Leute interessiert es nicht, kontrolliert wird ja aus Personalmangel so gut wie gar nicht. Ein Beispiel dazu war der heutige Markttag in Wangen. Die Autos, die dort gegenüber der Kelter geparkt waren, um in der Kelter einzukaufen, und kein Ticket gezogen haben, wurden gnadenlos mit Bußgeld belegt. Eigentlich richtig so. Komisch ist nur, dass das im Wesentlichen nur mittwochs passiert. Ein Mitarbeiter eines dortigen Geschäftes ist nur kurz in den Laden gergangen, um mehrere gelbe Säcke abzuholen, und hat wohl kurz (oder zu lang?) mit seiner Mitarbeiterin gesprochen. Nach genau 3 min war der Zettel dran. Habe es so beobachtet und auf die Uhr geschaut. Etwas mehr Augenmaß wäre angebracht.

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