Hedelfingen soll zwei Flüchtlingssiedlungen bekommen

Stuttgart-Hedelfingen, [post_published] … Die Stadt Stuttgart plant die Errichtung von zwei Flüchtlingssiedlungen in Hedelfingen. An der Amstetter Straße sowie auf dem Sportgelände der SportKultur Stuttgart vor der „Dürrbachklause” sollen jeweils 19 Wohnmodule aufgestellt werden. Sie bieten bis zu vier Personen Platz. Dies wurde am 7. Dezember bekannt. In der Sitzung des Bezirksbeirats Hedelfingen soll das Projekt am 13. Dezember vorgestellt werden.

Die Unterbringungskapazitäten der Stadt sind laut Bürgermeister Thomas Fuhrmann „äußerst angespannt”. Viele Geflüchtete hätten kurzfristig in Hotels, Hallen oder Containern untergebracht werden müssen. Nun seien „schnellstmöglich zusätzliche Unterkünfte und Alternativen” zu schaffen. Dies soll mit sogenannten Modulbauten gelingen, die zunächst auf drei Jahre befristet aufgebaut werden.

Stadt unter Zeitdruck – SWSG soll bauen

Dafür hat die Stadtverwaltung nach drei Kriterien Flächen geprüft. Sie müssen sich für die geplante Nutzung eignen, zeitlich verfügbar sein und grundsätzlich für das Vorhaben genehmigungsfähig sein. Neben einer Fläche In den Entenäckern in Plieningen (für 100 Unterkunftsplätze) schlägt die Stadt zwei Flächen an der Amstetter Straße sowie an der Rohrackerstraße in Hedelfingen vor.

Da es schnell gehen muss und das städtische Hochbauamt ausgelastet ist, sollen der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft SWSG „alle für die Errichtung der Modulbauten erforderlichen Aufgaben übertragen” werden. Die Stadt hat es eilig: „Auf einen gesonderten Vorprojekt-, Projekt- und Baubeschluss wird verzichtet.” Das Placet der betroffenen Bezirksbeiräte und zuständigen Gemeinderatsausschüsse soll in der kommenden Woche eingeholt werden. Bereits am 15. Dezember soll in der Vollversammlung des Stadtparlaments der Beschluss gefasst werden. Ziel: Inbetriebnahme der ersten Einrichtungen Ende 2023.

Zwei Schlafzimmer, Wohnraum mit Küchenzeile, Bad mit Waschmaschine

Die vorgeschlagenen Module bieten Wohnraum für bis zu vier Personen: „Jede Einheit soll mit zwei Schlafzimmern, einem Wohnraum mit kleiner Küchenzeile und einem Bad samt Waschmaschine ausgestattet werden.” Vorgesehen ist eine zweigeschossige Bauweise. Die SWSG beschreibt ihre 14,5 Meter langen und 4,35 Meter breiten Modulbauten als wiederverwendbar an verschiedenen Standorten. An jedem der vorgeschlagenen Standorte sei auch ein Büromodul für eine Hausleitung beziehungsweise einen Sozialdienst möglich. Hinweise zu einer denkbaren Betreuung enthält die jetzt vorgestellte Konzeption der Stadt noch nicht.

An beiden vorgesehenen Hedelfinger Standorten sollen jeweils 19 Wohnmodule und ein Büromodul aufgestellt werden. Die Gesamtkosten für die Errichtung werden mit 6,02 Millionen (Amstetter Straße) beziehungsweise 5,96 Millionen Euro (Rohrackerstraße) angegeben. Davon seien 4,46 Millionen Euro (Amstetter Straße) beziehungsweise 4,54 Millionen Euro (Rohrackerstraße) „nachhaltige Investitionen”, schreibt die Stadt, „da die Module am nächsten Standort weiterverwendet werden können”. Theoretisch – denn zu möglichen Folgenutzungen enthält die jetzige Vorlage keine Angaben.

Amstetter Straße – Pachtverträge für drei Jahre plus drei Jahre Option

An der Amstetter Straße soll die Wohnsiedlung auf drei privaten Grundstücken zwischen dem Spielplatz und Elektro Eifler errichtet werden. Die Gesamtfläche beträgt 3.000 Quadratmeter. Mit den Eigentümern wurden Pachtverträge für zunächst drei Jahre abgeschlossen – plus drei Jahre Verlängerungsoption. Bei der Stadt rechnet man damit, zusätzlich eine Lärmschutzmauer zur B10 errichten zu müssen. Bereits im Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle ab 2015 war für diese Grundstücke eine Bebauung mit zwei Systembauten beschlossen worden. Der Bau wurde aber wegen damals nachlassender Flüchtlingszahlen nicht verwirklicht.

Rohrackerstraße – SportKultur und Stadt verhandeln noch über Ausgleich

An der Rohrackerstraße hat sich die Stadt Stuttgart das 1.800 Quadratmeter große Grundstück gegenüber dem Emma-Reichle-Heim ausgeguckt. Es wurde von der Stadt langfristig dem Verein SportKultur Stuttgart überlassen. Auf der Spielwiese neben einem Kleinspielfeld befinden sich ein Kinderspielplatz und ein Beachvolleyballfeld, am Waldrand die Vereinsgaststätte – vor Ort unter ihrem langjährigen Namen „Dürrbachklause” bekannt. Die Stadt möchte hier ebenfalls 76 Unterkunftsplätze in 19 Wohnmodulen sowie ein Büromodul errichten.

Ursprünglich sei das schon einmal in der engeren Wahl befindliche Areal für ein neues Vereinsheim vorgesehen gewesen, erklärt die Stadt. Deshalb sei eine Bebauung in der vorherigen Flüchtlingskrise nicht realisiert worden. Nun sei jedoch „eine Nutzung für den Sportverein” nicht mehr geplant, schreibt Bürgermeister Thomas Fuhrmann. Das stimmt nicht ganz: Weil dem Stadtbezirk Hedelfingen in den nächsten Jahren wegen des Turnhallenneubaus an der Hedelfinger Straße in Hedelfingen sowie der Sanierung der Sporthalle an der Tiefenbachschule in Rohracker die Hallenkapazitäten ausgehen, wurde erst vor einigen Monaten der Bau einer sogenannte Kaltlufthalle auf dem Sportgelände an der Rohrackerstraße ins Auge gefasst.

Wo soll dann Hallensport stattfinden?

Somit bekommt die Frage nach überdachten Sportmöglichkeiten im Stadtbezirk jetzt neue Nahrung. Hinzu kommt, dass die SportKultur von der Landeshauptstadt „Kompensationsmaßnahmen insbesondere für die konkret entfallende bzw. vom Verein erwartete eingeschränkte Nutzung” fordert. Die Kosten sind noch nicht kalkuliert, es wird verhandelt. Offenbar rechnet die Stadt auch damit, dass man sich vielleicht nicht einigt. Dann „wäre die Ausschreibung entsprechend zu reduzieren”, heißt es in der städtischen Beschlussvorlage. Und dann?

Doch zunächst ist der Bezirksbeirat Hedelfingen gefordert, sich zu dem Unterbringungskonzept zu äußern. Die Sitzung, in der dies passieren wird, ist öffentlich und findet am Dienstag, 13. Dezember, ab 18 Uhr im Saal der neuen Kindertagesstätte Am Bergwald 19 (beim Waldheim) in Hedelfingen statt.

Foto oben (Quelle: SWSG, Stadt Stuttgart): Modell eines geplanten zweigeschossigen Modulbaus 


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