Kein Interim gefunden – Kita-Sanierung gefährdet?

Stuttgart-Sillenbuch … Der Waldorf-Kindergarten am Himbeerweg 21 ist in der Betreuung von Vorschulkindern eine Institution. Doch nach gut 50 Jahren muss das Gebäude umfangreich saniert und – wegen des gestiegenen Bedarfs – erweitert werden. Das Projekt ist komplett durchgeplant und finanziert. Doch kann es realisiert werden? Das hängt davon ab, ob noch schnell ein Übergangsquartier für die 18-monatige Bauzeit gefunden werden kann. Bislang gab es nur Absagen. Steht deswegen der Kindergarten bald vor dem Aus?

Auch wenn die Verantwortlichen das nicht explizit sagen wollten, als sie am vergangenen Mittwochabend (12.6.2024) ihr Projekt dem Sillenbucher Bezirksbeirat vorstellten: Die Zukunft des Waldorfkindergarten hängt am seidenen Faden. Seit eineinhalb Jahren planen die Vorstände des privaten Trägervereins ihr Projekt und suchen nach einer Interimslösung. Aber bei der Stadt Stuttgart – die das 7,1 Millionen teure Sanierungsvorhaben mit 5,325 Millionen Euro fördert – beißen sie auf Granit. Alle ihre Standortvorschläge wurden mit einem „Geht nicht!” quittiert. Die Begründungen erschienen auch den Sillenbucher Bezirksbeiräten wenig überzeugend. Daher soll jetzt nicht bloß nach weiteren Standorten gesucht, sondern auch noch einmal nachgehakt werden. Aber: Die Zeit drängt! Das Baugesuch soll demnächst eingereicht werden. Anfang 2025 möchte man mit den Bauarbeiten starten.

Vier Standortvorschläge von der Stadt abgelehnt

Zwanzig Objekte wurden bereits geprüft. Gesucht wird seit zehn Monaten in erster Linie nach einem Areal, auf dem für die geplant eineinhalbjährige Bauzeit (2025 bis August 2026) Container aufgestellt werden können. Vier Ideen erscheinen realisierbar, jeweils für eine Grundfläche von 600 Quadratmetern – eingeschossig oder zweigeschossig. Stephanie Eschenbach und Marco Grünke vom Vorstand des Kindergartenvereins stellten sie dem Bezirksbeirat Sillenbuch vor:

  • Das Grundstück am Höhenringweg, auf dem das neue Feuerwehrhaus gebaut werden soll. Diese Fläche wäre dem Kindergartenträger als Übergangslösung am liebsten. Die Idee wurde aber abgelehnt, weil angeblich ein Wasseranschluss fehlt.
  • Die Bernsteinwiese in Heumaden „Über der Straße”. Abgelehnt wegen angeblich vorrangigen Bedarfs. Vermutlich ist damit der von der Stadt gewünschte Bau eines eigenen Kindergartens gemeint. Allerdings ist der noch nicht budgetiert. Über den Standort wurde jahrelang gestritten.
  • Das städtische Grundstück an der Gorch-Fock-Straße 32. Abgelehnt, weil baurechtlich angeblich keine Bebauung zulässig ist. Seit dem Abriss der ehemaligen Schulgebäude, die zuletzt noch als Flüchtlingsunterkunft und Notquartier für Obdachlose gedient hatten, verwildert das Grundstück. Ein Bebauungsplan für einen Kindergarten liegt seit vielen Jahren in der Schublade, weil einer Verwirklichung die Sorge entgegensteht, dass benachbarte Waldbäume auf das Grundstück fallen könnten. Konkret nachgewiesen ist dies aktuell aber wohl nicht.
  • Letztlich wäre der Trägerverein auch bereit, ein Interim oberhalb des zu sanierenden Gebäudes auf dem eigenen Grundstück einzurichten. Auch dies wurde abgelehnt. Angeblich würde der Ausblick, den man vom darüberliegenden Aussichtspunkt an der Kernenblickstraße genießen kann, getrübt.

Das Gebäude ist technisch veraltet und räumlich unzureichend

Die geplante Maßnahme ist aber kein Luxus. Eine Zukunft hat der Waldorfkindergarten nämlich nur, wenn das Gebäude saniert und erweitert wird. Es ist technisch veraltet und für den Bedarf zu klein, weil dringend Schlafräume für alle Kinder zur Verfügung zu stellen sind. Deshalb haben die Architekten ein zusätzliches Staffelgeschoss geplant (siehe Modellfoto oben). Außerdem will man den Mitarbeitern endlich Sozialräume mit Tageslicht zur Verfügung stellen. Bisher finden Pausen und Besprechungen im Keller statt. Nicht mehr zeitgemäß ist auch, dass das Haus am Himbeerweg nicht barrierefrei ist. Deswegen soll ein Aufzug eingebaut werden. Zudem sollten bei einer Sanierung auch Energieversorgung und Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht werden, wie Architekt Lukas Brenner den Bezirksbeiräten anhand von Plänen erklärte.

Der Kindergarten startete Anfang der 1970er Jahre als viergruppige Halbtageseinrichtung. Über die Jahre wurde er zu einer heute fünfgruppigen Ganztages-Kita weiterentwickelt. Aktuell werden von 38 Mitarbeitern – darunter Teilzeitkräfte, Auszubildende und FSJler – 95 Kinder betreut. Diese Plätze wären auf einen Schlag in Gefahr, wenn die Sanierung am Himbeerweg mangels Übergangsquartier aufgegeben werden müsste. Kann die Stadt dies riskieren?

Modellfoto oben: plus bauplanung gmbh


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