Jugendbühne: Geschichtsstunde der besonderen Art

Ostfildern … Dieses Jahr ist eigentlich ein ganz Besonderes: Vor genau 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg mit der Kapitulation des Deutschen Reiches. Aus diesem Anlass hat sich die Jugendbühne Ostfildern (JuBO) etwas Besonderes überlegt: ein selbstgeschriebenes Theaterstück, gewidmet den jüdischen Opfern des Holocaust.

Monatelang recherchierten Spieler des Ensembles in Biographien, Akten und Dokumenten, Tagebüchern, Fotos und Videoaufnahmen die Lebensgeschichten von insgesamt fünfzehn Jugendlichen und jungen Menschen. Durch den beachtlichen Einsatz des Ensembles unter der Regie von Gerhard Bauer entstand schlussendlich die bühnenreife Fassung des Stücks „Wider der weißen Wolke – Fredy Hirsch und seine Jugendlichen“, das diese Geschichten erzählt. Die Geschichte beginnt mit der Flucht von Fredy und begleitet dann die Jugendlichen von Prag über das Ghetto Theresienstadt bis schließlich zur Deportation nach Auschwitz. Dort handelt Fredy mit Mengele und dem Lagerleiter Schwarzhuber für die Kinder verbesserte Lebensbedingungen aus.

Das Theaterstück sollte dieses Jahr, genau zum 75. Jahrestag am 8. Mai, seine Premiere im Zentrum Zinsholz feiern. Doch dieses Jahr läuft alles anders als geplant. Wenige Wochen vor der eigentlichen Premiere wurde klar, dass das Projekt unter den gegebenen Umständen nicht aufführbar ist. Die JuBO stand vor der Frage: „Wie gehen wir als Verein, mit laufenden Projekten, mit einer Pandemie um? Ist es uns überhaupt möglich, trotz der Umstände „Fredy Hirsch“ zu einem Abschluss zu bringen?“. Sie stand vor der Entscheidung, ob das Projekt abgebrochen werden sollte, in das so viel Zeit und Herzblut geflossen ist. Doch der JuBO ist dieses Projekt so sehr ans Herz gewachsen – zu sehr, als dass sie es im Sand verlaufen lassen könnte. Deswegen entschied sie sich dazu, das Stück komplett zu reformieren und „coronatauglich“ zu machen.

Die Aufführungen wurden in den Herbst verschoben, und über den Sommer entwickelte die JuBO ein komplett neues Konzept, um die Veranstaltungen unter Einhaltung der Regulierungen trotzdem durchführen zu können. Sie entschied sich dazu, Szenen mit wenigen Personen filmisch aufzunehmen und zusammenzuschneiden und Massenszenen zu erzählen. Um dem Theater treu zu bleiben, werden ausgewählte Szenen ergänzend zum Film live gespielt.

Nun präsentiert der engagierte, selbstverwaltete Theaterverein voller Stolz ein außergewöhnliches Theaterstück, das aus einer Ausstellung mit geschichtlichem Zeitstrahl, einem Film und einer Live-Performance besteht. In insgesamt dreieinhalb Stunden tauchen die Zuschauer in die Welt von Fredy Hirsch und seinen Jugendlichen ein und erfahren über drei verschiedene Medientypen ihre emotionalen, herzzerreißenden und wahren Geschichten. Eine Geschichtsstunde der besonderen Art. „Wider der weißen Wolke“ steht gegen das Vergessen der zahlreichen Schicksale, die uns heute, 75 Jahre später, noch berühren und uns lehren, dass so etwas nie wieder passieren darf.

Veranstaltungshinweise

Die Ausstellungsräume werden jeweils um 18.30 Uhr geöffnet, die filmische Vorstellung mit Live-Performance beginnt um 19 Uhr. Nach der Aufführung bleibt die Ausstellung weitere 45 Minuten geöffnet. Es wird sehr empfohlen, diese Zeiten für die Ausstellung zu nutzen.

Natürlich gelten die Abstands- und Hygieneregeln auch für den Zuschauerraum. Hierfür wurde ein spezielles Hygienekonzept entwickelt, das die Zuschauer mit ihrer Buchungsbestätigung erhalten. Während der Pausen und der Ausstellungszeit gilt die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasenschutzes. An ihren persönlichen Plätzen können die Besucher während der Vorstellung auf die Maske verzichten.

Die JuBO bittet: „Bitte beachten Sie, dass deutlich weniger Plätze als sonst üblich vorhanden sind. Wenn Sie in einem Haushalt leben, bittet die JuBO die Interessierten, sich gemeinsam einzubuchen. Somit kann die Platzzahl von 25 Personen pro Vorstellung leicht erhöht werden.” Die Sicherheitsabstände zu anderen Zuschauern werden selbstverständlich unter allen Umständen eingehalten.

Die Eintrittsgelder werden wie üblich vor Ort in Empfang genommen. Die Zuschauer werden gebeten, das Eintrittsgeld bereits abgezählt mitzubringen, um möglichen Kontakt zu minimieren.

Für die Vorstellungen zwischen Samstag, 10. Oktober, Freitag, 16. Oktober, und Samstag, 17. Oktober, jeweils um 18.30 Uhr, gibt es aktuell noch Karten zu kaufen. Aufgrund der hohen Nachfrage und der begrenzten Platzzahl hat die JuBO sich außerdem dazu entschieden, eine Zusatzvorstellung am Sonntag, 11. Oktober, um 14.30 Uhr anzubieten. Auf Anfragen sind auch Sondervorstellungen (z.B. für Schulklassen) für bis zu ca. 30 Personen unter der Woche vormittags, nachmittags oder abends möglich. Karten können reservieret werden unter karten@jubo.info. Weitere Informationen auf der Website www.jubo.info.

Quelle und Szenenfoto (G.Bauer): Jugendbühne Ostfildern.

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