KiTa-Neubau am Bergwald – morgen Entscheidung

Stuttgart-Hedelfingen … Der Waldheimverein Hedelfingen hat Großes vor. Anstelle der „Ratten-Kita”, die die Stadt Stuttgart abreißen will, soll ein modernes Gebäude mit besten Voraussetzungen für modernste Kinderbetreuung entstehen. Bauen möchte es der Waldheimverein, die Stadt will es langfristig mieten. Ein Entwurf ist bereits fertig, ein Kreditvertrag vorbereitet, ein ehrgeiziger Zeitplan steht. Morgen (7.11.2020) können die Mitglieder des Waldheimvereins den Startschuss für das Projekt geben. Im Rahmen einer coronagerechten Videokonferenz halten sie eine außerordentliche Mitgliederversammlung ab, die weitreichende Folgen für den Verein, aber auch für die Kinderbetreuung in Hedelfingen hat.

Auf einmal ging alles ganz schnell. Kurz nach Pfingsten thematisierte WILIH den Rattenbefall in der Kindertagesstätte der Stadt Stuttgart (erster Bericht: hier). Rasch stellte sich dann heraus, dass die Stadt das schon länger währende Rattenproblem nicht mehr in den Griff bekommt. Elternbeirat, Waldheimverein und Bezirksbeirat machten Druck. Dann entschied die Stadt, ihre Kita endgültig aufzugeben. Die Durchseuchung war so weit fortgeschritten, dass das vierzig Jahre alte Gebäude nicht mehr zu retten war. Es soll nun abgerissen werden.

Das Grundstück, auf dem es steht, gehört dem Waldheimverein Hedelfingen. Dessen Vorsitzender Paul Wurm hatte die zündende Idee: Der Verein baut eine neue Kita, die Stadt mietet die Räume und betreibt am Bergwald langfristig eine Tagesstätte für zehn Kinder zwischen null und drei Jahren sowie 40 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren. Wurm holte die Hedelfinger Architekten Michel Roeder und Matthias Baisch ins Boot, die in rekordverdächtiger Zeit über den Sommer einen bemerkenswerten Entwurf erarbeiteten (Foto oben, weitere Bilder und Pläne: larob. studio für architektur). Erste Stimmen sprechen bereits von einem neuen Wahrzeichen Hedelfingens.

Parallel betrieb Wurm die Einigung mit der Stadt voran und handelte mit der Hausbank des Waldheimvereins einen Darlehensvertrag aus. Die Investitionssumme liegt bei 2,3 Millionen Euro. Ein Zuschuss aus einem Investitionsprogramm des Bundes zur Förderung der Kinderbetreuung soll beantragt werden; der Waldheimverein hofft auf 360.000 Euro. „Die Kitazeit ist das prägende Fundament, hier ist jeder Euro eine lohnende Investition in die Zukunft unserer Kinder”, sagt Vereinschef Wurm. Für seine Mitglieder will sich der Waldheimverein ein Belegungsrecht für fünf Kita-Plätze sichern. Außerdem bekommt der Waldheimverein ein Nutzungsrecht für einen großen Saal im Kita-Gebäude.

Im Hintergrund unterstützte Kai Freier das Vorhaben nach Kräften. Nach außen erscheint der Hedelfinger Bezirksvorsteher als Mann der leisen Töne. Seine Verwaltungserfahrung und die Gabe, im richtigen Moment die entscheidenden Verbindungen zu knüpfen, dürften das für Hedelfingen wichtige Infrastrukturprojekt aber stark befördert haben. Der Bezirksvorsteher hat sich auf Bitte des Vereinsvorstands bereit erklärt, bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Hedelfinger Waldheimvereins morgen Nachmittag die Abstimmung zu leiten.

Dann hängt alles an den Vereinsmitgliedern. Folgen sie Paul Wurm, der im Laufe seiner 13-jährigen Amtszeit aus dem von Überalterung bedrohten Verein, der kaum noch eine zeitgemäße Aufgabe für sich fand, eine – wenn nicht die – Institution in der Kinderbetreuung für Hedelfingen gemacht hat? Dann dürfte nicht nur endgültig der Verein die Weichen in eine vielversprechende Zukunft gestellt haben. Auch für Hedelfingen wäre eine moderne Kindertagesstätte am Bergwald Gold wert. Denn dass mit attraktiven Betreuungsplätzen die Wohnqualität eines Stadtteils gewinnt, ist eine Binsenweisheit. Und um junge Familien bemüht sich Hedelfingen händeringend.

Geben die Mitglieder des Waldheimvereins morgen Nachmittag per Video-Voting grünes Licht, dann wäre das auch der Start in eine Partnerschaft eines privaten Bauherrn mit der Landeshauptstadt, die vielleicht schon bald als Musterbeispiel für privat-öffentliche Infrastrukturprojekte dienen könnte. Auch und vor allem, was die Zeitschiene angeht. Denn: Paul Wurms Plan sieht vor, dass bereits ab 2022 am Bergwald die ersten Kindergartenkinder in ihrer neuen, lichtdurchfluteten Kita spielen und im Garten davor toben können.

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Ein Gedanke zu „KiTa-Neubau am Bergwald – morgen Entscheidung

  • Super Idee. Kinder sind unsere Zukunft!

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