Pfarrbrunnen in Betrieb genommen: Es fließt wieder Wasser

Stuttgart-Wangen … Mit der offiziellen Inbetriebnahme des Pfarrbrunnens bei der Michaelskirche am 17. Mai wurde ein neues Kapitel einer langen Geschichte zu Ende geschrieben. Martin Dolde kennt alle Kapitel der Geschichte und kann sie bei Bedarf rückblickend bis ins 14. Jahrhundert erzählen. Der Ortschronist und Brunnensponsor freute sich mit vielen Gästen über das gelungene Werk.

Wer „braucht” im Jahre 2017 einen Brunnen, in den man per Knopfdruck Leitungswasser fließen lassen kann? Streng genommen natürlich kein Mensch. Aber gäbe es nicht Idealisten wie Martin Dolde und sein „Brunnenteam”, gäbe es nicht Unternehmer wie Stefan Huthmann, der großzügig eine Finanzspritze zu geben bereit war, und gäbe es nicht Bezirksbeiräte und Kirchengemeinderäte, die ortsverbunden und geschlossen hinter dem Projekt stehen – dann wäre ein Stückchen Wangener Ortsgeschichte nun nicht wieder für alle erlebbar geworden. Und dient die Erinnerung an Ursprünge nicht auch der Orientierung in der Gegenwart?

Hoffnung auf Unterstützung aus nächstem Haushalt

Lange zurück liegt die Zeit, in der Wasser aus einer Quelle sprudelte und in einem Brunnentrog zum Schöpfen zu sammeln war. Heute ist es das Geld, das fließen muss. Rund 40.000 Euro sind es, die nach Schätzung von Martin Dolde aufzubringen waren, um am Fuße des Wangener Wahrzeichens – der Michaelskirche – wieder einen Brunnen zu installieren. Einen Brunnen, der funktioniert und der an prominenter Stelle an das erste Pfarrhaus sowie dessen Wasserversorgung durch die Quelle am Rotweg erinnert. Gute sechs Jahrhunderte ist das her. Machen wir einen Sprung ins Jahr 1890 bzw. 1900, dann sehen wir in Zeichnungen von Hermann Drück und Johannes Raster den damaligen – ersten – Brunnen unterhalb der Kirche. Genau an dieser historischen Stelle ist jetzt der neue – dritte – Pfarrbrunnen installiert worden – als Wasserversorger nicht mehr lebensnotwendig, als Erinnerung an die Historie umso mehr. Gleichwohl erweist sich der Brunnen auch heute noch als praktisch: Besucher des benachbarten Friedhofs können sich hier Gießwasser holen. Oder sich einen kühlenden Schluck genehmigen, denn auf Knopfdruck fließt Trinkwasser. Die Geschichte von Brunnen Nummer Zwei ist schnell erzählt: Hinter der Mauer des „Anlägle” gegenüber der Michaelskirche wurde 1936 ein kleiner Brunnen quasi versteckt. 1990 war er schließlich defekt, der Trog gerissen – das Aus. Seine Überbleibsel fristen heute ein Schattendasein.

Für die evangelische Kirche in Wangen ist der Brunnen nun wie ein Geschenk. Nicht nur, dass es wieder einen Pfarrbrunnen gibt – er rundet das Ensemble unterhalb der Kirche auch dekorativ ab. Pfarrer Joachim Wolfer lobte deshalb bei der Einweihungsfeier am 17. Mai das gelungene Bauwerk und bedankte sich im Namen der Kirchengemeinde. Initiator und Mitsponsor Martin Dolde bedankte sich bei Stadt, Architekten, Brunnenteam und Finanziers und gab einen historischen Überblick von der ersten Erwähnung des Brunnens im Jahre 1396 bis zum Baubeschluss 2015. Renate Markgraf überbrachte allen Beteilgten den Dank des Stadtbezirkes, den sie als stellvertretende Bezirkvorsteherin vertrat. Leider musste sie berichten, dass sich das Stadtsäckel noch nicht geöffnet hat; die nach einem Antrag im Stuttgarter Gemeinderat erhofften 15.000 Euro fließen jetzt nicht nach Wangen. Das Brunnenteam hofft nun auf die im Herbst beginnenden Haushaltsplanberatungen.

Zum Firmenjubiläum großzügig gespendet

Stefan Huthmann verband seinen Dank an die beteiligten Handwerker mit Gedanken über den Erzengel Michael – den er sich als Brunnenskulptur oder Relief an der Wehrmauer hinter dem neunen Brunnen vorstellen kann. Der Wangener Baustoffunternehmer hatte anlässlich des 75-jährigen Bestehens seines Familienunternehmens im Jahre 2011 auf Vorschlag von Martin Dolde 15.000 Euro für den neuen Pfarrbrunnen gespendet. Im vergangenen September hatte Huthmann bei Bildhauer Lutterkord in Planegg einen gebrauchten Brunnentrog entdeckt, für den man sich dann entschied. Angeliefert wurde er im November, am 19. April begannen dann die Bauarbeiten, am 10. Mai war alles fertig und bepflanzt, jetzt konnte gefeiert werden.

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