Löffeln wie über Wolken

Eine dänische Designmarke habe ein Flugzeugbesteck herausgebracht, war in der vorigen Woche zu lesen. Aber nicht für den Flug ist das Zeug, sondern für zu Hause. Nun könnte man meinen: So können auch diejenigen wie Jetsetter speisen, die sich keinen Flug leisten können. Doch wahrscheinlich liegt der Preis für das dänische Design weit über dem Tarif für einen handelsüblichen Urlaubsflug. Aber für Menschen mit Flugangst böte sich die Chance, den heimischen Esstisch während der Nahrungsaufnahme zur Kabine werden zu lassen. Jedoch: Dies war wohl nicht der Hintergedanke der Designer. Vielmehr soll die weit verbreitete Lust am Klauen bei der Formgestaltung Pate gestanden haben. Was auf einen gewissen Bedarf an üblicherweise etwas klein geratenen Esswerkzeugen schließen lassen könnte. Jedenfalls werden Bestecke wohl besonders gerne und häufig aus Flugzeugen entwendet. Natürlich nur aus solchen, in denen mehrgängige Menüs serviert werden. Billigfluglinien haben darunter nicht zu leiden. Sie bieten ja allenfalls Fingerfood oder mit keinem Messer der Welt zu zerkleinernde Gummibrötchen an. Meistens aber gar nichts mehr – was in puncto Geschmackserlebnis eher ein Gewinn ist. Wer also daheim wie über den Wolken speisen möchte, ohne mit einem Bein im Gefängnis zu sitzen, kann jetzt so tun als ob. Den Dänen sei Dank. Der Ehrliche bringt aus dem Flugzeug eh’ nur eine Grippe als Souvenir mit – weil mal wieder der Nebenmann die ganze Zeit gehustet hat. Die folgenden zwei Wochen kann er seinen Hustensaft aber jetzt mit einem Designer-Werkzeug löffeln.

Rundgeschaut … Die Seite 3 Kolumne aus dem WILIH … 14.3.2018