Ideen für den Kelterplatz überzeugen noch nicht

Stuttgart-Wangen … Ein echter Platz ist der Bereich vor der Wangener Kelter nicht. Das soll sich ändern. Eine großangelegte Umgestaltung könnte für mehr Aufenthaltsqualität sorgen. Angedacht ist eine Art Shared Space mit Bäumen, Bänken und Brunnen. Dafür müssten aber etliche Parkplätze geopfert werden werden. Am 29. November wurde in der öffentlichen Sitzung des Wangener Bezirksbeirats ein städtischer Entwurf vorgestellt. Überzeugen konnte er noch nicht. Die Bezirksbeiräte wollen sich jetzt erst einmal in ihren Fraktionen beraten.

Baumdach vor der Kelter kostet Parkplätze

Der Entwurf der Stuttgarter Stadtplaner lebt von der Vorstellung eines Baumquartiers mit drei mal drei parallel entlang der Straße angeordneten Bäumen, das sich über die Ulmer Straße bis zur gegenüberliegenden Straßenseite hin erstreckt (siehe in der Bezirksbeiratssitzung gezeigte Skizze oben). Welche Bäume das sein sollen, steht noch nicht fest – nur dass Kastanien und Eichen nicht in Frage kommen. Die Bewässerunng der Bäume soll über Regenwasser sichergestellt werden, das vom großen Kelterdach gewonnen wird. Brunnen, Sitzgelegenheiten und nicht blendende Beleuchtung sollen zum Verweilen einladen. Fix ist bereits eine Baumhülse für den Weihnachts- und Maibaum vor dem Eingang zum Eberhard-Ludwig-Saal.

Um vor der Kelter ein Baumdach etablieren zu können, möchten die Planer die Fahrbahn der Ulmer Straße ein ganzes Stück in Richtung Geschäfte verlegen. Dadurch würden zwölf Parkplätze entfallen, in einer Planvariante immerhin noch neun. Auch der jetzt vor der Kelter bestehende Taxiplatz müsste weichen; er könnte vor die Begegnungsstätte verlegt werden. Dass es in Wangen seit Kurzem einen dritten Stellplatz für ein Rolli-Taxi gibt, war den Planern neu; für ihn müsste noch ein Platz gefunden werden. Vor der Kelter soll laut städtischer Planung ein Tempolimit von 20 km/h gelten, ansonsten gilt auf der inneren Ulmer Straße jetzt schon Tempo 30.

Das ungeliebte Sammelsurium von Schau- und Postkästen soll vor der Kelter verschwinden. Ob die Kästen – wie geplant – vor den Geschäften an der gegenüberliegenden Straßenseite einen besseren Platz finden, wird im Bezirksbeirat bezweifelt. Die Schaukästen würden die Lokalpolitiker lieber unmittelbar vor der Kelterfront aufstellen, den Sammelkasten für die Post-Briefträger an die Kelter-Rückseite verbannen.

Zukunftsmusik sind weitergehende Überlegungen der Stadtplaner zum bereits umgestalteten rückwärtigen Kelterplatz. Grundidee: In einem weiteren Bauabschnitt könnte der Bereich hinter der Kelter durch fünf neue Bäume das Erscheinungsbild vor der Kelter doppeln. Die rückwärtigen Keltereingänge ließen sich durch eine Reihe von Pollern von parkenden Autos freihalten, so eine weitere Idee. Auch hier ein Problem: Es wären weitere Parkplätze zu opfern.

Die Sorge vor einem Ladensterben geht um

Der Bezirksbeirat beurteilte die Pläne wohlwollend, aber kritisch. Sorge bereitet den Stadtbezirksparlamentariern vor allem ein drohender Wegfall von Parkplätzen vor Metzgerei und Bäckerei gegenüber der Kelter. Hier wirkt der Schock der Schlecker-Schließung nach. Seitdem gibt es im Ortskern keinen Drogeriemarkt mehr. Jetzt bitte nicht auch noch Metzger und Bäcker riskieren, lautet die Devise. Das könnte ein weiteres Ladensterben initiieren – dann wäre das Ortszentrum tot. Und mit ihm der Kelterplatz. Detailkritik am Rande: Eine zwischen Bäumen angeordnete Baumhülse ließe die in Wangen traditionsreiche Maibaumaufstellung mit Manneskraft nicht mehr zu.

Die zentrale Frage lautet nun: Warum eigentlich die Fahrbahn verschieben? Man könnte doch alles lassen, wie es ist. Warum eigentlich nicht nur den Platz vor der Kelter neu gestalten, bepflanzen und möblieren? Vielleicht mit versetzten Baumreihen. Und die Parkplätze behalten, damit die Geschäfte sichern, aber trotzdem die Aufenthaltsqualität vor der Kelter verbessern. Zumal die Fahrbahn auch bei einem Shared Space wohl wieder einen Asphaltbelag bekäme, wie auf Nachfrage zu hören war. Über Geld und Zeit wurde zwar noch überhaupt nicht gesprochen. Aber: Wahrscheinlich wäre das deutlich preiswerter – und damit vielleicht Jahre früher zu realisieren.

Die Wangener Bezirksbeiräte bekommen jetzt die Planungsunterlagen und machen sich ihre eigenen Gedanken. Die Stadtplaner werten die gewonnenen Informationen und Anregungen aus. Im nächsten Jahr wird die Diskussion dann wieder aufgenommen.

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Ein Gedanke zu „Ideen für den Kelterplatz überzeugen noch nicht

  • Zu den Parkplätzen: hier sollte erst einmal festgestellt werden, wie viele Besucher von Metzgerei und Bäckerei überhaupt die Parkplätze benötigen. Meiner Beobachtung nach sind es meist Dauerparker dort. Die Kunden von Metzgerei, Bäckerei und Geldautomat parken eher gegenüber die Ausfahrten der Feuerwehr zu.

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